Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Lehrreiche Weltschule.
So bist du erst geschikt, in jene Welt zu kommen,
So wirst du in die Schaar der Seelgen, aufge-
nommen,

Die dort vollkommen sind. Die Welt-Schul le-
get dir,

Was du zu lernen hast in dreien Stükken für:
Erkenne einen GOtt wie er sich selbst beschrie-
ben,

Jn der Natur und Schrift, ihn zu verehrn, zu lie-
ben:

Erkenne dich auch selbst als eine kleine Welt;
Warum der Schöpfer dir, die grosse dargestellt.
Sieh dein Verderben an, das dein Gewissen füh-
let,

Wenn deine Sinnligkeit im Lasterkothe wühlet.
Lern endlich wie du dich aus dem Verder-
ben ziehst,

Durch welches Hülfe du, der Eitelkeit entfliehst;
Durch welches Mittel man zu seinen GOtt gelan-
get,

Der in der Ewigkeit vollkomnen Lichte pranget.
Wenn du dies alles recht in dieser Welt bedacht;
So bist du schon gelehrt in dieser Schul gemacht,
Biß du mehr hören wirst dort vor des Höchsten
Stuhle.

Die Welt ist ferner auch die stete Uebungs-
schule,

Worin man, was man weis, nach unsers Schöp-
fers Schlus:

Jn Worten und der That zur Uebung bringen muß.
Wer etwas lernen will, der wird nach seinen Wis-
sen,

Die Probe durch die That, auch öfters machen
müssen;

Sonst
O 2
Die Lehrreiche Weltſchule.
So biſt du erſt geſchikt, in jene Welt zu kommen,
So wirſt du in die Schaar der Seelgen, aufge-
nommen,

Die dort vollkommen ſind. Die Welt-Schul le-
get dir,

Was du zu lernen haſt in dreien Stuͤkken fuͤr:
Erkenne einen GOtt wie er ſich ſelbſt beſchrie-
ben,

Jn der Natur und Schrift, ihn zu verehrn, zu lie-
ben:

Erkenne dich auch ſelbſt als eine kleine Welt;
Warum der Schoͤpfer dir, die groſſe dargeſtellt.
Sieh dein Verderben an, das dein Gewiſſen fuͤh-
let,

Wenn deine Sinnligkeit im Laſterkothe wuͤhlet.
Lern endlich wie du dich aus dem Verder-
ben ziehſt,

Durch welches Huͤlfe du, der Eitelkeit entfliehſt;
Durch welches Mittel man zu ſeinen GOtt gelan-
get,

Der in der Ewigkeit vollkomnen Lichte pranget.
Wenn du dies alles recht in dieſer Welt bedacht;
So biſt du ſchon gelehrt in dieſer Schul gemacht,
Biß du mehr hoͤren wirſt dort vor des Hoͤchſten
Stuhle.

Die Welt iſt ferner auch die ſtete Uebungs-
ſchule,

Worin man, was man weis, nach unſers Schoͤp-
fers Schlus:

Jn Worten und der That zur Uebung bringen muß.
Wer etwas lernen will, der wird nach ſeinen Wiſ-
ſen,

Die Probe durch die That, auch oͤfters machen
muͤſſen;

