Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Der Krieg.

Vergötterte die tapfren Helden,
Wie uns die Zeitgeschichte melden.

Da wurde ungeheures Kriegen,
Und der Begierden wilder Brand,
Ein tapfres Heldenmäßig Siegen,
Die Laster, Tugenden genannt;
Ein jeder muste sich befleissen,
Ein Löwengleicher Held zu heissen.
Wer Ehre dachte zu erlangen,
Der wagte sich ins weite Feld:
Den Bogen, Pfeil und Schwerd und Stangen,
Die machen einen grossen Held:
Wer solche wüterisch regieret,
Wird mit dem Lorbeer ausgezieret.
Die Ruhe kroch nun hintern Mauren,
Verschanzte ihre Schüchternheit,
Sie schien das Blut noch zu bedauren,
Aus Eingebung der Menschligkeit:
Jedoch die Furien der Höllen,
Die hörten noch nicht auf zu bellen.
Wer sich aus Vorsicht so beschirmet,
Jn seinen engen Grenzen blieb,
Der ward mit Raserei bestürmet,
Aus einen Heldenmütgen Trieb:
Man suchte Thore zu zerbrechen,
Die leimern Mauren zu zerstechen.
Der Krieg zerriß die festen Bänder,
Die Treu und Redlichkeit geschürzt,
Die
O 5

Der Krieg.

Vergoͤtterte die tapfren Helden,
Wie uns die Zeitgeſchichte melden.

Da wurde ungeheures Kriegen,
Und der Begierden wilder Brand,
Ein tapfres Heldenmaͤßig Siegen,
Die Laſter, Tugenden genannt;
Ein jeder muſte ſich befleiſſen,
Ein Loͤwengleicher Held zu heiſſen.
Wer Ehre dachte zu erlangen,
Der wagte ſich ins weite Feld:
Den Bogen, Pfeil und Schwerd und Stangen,
Die machen einen groſſen Held:
Wer ſolche wuͤteriſch regieret,
Wird mit dem Lorbeer ausgezieret.
Die Ruhe kroch nun hintern Mauren,
Verſchanzte ihre Schuͤchternheit,
Sie ſchien das Blut noch zu bedauren,
Aus Eingebung der Menſchligkeit:
Jedoch die Furien der Hoͤllen,
Die hoͤrten noch nicht auf zu bellen.
Wer ſich aus Vorſicht ſo beſchirmet,
Jn ſeinen engen Grenzen blieb,
Der ward mit Raſerei beſtuͤrmet,
Aus einen Heldenmuͤtgen Trieb:
Man ſuchte Thore zu zerbrechen,
Die leimern Mauren zu zerſtechen.
Der Krieg zerriß die feſten Baͤnder,
Die Treu und Redlichkeit geſchuͤrzt,
Die
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="8">
            <l>
              <pb facs="#f0229" n="217"/>
              <fw place="top" type="header">Der Krieg.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Vergo&#x0364;tterte die tapfren Helden,</l><lb/>
            <l>Wie uns die Zeitge&#x017F;chichte melden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>a wurde ungeheures Kriegen,</l><lb/>
            <l>Und der Begierden wilder Brand,</l><lb/>
            <l>Ein tapfres Heldenma&#x0364;ßig Siegen,</l><lb/>
            <l>Die La&#x017F;ter, Tugenden genannt;</l><lb/>
            <l>Ein jeder mu&#x017F;te &#x017F;ich beflei&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Ein Lo&#x0364;wengleicher Held zu hei&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>er Ehre dachte zu erlangen,</l><lb/>
            <l>Der wagte &#x017F;ich ins weite Feld:</l><lb/>
            <l>Den Bogen, Pfeil und Schwerd und Stangen,</l><lb/>
            <l>Die machen einen gro&#x017F;&#x017F;en Held:</l><lb/>
            <l>Wer &#x017F;olche wu&#x0364;teri&#x017F;ch regieret,</l><lb/>
            <l>Wird mit dem Lorbeer ausgezieret.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Ruhe kroch nun hintern Mauren,</l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;chanzte ihre Schu&#x0364;chternheit,</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;chien das Blut noch zu bedauren,</l><lb/>
            <l>Aus Eingebung der Men&#x017F;chligkeit:</l><lb/>
            <l>Jedoch die Furien der Ho&#x0364;llen,</l><lb/>
            <l>Die ho&#x0364;rten noch nicht auf zu bellen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>er &#x017F;ich aus Vor&#x017F;icht &#x017F;o be&#x017F;chirmet,</l><lb/>
            <l>Jn &#x017F;einen engen Grenzen blieb,</l><lb/>
            <l>Der ward mit Ra&#x017F;erei be&#x017F;tu&#x0364;rmet,</l><lb/>
            <l>Aus einen Heldenmu&#x0364;tgen Trieb:</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;uchte Thore zu zerbrechen,</l><lb/>
            <l>Die leimern Mauren zu zer&#x017F;techen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>er Krieg zerriß die fe&#x017F;ten Ba&#x0364;nder,</l><lb/>
            <l>Die Treu und Redlichkeit ge&#x017F;chu&#x0364;rzt,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0229] Der Krieg. Vergoͤtterte die tapfren Helden, Wie uns die Zeitgeſchichte melden. Da wurde ungeheures Kriegen, Und der Begierden wilder Brand, Ein tapfres Heldenmaͤßig Siegen, Die Laſter, Tugenden genannt; Ein jeder muſte ſich befleiſſen, Ein Loͤwengleicher Held zu heiſſen. Wer Ehre dachte zu erlangen, Der wagte ſich ins weite Feld: Den Bogen, Pfeil und Schwerd und Stangen, Die machen einen groſſen Held: Wer ſolche wuͤteriſch regieret, Wird mit dem Lorbeer ausgezieret. Die Ruhe kroch nun hintern Mauren, Verſchanzte ihre Schuͤchternheit, Sie ſchien das Blut noch zu bedauren, Aus Eingebung der Menſchligkeit: Jedoch die Furien der Hoͤllen, Die hoͤrten noch nicht auf zu bellen. Wer ſich aus Vorſicht ſo beſchirmet, Jn ſeinen engen Grenzen blieb, Der ward mit Raſerei beſtuͤrmet, Aus einen Heldenmuͤtgen Trieb: Man ſuchte Thore zu zerbrechen, Die leimern Mauren zu zerſtechen. Der Krieg zerriß die feſten Baͤnder, Die Treu und Redlichkeit geſchuͤrzt, Die O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/229
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/229>, abgerufen am 19.04.2024.