Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die betrachtenswürdigen Bäume.
So findet man so viel Verwundrungs-volle Spu-
ren,

Der ewig weisen Macht, an Farben und Figuren.
Erwegt man ihren Nuz; so sieht man alsobald,
Daß sie wie Fächer sind, die brennende Gewalt
Der Sonnen, von der Frucht in etwas abzulen-
ken

Und sie des Morgens früh mit frischen Thau zu
tränken.

Sie sind ein Schuz und Schirm, beim kalten Win-
de Braus,

So lang die Frucht noch zart, sie theilen Nah-
rung aus,

Jn eine zarte Blüt durch die sehr kleinen Röhren,
Wodurch aus Ast und Zweig die dünnen Säfte
kehren.

Das Laub ist auch sehr schön zum Schirmdach vor
das Thier,

Das in dem Walde läuft; Es ist dem Baum zur
Zier

Es dient den Vögeln auch, die sich in stillen Schat-
ten,

Wo sie das Laub bedekt, mit Lust zusammen gat-
ten.

Es dekt ihr künstlich Nest: damit nicht jederman,
Die jung und matte Frucht so sichtbahr finden kan,
Es giebt den Menschen selbst manch inniges Ver-
gnügen,

Wenn sie zur Sommerszeit in seinem Schatten
liegen.

Wenn man den Baum nur so nach jedem Theil
erwegt,

Die Früchte auch besieht, die er zur Reiffe hegt:
So muß man alles das, bewundernswürdig nennen
Was
Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume.
So findet man ſo viel Verwundrungs-volle Spu-
ren,

Der ewig weiſen Macht, an Farben und Figuren.
Erwegt man ihren Nuz; ſo ſieht man alſobald,
Daß ſie wie Faͤcher ſind, die brennende Gewalt
Der Sonnen, von der Frucht in etwas abzulen-
ken

Und ſie des Morgens fruͤh mit friſchen Thau zu
traͤnken.

Sie ſind ein Schuz und Schirm, beim kalten Win-
de Braus,

So lang die Frucht noch zart, ſie theilen Nah-
rung aus,

Jn eine zarte Bluͤt durch die ſehr kleinen Roͤhren,
Wodurch aus Aſt und Zweig die duͤnnen Saͤfte
kehren.

Das Laub iſt auch ſehr ſchoͤn zum Schirmdach vor
das Thier,

Das in dem Walde laͤuft; Es iſt dem Baum zur
Zier

Es dient den Voͤgeln auch, die ſich in ſtillen Schat-
ten,

Wo ſie das Laub bedekt, mit Luſt zuſammen gat-
ten.

Es dekt ihr kuͤnſtlich Neſt: damit nicht jederman,
Die jung und matte Frucht ſo ſichtbahr finden kan,
Es giebt den Menſchen ſelbſt manch inniges Ver-
gnuͤgen,

Wenn ſie zur Sommerszeit in ſeinem Schatten
liegen.

