Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Die betrachtenswürdige Korn-Aehre

Mit ihren Zeigefinger winken,
Die Erden-Mutter anzusehn,
Woraus sie mit dem Korn entspriessen,
Das Menschen theils und Vieh geniessen.

Sie zeigen uns den Schoos der Erden,
Daraus ihr Halm, das Fülle-Horn,
Und sie zugleich gebohren werden,
Mit ihren nährnden Wunderkorn:
Damit wir aber nicht gedächten,
Als wenn sie aus der Erd allein,
Die Seegensreiche Nahrung brächten;
So richten sie sich insgemein,
Mit ihren wallenden Gewimmel,
Auch wiederum gesteift zum Himmel.
Sie lehren mit gestrekten Spizzen,
Vom Himmel stamme ihr Gedein;
Der Höchsten Obhut ihr Beschüzzen,
Muß ihnen stat des Schirmdachs seyn.
Der Einflus von des Himmels Milde,
Der Wolken Thau und Regen-Guß,
Bekröne sie auf dem Gefilde
Mit Seegensreichen Ueberflus;
Und aus der Sonn, des Lichtes Bronnen,
Sey ihre Treibekraft geronnen.
Sie zeugen von dem höchsten Wesen,
Der sie und alle Ding gemacht,
Und geben uns auch klar zu lesen,
Daß der sie nur herfürgebracht,
Der weise sey in seinem Walten,
Der alles künstlich auferbaut,
Der

Die betrachtenswuͤrdige Korn-Aehre

Mit ihren Zeigefinger winken,
Die Erden-Mutter anzuſehn,
Woraus ſie mit dem Korn entſprieſſen,
Das Menſchen theils und Vieh genieſſen.

Sie zeigen uns den Schoos der Erden,
Daraus ihr Halm, das Fuͤlle-Horn,
Und ſie zugleich gebohren werden,
Mit ihren naͤhrnden Wunderkorn:
Damit wir aber nicht gedaͤchten,
Als wenn ſie aus der Erd allein,
Die Seegensreiche Nahrung braͤchten;
So richten ſie ſich insgemein,
Mit ihren wallenden Gewimmel,
Auch wiederum geſteift zum Himmel.
Sie lehren mit geſtrekten Spizzen,
Vom Himmel ſtamme ihr Gedein;
Der Hoͤchſten Obhut ihr Beſchuͤzzen,
Muß ihnen ſtat des Schirmdachs ſeyn.
Der Einflus von des Himmels Milde,
Der Wolken Thau und Regen-Guß,
Bekroͤne ſie auf dem Gefilde
Mit Seegensreichen Ueberflus;
Und aus der Sonn, des Lichtes Bronnen,
Sey ihre Treibekraft geronnen.
Sie zeugen von dem hoͤchſten Weſen,
Der ſie und alle Ding gemacht,
Und geben uns auch klar zu leſen,
Daß der ſie nur herfuͤrgebracht,
Der weiſe ſey in ſeinem Walten,
Der alles kuͤnſtlich auferbaut,
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="2">
            <l>
              <pb facs="#f0144" n="132"/>
              <fw place="top" type="header">Die betrachtenswu&#x0364;rdige Korn-Aehre</fw>
            </l><lb/>
            <l>Mit ihren Zeigefinger winken,</l><lb/>
            <l>Die Erden-Mutter anzu&#x017F;ehn,</l><lb/>
            <l>Woraus &#x017F;ie mit dem Korn ent&#x017F;prie&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Das Men&#x017F;chen theils und Vieh genie&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>ie zeigen uns den Schoos der Erden,</l><lb/>
            <l>Daraus ihr Halm, das Fu&#x0364;lle-Horn,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie zugleich gebohren werden,</l><lb/>
            <l>Mit ihren na&#x0364;hrnden Wunderkorn:</l><lb/>
            <l>Damit wir aber nicht geda&#x0364;chten,</l><lb/>
            <l>Als wenn &#x017F;ie aus der Erd allein,</l><lb/>
            <l>Die Seegensreiche Nahrung bra&#x0364;chten;</l><lb/>
            <l>So richten &#x017F;ie &#x017F;ich insgemein,</l><lb/>
            <l>Mit ihren wallenden Gewimmel,</l><lb/>
            <l>Auch wiederum ge&#x017F;teift zum Himmel.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>ie lehren mit ge&#x017F;trekten Spizzen,</l><lb/>
            <l>Vom Himmel &#x017F;tamme ihr Gedein;</l><lb/>
            <l>Der Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Obhut ihr Be&#x017F;chu&#x0364;zzen,</l><lb/>
            <l>Muß ihnen &#x017F;tat des Schirmdachs &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Der Einflus von des Himmels Milde,</l><lb/>
            <l>Der Wolken Thau und Regen-Guß,</l><lb/>
            <l>Bekro&#x0364;ne &#x017F;ie auf dem Gefilde</l><lb/>
            <l>Mit Seegensreichen Ueberflus;</l><lb/>
            <l>Und aus der Sonn, des Lichtes Bronnen,</l><lb/>
            <l>Sey ihre Treibekraft geronnen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>ie zeugen von dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten We&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;ie und alle Ding gemacht,</l><lb/>
            <l>Und geben uns auch klar zu le&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Daß der &#x017F;ie nur herfu&#x0364;rgebracht,</l><lb/>
            <l>Der wei&#x017F;e &#x017F;ey in &#x017F;einem Walten,</l><lb/>
            <l>Der alles ku&#x0364;n&#x017F;tlich auferbaut,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0144] Die betrachtenswuͤrdige Korn-Aehre Mit ihren Zeigefinger winken, Die Erden-Mutter anzuſehn, Woraus ſie mit dem Korn entſprieſſen, Das Menſchen theils und Vieh genieſſen. Sie zeigen uns den Schoos der Erden, Daraus ihr Halm, das Fuͤlle-Horn, Und ſie zugleich gebohren werden, Mit ihren naͤhrnden Wunderkorn: Damit wir aber nicht gedaͤchten, Als wenn ſie aus der Erd allein, Die Seegensreiche Nahrung braͤchten; So richten ſie ſich insgemein, Mit ihren wallenden Gewimmel, Auch wiederum geſteift zum Himmel. Sie lehren mit geſtrekten Spizzen, Vom Himmel ſtamme ihr Gedein; Der Hoͤchſten Obhut ihr Beſchuͤzzen, Muß ihnen ſtat des Schirmdachs ſeyn. Der Einflus von des Himmels Milde, Der Wolken Thau und Regen-Guß, Bekroͤne ſie auf dem Gefilde Mit Seegensreichen Ueberflus; Und aus der Sonn, des Lichtes Bronnen, Sey ihre Treibekraft geronnen. Sie zeugen von dem hoͤchſten Weſen, Der ſie und alle Ding gemacht, Und geben uns auch klar zu leſen, Daß der ſie nur herfuͤrgebracht, Der weiſe ſey in ſeinem Walten, Der alles kuͤnſtlich auferbaut, Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/144
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/144>, abgerufen am 25.04.2024.