Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die GOtt gefällige Augenlust.
Die Wallungen die dann uns zu der Sünde brin-
gen.

Als Eva erst die Frucht, die ihr verboten war,
Mit lüstern Blikken fah; da kam sie in Gefahr;
Da ward sie bald darauf, von der Begier bemei-
stert,

Die des Verstandes Aug mit blauen Dunst beklei-
stert.

Sie nahm in Lüsternheit, die ihr verbotne Frucht,
Die lieblich anzusehn; so wie die Schlang gesucht,
Die durch das Aug in ihr die böse Lust erreget,
Da war der Fall geschehn. Wenn man dies nur
erweget;

So sieht man wie gar leicht das Auge uns ver-
führt,

Wenn ein bezaubernd Bild die hohle Fläche rührt.
Wie manche Dina wird ins Wollust Nez gestrik-
ket,

Wenn sie mit freien Sinn, nach Hemors Jüngling
blikket (*)

Wie viele kommen nicht durch blendendes Me-
tal,

Das schnöden Geiz erregt, zum schweren Sünden-
fall;

Wenn wo ein Goldklump blizt; der Abgott dieser
Erden,

Kan einer daran leicht ein schändlich Räuber wer-
den,

Den die Begier betäubt, daß er es sehnlich greift,
Und sich dadurch ein Strik um seine Kehle schläuft.
Auf mannigfaltge Art kan uns das Aug verführen,
Daß wir durch einem Blik der Freiheit Gut verlie-
ren.

Dies
(*) 1 Mos. XXXIIII. 1. 2.
Die GOtt gefaͤllige Augenluſt.
Die Wallungen die dann uns zu der Suͤnde brin-
gen.

Als Eva erſt die Frucht, die ihr verboten war,
Mit luͤſtern Blikken fah; da kam ſie in Gefahr;
Da ward ſie bald darauf, von der Begier bemei-
ſtert,

Die des Verſtandes Aug mit blauen Dunſt beklei-
ſtert.

Sie nahm in Luͤſternheit, die ihr verbotne Frucht,
Die lieblich anzuſehn; ſo wie die Schlang geſucht,
Die durch das Aug in ihr die boͤſe Luſt erreget,
Da war der Fall geſchehn. Wenn man dies nur
erweget;

So ſieht man wie gar leicht das Auge uns ver-
fuͤhrt,

Wenn ein bezaubernd Bild die hohle Flaͤche ruͤhrt.
Wie manche Dina wird ins Wolluſt Nez geſtrik-
ket,

Wenn ſie mit freien Sinn, nach Hemors Juͤngling
blikket (*)

Wie viele kommen nicht durch blendendes Me-
tal,

Das ſchnoͤden Geiz erregt, zum ſchweren Suͤnden-
fall;

Wenn wo ein Goldklump blizt; der Abgott dieſer
Erden,

Kan einer daran leicht ein ſchaͤndlich Raͤuber wer-
den,

Den die Begier betaͤubt, daß er es ſehnlich greift,
Und ſich dadurch ein Strik um ſeine Kehle ſchlaͤuft.
Auf mannigfaltge Art kan uns das Aug verfuͤhren,
Daß wir durch einem Blik der Freiheit Gut verlie-
ren.

