Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Schaubühne der Welt.
Ein Crösus kommt mit güldnen Schäzzen
Und betet seinen Mammons-Gözzen
Jn tiefster Ehrerbietung an.
Er glaubt der könne ihn beschüzzen,
Er sagt: Wer ist der dessen Blizzen,
Und Allmacht wiederstehen kan?
Ein jeder siehet seines gleichen,
Jn allen Oertern, Ländern, Reichen,
Wenn man die Welt nur recht beschaut.
Wie viele sind die GOtt zwar kennen
Doch mehr zum schnöden Goldklump rennen
Dem Herz und Sinn Alltäre baut.
Der Schauplaz ändert die Gardienen,
Und Croesus der erst reich erschienen,
Jst nun ein armer Bettelmann.
Der Abgott den er sehr geliebet,
Entfleucht und er erkennt betrübet.
Wie bald sichs mit uns ändern kan.
Wie viele sind in Bettel-Orden,
Die vorher reich nun arm geworden
Und durch den Wechsel erst gelehrt,
Daß sie das Zweifelhafte Glükke
Und ihre falsche Zauber-Blikke,
Zwar sehr und doch umsonst geehrt.
O! wie entzükket den die Liebe,
Der auf den Schauplaz seine Triebe
Jn angeflammter Wallung zeigt;
Er wünscht auf ewig seiner Schönen,
Als
Die Schaubuͤhne der Welt.
Ein Croͤſus kommt mit guͤldnen Schaͤzzen
Und betet ſeinen Mammons-Goͤzzen
Jn tiefſter Ehrerbietung an.
Er glaubt der koͤnne ihn beſchuͤzzen,
Er ſagt: Wer iſt der deſſen Blizzen,
Und Allmacht wiederſtehen kan?
Ein jeder ſiehet ſeines gleichen,
Jn allen Oertern, Laͤndern, Reichen,
Wenn man die Welt nur recht beſchaut.
Wie viele ſind die GOtt zwar kennen
Doch mehr zum ſchnoͤden Goldklump rennen
Dem Herz und Sinn Alltaͤre baut.
Der Schauplaz aͤndert die Gardienen,
Und Croeſus der erſt reich erſchienen,
Jſt nun ein armer Bettelmann.
Der Abgott den er ſehr geliebet,
Entfleucht und er erkennt betruͤbet.
Wie bald ſichs mit uns aͤndern kan.
Wie viele ſind in Bettel-Orden,
Die vorher reich nun arm geworden
Und durch den Wechſel erſt gelehrt,
Daß ſie das Zweifelhafte Gluͤkke
Und ihre falſche Zauber-Blikke,
Zwar ſehr und doch umſonſt geehrt.
O! wie entzuͤkket den die Liebe,
Der auf den Schauplaz ſeine Triebe
Jn angeflammter Wallung zeigt;
Er wuͤnſcht auf ewig ſeiner Schoͤnen,
Als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0087" n="75"/>
          <fw place="top" type="header">Die Schaubu&#x0364;hne der Welt.</fw><lb/>
          <lg n="5">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>in Cro&#x0364;&#x017F;us kommt mit gu&#x0364;ldnen Scha&#x0364;zzen</l><lb/>
            <l>Und betet &#x017F;einen Mammons-Go&#x0364;zzen</l><lb/>
            <l>Jn tief&#x017F;ter Ehrerbietung an.</l><lb/>
            <l>Er glaubt der ko&#x0364;nne ihn be&#x017F;chu&#x0364;zzen,</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;agt: Wer i&#x017F;t der de&#x017F;&#x017F;en Blizzen,</l><lb/>
            <l>Und Allmacht wieder&#x017F;tehen kan?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>in jeder &#x017F;iehet &#x017F;eines gleichen,</l><lb/>
            <l>Jn allen Oertern, La&#x0364;ndern, Reichen,</l><lb/>
            <l>Wenn man die Welt nur recht be&#x017F;chaut.</l><lb/>
            <l>Wie viele &#x017F;ind die <hi rendition="#fr">GOtt</hi> zwar kennen</l><lb/>
            <l>Doch mehr zum &#x017F;chno&#x0364;den Goldklump rennen</l><lb/>
            <l>Dem Herz und Sinn Allta&#x0364;re baut.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>er Schauplaz a&#x0364;ndert die Gardienen,</l><lb/>
            <l>Und Croe&#x017F;us der er&#x017F;t reich er&#x017F;chienen,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t nun ein armer Bettelmann.</l><lb/>
            <l>Der Abgott den er &#x017F;ehr geliebet,</l><lb/>
            <l>Entfleucht und er erkennt betru&#x0364;bet.</l><lb/>
            <l>Wie bald &#x017F;ichs mit uns a&#x0364;ndern kan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie viele &#x017F;ind in Bettel-Orden,</l><lb/>
            <l>Die vorher reich nun arm geworden</l><lb/>
            <l>Und durch den Wech&#x017F;el er&#x017F;t gelehrt,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie das Zweifelhafte Glu&#x0364;kke</l><lb/>
            <l>Und ihre fal&#x017F;che Zauber-Blikke,</l><lb/>
            <l>Zwar &#x017F;ehr und doch um&#x017F;on&#x017F;t geehrt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l><hi rendition="#in">O</hi>! wie entzu&#x0364;kket den die Liebe,</l><lb/>
            <l>Der auf den Schauplaz &#x017F;eine Triebe</l><lb/>
            <l>Jn angeflammter Wallung zeigt;</l><lb/>
            <l>Er wu&#x0364;n&#x017F;cht auf ewig &#x017F;einer Scho&#x0364;nen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0087] Die Schaubuͤhne der Welt. Ein Croͤſus kommt mit guͤldnen Schaͤzzen Und betet ſeinen Mammons-Goͤzzen Jn tiefſter Ehrerbietung an. Er glaubt der koͤnne ihn beſchuͤzzen, Er ſagt: Wer iſt der deſſen Blizzen, Und Allmacht wiederſtehen kan? Ein jeder ſiehet ſeines gleichen, Jn allen Oertern, Laͤndern, Reichen, Wenn man die Welt nur recht beſchaut. Wie viele ſind die GOtt zwar kennen Doch mehr zum ſchnoͤden Goldklump rennen Dem Herz und Sinn Alltaͤre baut. Der Schauplaz aͤndert die Gardienen, Und Croeſus der erſt reich erſchienen, Jſt nun ein armer Bettelmann. Der Abgott den er ſehr geliebet, Entfleucht und er erkennt betruͤbet. Wie bald ſichs mit uns aͤndern kan. Wie viele ſind in Bettel-Orden, Die vorher reich nun arm geworden Und durch den Wechſel erſt gelehrt, Daß ſie das Zweifelhafte Gluͤkke Und ihre falſche Zauber-Blikke, Zwar ſehr und doch umſonſt geehrt. O! wie entzuͤkket den die Liebe, Der auf den Schauplaz ſeine Triebe Jn angeflammter Wallung zeigt; Er wuͤnſcht auf ewig ſeiner Schoͤnen, Als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/87
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/87>, abgerufen am 29.03.2024.