Wenn man den Baum nur ſo nach jedem Theil
erwegt,

Die Fruͤchte auch beſieht, die er zur Reiffe hegt:
So muß man alles das, bewundernswuͤrdig nennen
Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0039" n="27"/>
          <fw place="top" type="header">Die betrachtenswu&#x0364;rdigen Ba&#x0364;ume.</fw><lb/>
          <l>So findet man &#x017F;o viel Verwundrungs-volle Spu-<lb/><hi rendition="#et">ren,</hi></l><lb/>
          <l>Der ewig wei&#x017F;en Macht, an Farben und Figuren.</l><lb/>
          <l>Erwegt man ihren Nuz; &#x017F;o &#x017F;ieht man al&#x017F;obald,</l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;ie wie Fa&#x0364;cher &#x017F;ind, die brennende Gewalt</l><lb/>
          <l>Der Sonnen, von der Frucht in etwas abzulen-<lb/><hi rendition="#et">ken</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ie des Morgens fru&#x0364;h mit fri&#x017F;chen Thau zu<lb/><hi rendition="#et">tra&#x0364;nken.</hi></l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;ind ein Schuz und Schirm, beim kalten Win-<lb/><hi rendition="#et">de Braus,</hi></l><lb/>
          <l>So lang die Frucht noch zart, &#x017F;ie theilen Nah-<lb/><hi rendition="#et">rung aus,</hi></l><lb/>
          <l>Jn eine zarte Blu&#x0364;t durch die &#x017F;ehr kleinen Ro&#x0364;hren,</l><lb/>
          <l>Wodurch aus A&#x017F;t und Zweig die du&#x0364;nnen Sa&#x0364;fte<lb/><hi rendition="#et">kehren.</hi></l><lb/>
          <l>Das Laub i&#x017F;t auch &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n zum Schirmdach vor<lb/><hi rendition="#et">das Thier,</hi></l><lb/>
          <l>Das in dem Walde la&#x0364;uft; Es i&#x017F;t dem Baum zur<lb/><hi rendition="#et">Zier</hi></l><lb/>
          <l>Es dient den Vo&#x0364;geln auch, die &#x017F;ich in &#x017F;tillen Schat-<lb/><hi rendition="#et">ten,</hi></l><lb/>
          <l>Wo &#x017F;ie das Laub bedekt, mit Lu&#x017F;t zu&#x017F;ammen gat-<lb/><hi rendition="#et">ten.</hi></l><lb/>
          <l>Es dekt ihr ku&#x0364;n&#x017F;tlich Ne&#x017F;t: damit nicht jederman,</l><lb/>
          <l>Die jung und matte Frucht &#x017F;o &#x017F;ichtbahr finden kan,</l><lb/>
          <l>Es giebt den Men&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;t manch inniges Ver-<lb/><hi rendition="#et">gnu&#x0364;gen,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ie zur Sommerszeit in &#x017F;einem Schatten<lb/><hi rendition="#et">liegen.</hi></l><lb/>
          <l>Wenn man den Baum nur &#x017F;o nach jedem Theil<lb/><hi rendition="#et">erwegt,</hi></l><lb/>
          <l>Die Fru&#x0364;chte auch be&#x017F;ieht, die er zur Reiffe hegt:</l><lb/>
          <l>So muß man alles das, bewundernswu&#x0364;rdig nennen</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0039] Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. So findet man ſo viel Verwundrungs-volle Spu- ren, Der ewig weiſen Macht, an Farben und Figuren. Erwegt man ihren Nuz; ſo ſieht man alſobald, Daß ſie wie Faͤcher ſind, die brennende Gewalt Der Sonnen, von der Frucht in etwas abzulen- ken Und ſie des Morgens fruͤh mit friſchen Thau zu traͤnken. Sie ſind ein Schuz und Schirm, beim kalten Win- de Braus, So lang die Frucht noch zart, ſie theilen Nah- rung aus, Jn eine zarte Bluͤt durch die ſehr kleinen Roͤhren, Wodurch aus Aſt und Zweig die duͤnnen Saͤfte kehren. Das Laub iſt auch ſehr ſchoͤn zum Schirmdach vor das Thier, Das in dem Walde laͤuft; Es iſt dem Baum zur Zier Es dient den Voͤgeln auch, die ſich in ſtillen Schat- ten, Wo ſie das Laub bedekt, mit Luſt zuſammen gat- ten. Es dekt ihr kuͤnſtlich Neſt: damit nicht jederman, Die jung und matte Frucht ſo ſichtbahr finden kan, Es giebt den Menſchen ſelbſt manch inniges Ver- gnuͤgen, Wenn ſie zur Sommerszeit in ſeinem Schatten liegen. Wenn man den Baum nur ſo nach jedem Theil erwegt, Die Fruͤchte auch beſieht, die er zur Reiffe hegt: So muß man alles das, bewundernswuͤrdig nennen Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/39
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/39>, abgerufen am 19.04.2024.