Dies
(*) 1 Moſ. XXXIIII. 1. 2.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0258" n="246"/>
          <fw place="top" type="header">Die GOtt gefa&#x0364;llige Augenlu&#x017F;t.</fw><lb/>
          <l>Die Wallungen die dann uns zu der Su&#x0364;nde brin-<lb/><hi rendition="#et">gen.</hi></l><lb/>
          <l>Als Eva er&#x017F;t die Frucht, die ihr verboten war,</l><lb/>
          <l>Mit lu&#x0364;&#x017F;tern Blikken fah; da kam &#x017F;ie in Gefahr;</l><lb/>
          <l>Da ward &#x017F;ie bald darauf, von der Begier bemei-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tert,</hi></l><lb/>
          <l>Die des Ver&#x017F;tandes Aug mit blauen Dun&#x017F;t beklei-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tert.</hi></l><lb/>
          <l>Sie nahm in Lu&#x0364;&#x017F;ternheit, die ihr verbotne Frucht,</l><lb/>
          <l>Die lieblich anzu&#x017F;ehn; &#x017F;o wie die Schlang ge&#x017F;ucht,</l><lb/>
          <l>Die durch das Aug in ihr die bo&#x0364;&#x017F;e Lu&#x017F;t erreget,</l><lb/>
          <l>Da war der Fall ge&#x017F;chehn. Wenn man dies nur<lb/><hi rendition="#et">erweget;</hi></l><lb/>
          <l>So &#x017F;ieht man wie gar leicht das Auge uns ver-<lb/><hi rendition="#et">fu&#x0364;hrt,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn ein bezaubernd Bild die hohle Fla&#x0364;che ru&#x0364;hrt.</l><lb/>
          <l>Wie manche Dina wird ins Wollu&#x017F;t Nez ge&#x017F;trik-<lb/><hi rendition="#et">ket,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ie mit freien Sinn, nach Hemors Ju&#x0364;ngling<lb/><hi rendition="#et">blikket</hi> <note place="foot" n="(*)">1 Mo&#x017F;. <hi rendition="#aq">XXXIIII.</hi> 1. 2.</note></l><lb/>
          <l>Wie viele kommen nicht durch blendendes Me-<lb/><hi rendition="#et">tal,</hi></l><lb/>
          <l>Das &#x017F;chno&#x0364;den Geiz erregt, zum &#x017F;chweren Su&#x0364;nden-<lb/><hi rendition="#et">fall;</hi></l><lb/>
          <l>Wenn wo ein Goldklump blizt; der Abgott die&#x017F;er<lb/><hi rendition="#et">Erden,</hi></l><lb/>
          <l>Kan einer daran leicht ein &#x017F;cha&#x0364;ndlich Ra&#x0364;uber wer-<lb/><hi rendition="#et">den,</hi></l><lb/>
          <l>Den die Begier beta&#x0364;ubt, daß er es &#x017F;ehnlich greift,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ich dadurch ein Strik um &#x017F;eine Kehle &#x017F;chla&#x0364;uft.</l><lb/>
          <l>Auf mannigfaltge Art kan uns das Aug verfu&#x0364;hren,</l><lb/>
          <l>Daß wir durch einem Blik der Freiheit Gut verlie-<lb/><hi rendition="#et">ren.</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Dies</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0258] Die GOtt gefaͤllige Augenluſt. Die Wallungen die dann uns zu der Suͤnde brin- gen. Als Eva erſt die Frucht, die ihr verboten war, Mit luͤſtern Blikken fah; da kam ſie in Gefahr; Da ward ſie bald darauf, von der Begier bemei- ſtert, Die des Verſtandes Aug mit blauen Dunſt beklei- ſtert. Sie nahm in Luͤſternheit, die ihr verbotne Frucht, Die lieblich anzuſehn; ſo wie die Schlang geſucht, Die durch das Aug in ihr die boͤſe Luſt erreget, Da war der Fall geſchehn. Wenn man dies nur erweget; So ſieht man wie gar leicht das Auge uns ver- fuͤhrt, Wenn ein bezaubernd Bild die hohle Flaͤche ruͤhrt. Wie manche Dina wird ins Wolluſt Nez geſtrik- ket, Wenn ſie mit freien Sinn, nach Hemors Juͤngling blikket (*) Wie viele kommen nicht durch blendendes Me- tal, Das ſchnoͤden Geiz erregt, zum ſchweren Suͤnden- fall; Wenn wo ein Goldklump blizt; der Abgott dieſer Erden, Kan einer daran leicht ein ſchaͤndlich Raͤuber wer- den, Den die Begier betaͤubt, daß er es ſehnlich greift, Und ſich dadurch ein Strik um ſeine Kehle ſchlaͤuft. Auf mannigfaltge Art kan uns das Aug verfuͤhren, Daß wir durch einem Blik der Freiheit Gut verlie- ren. Dies (*) 1 Moſ. XXXIIII. 1. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/258
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/258>, abgerufen am 23.04.2024.