Sonſt
O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0223" n="211"/>
          <fw place="top" type="header">Die Lehrreiche Welt&#x017F;chule.</fw><lb/>
          <l>So bi&#x017F;t du er&#x017F;t ge&#x017F;chikt, in jene Welt zu kommen,</l><lb/>
          <l>So wir&#x017F;t du in die Schaar der Seelgen, aufge-<lb/><hi rendition="#et">nommen,</hi></l><lb/>
          <l>Die dort vollkommen &#x017F;ind. Die Welt-Schul le-<lb/><hi rendition="#et">get dir,</hi></l><lb/>
          <l>Was du zu lernen ha&#x017F;t in dreien Stu&#x0364;kken fu&#x0364;r:</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">Erkenne einen GOtt</hi> wie er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;chrie-<lb/><hi rendition="#et">ben,</hi></l><lb/>
          <l>Jn der Natur und Schrift, ihn zu verehrn, zu lie-<lb/><hi rendition="#et">ben:</hi></l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">Erkenne dich auch &#x017F;elb&#x017F;t</hi> als eine kleine Welt;</l><lb/>
          <l>Warum der Scho&#x0364;pfer dir, die gro&#x017F;&#x017F;e darge&#x017F;tellt.</l><lb/>
          <l>Sieh dein Verderben an, das dein Gewi&#x017F;&#x017F;en fu&#x0364;h-<lb/><hi rendition="#et">let,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn deine Sinnligkeit im La&#x017F;terkothe wu&#x0364;hlet.</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Lern endlich wie du dich aus dem Verder-<lb/><hi rendition="#et">ben zieh&#x017F;t,</hi></hi> </l><lb/>
          <l>Durch welches Hu&#x0364;lfe du, der Eitelkeit entflieh&#x017F;t;</l><lb/>
          <l>Durch welches Mittel man zu &#x017F;einen <hi rendition="#fr">GOtt</hi> gelan-<lb/><hi rendition="#et">get,</hi></l><lb/>
          <l>Der in der Ewigkeit vollkomnen Lichte pranget.</l><lb/>
          <l>Wenn du dies alles recht in die&#x017F;er Welt bedacht;</l><lb/>
          <l>So bi&#x017F;t du &#x017F;chon gelehrt in die&#x017F;er Schul gemacht,</l><lb/>
          <l>Biß du mehr ho&#x0364;ren wir&#x017F;t dort vor des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">Stuhle.</hi></l><lb/>
          <l>Die Welt i&#x017F;t ferner auch die &#x017F;tete <hi rendition="#fr">Uebungs-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chule,</hi></hi></l><lb/>
          <l>Worin man, was man weis, nach un&#x017F;ers Scho&#x0364;p-<lb/><hi rendition="#et">fers Schlus:</hi></l><lb/>
          <l>Jn Worten und der That zur Uebung bringen muß.</l><lb/>
          <l>Wer etwas lernen will, der wird nach &#x017F;einen Wi&#x017F;-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;en,</hi></l><lb/>
          <l>Die Probe durch die That, auch o&#x0364;fters machen<lb/><hi rendition="#et">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en;</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">O 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Son&#x017F;t</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0223] Die Lehrreiche Weltſchule. So biſt du erſt geſchikt, in jene Welt zu kommen, So wirſt du in die Schaar der Seelgen, aufge- nommen, Die dort vollkommen ſind. Die Welt-Schul le- get dir, Was du zu lernen haſt in dreien Stuͤkken fuͤr: Erkenne einen GOtt wie er ſich ſelbſt beſchrie- ben, Jn der Natur und Schrift, ihn zu verehrn, zu lie- ben: Erkenne dich auch ſelbſt als eine kleine Welt; Warum der Schoͤpfer dir, die groſſe dargeſtellt. Sieh dein Verderben an, das dein Gewiſſen fuͤh- let, Wenn deine Sinnligkeit im Laſterkothe wuͤhlet. Lern endlich wie du dich aus dem Verder- ben ziehſt, Durch welches Huͤlfe du, der Eitelkeit entfliehſt; Durch welches Mittel man zu ſeinen GOtt gelan- get, Der in der Ewigkeit vollkomnen Lichte pranget. Wenn du dies alles recht in dieſer Welt bedacht; So biſt du ſchon gelehrt in dieſer Schul gemacht, Biß du mehr hoͤren wirſt dort vor des Hoͤchſten Stuhle. Die Welt iſt ferner auch die ſtete Uebungs- ſchule, Worin man, was man weis, nach unſers Schoͤp- fers Schlus: Jn Worten und der That zur Uebung bringen muß. Wer etwas lernen will, der wird nach ſeinen Wiſ- ſen, Die Probe durch die That, auch oͤfters machen muͤſſen; Sonſt O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/223
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/223>, abgerufen am 28.03.2024.