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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Die wunderbahre Vermehrung des Getraides.
Den wir in Unvollkommenheit, nur blos allein be-
wundern können.

Wir denken an des Abgrunds Tieffen, die unsern
Geist in dich verschlingt,

Den die Unendlichkeit betäubet mit Ehrfurcht gleich
zurükke bringt

Wir lassen diesen Ausspruch hörn: Wer wird sich
noch wol träumen lassen

Ein Wesen das unendlich ist, in der Vernunft Be-
zirk zu fassen.

Jhr Narren die ihr dieses wollet, und euch zu sei-
nen Tieffen wagt,

Bedenket eh ihrs euch erkühnet, was weislich ein
Apostel (*) sagt:

Berechnet mir zuerst die Zahl der Körner, die aus
einem spriessen,

Nach einen angenomnen Saz, so wie sie sich ver-
mehren müssen,

So lange als das Feld geblühet; so lang die Frucht
des Akkers reift:

Jhr sagt: Wer kan die Zahlen fassen, sie sind zu
gros, zu sehr gehäuft:

Wollan! wie waget ihr euch denn, aus Thorheit
die sich selbst vergessen,

Des Schöpfers unermeßne Grös, die doch unend-
lich auszumessen.


Daß
(*) Paulus im Brieffe an die Römer c. XI. 33.
Zweyter Theil. R
Die wunderbahre Vermehrung des Getraides.
Den wir in Unvollkommenheit, nur blos allein be-
wundern koͤnnen.

Wir denken an des Abgrunds Tieffen, die unſern
Geiſt in dich verſchlingt,

Den die Unendlichkeit betaͤubet mit Ehrfurcht gleich
zuruͤkke bringt

Wir laſſen dieſen Ausſpruch hoͤrn: Wer wird ſich
noch wol traͤumen laſſen

Ein Weſen das unendlich iſt, in der Vernunft Be-
zirk zu faſſen.

Jhr Narren die ihr dieſes wollet, und euch zu ſei-
nen Tieffen wagt,

Bedenket eh ihrs euch erkuͤhnet, was weislich ein
Apoſtel (*) ſagt:

Berechnet mir zuerſt die Zahl der Koͤrner, die aus
einem ſprieſſen,

Nach einen angenomnen Saz, ſo wie ſie ſich ver-
mehren muͤſſen,

So lange als das Feld gebluͤhet; ſo lang die Frucht
des Akkers reift:

Jhr ſagt: Wer kan die Zahlen faſſen, ſie ſind zu
gros, zu ſehr gehaͤuft:

Wollan! wie waget ihr euch denn, aus Thorheit
die ſich ſelbſt vergeſſen,

Des Schoͤpfers unermeßne Groͤs, die doch unend-
lich auszumeſſen.


Daß
(*) Paulus im Brieffe an die Roͤmer c. XI. 33.
Zweyter Theil. R
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[257/0269] Die wunderbahre Vermehrung des Getraides. Den wir in Unvollkommenheit, nur blos allein be- wundern koͤnnen. Wir denken an des Abgrunds Tieffen, die unſern Geiſt in dich verſchlingt, Den die Unendlichkeit betaͤubet mit Ehrfurcht gleich zuruͤkke bringt Wir laſſen dieſen Ausſpruch hoͤrn: Wer wird ſich noch wol traͤumen laſſen Ein Weſen das unendlich iſt, in der Vernunft Be- zirk zu faſſen. Jhr Narren die ihr dieſes wollet, und euch zu ſei- nen Tieffen wagt, Bedenket eh ihrs euch erkuͤhnet, was weislich ein Apoſtel (*) ſagt: Berechnet mir zuerſt die Zahl der Koͤrner, die aus einem ſprieſſen, Nach einen angenomnen Saz, ſo wie ſie ſich ver- mehren muͤſſen, So lange als das Feld gebluͤhet; ſo lang die Frucht des Akkers reift: Jhr ſagt: Wer kan die Zahlen faſſen, ſie ſind zu gros, zu ſehr gehaͤuft: Wollan! wie waget ihr euch denn, aus Thorheit die ſich ſelbſt vergeſſen, Des Schoͤpfers unermeßne Groͤs, die doch unend- lich auszumeſſen. Daß (*) Paulus im Brieffe an die Roͤmer c. XI. 33. Zweyter Theil. R

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/269>, abgerufen am 28.03.2024.