Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

Anno 1601. geschahe hier eine wunderliche Freyht: Es war eine Witfrau Ursula, welche anfangs Fabian Kretschmarn zur Ehe gehabt, den sie 1596. den 6. Jun. einen Sohn David gebohren, wobey Hanß Kuntze ein Milscher von Groß-Schönau gevatter stund, und diese seine Gevatterin nach des alten Kretschmars Tode 1598. den 30. Nov. zur Ehe nahm. Als aber dieser Kuntze auch bald starb, so sagte sie vor ehrlichen Leuten die Ehe recht und redlich zu, Barthel Jungemicheln, und zwar mit Hand und Munde. Weil aber hernach der Schaffer auf der Fr. Koblin Forberge Christoph Jentsch genannt, an die Freyt kam, gewan sie ihn lieber, und versprach ihm auch die Ehe, nahm ihn auch eine Zeitlang zu ihr heim, die Nahrung zuversorgen, als ein Wirth, und setzte Jungemicheln hinten an, und leugnet, sie hätte ihm nichts verheissen, gab auch vor, sie könte und wolte ihn nimmermehr nehmen, verschwur sich dazu hart und viel, und daß sie auch Ursache hätte, sagte sie öffentlich, er hätte ihr Unzucht zugemuthet. Er ist es aber keinesweges geständig gewesen, hat es auch an die Obrigkeit gelangen lassen, und daß sie ihm die Ehe zugesaget, kräftig erweiset. Hierauf hat ihr die Obrigkeit befohlen, sie solte ihre Zusage halten, und ihn zur Ehe nehmen, oder ihr Lebenlang ungefreyt bleiben. Wie sie das vernommen, daß sie ohne Mann bleiben solte, wo sie diesen nicht nehmen wolte, hat sie den Jentsch wieder lassen wandern, und ihr den 2. Jul. den Jungemicheln genommen. Kirchenb.

Anno 1607. den 24. Jun. ward Elias Reicheln ein Töchterlein Christina getauft, welches binnen 22. Jähriger Ehe das erste Kind gewesen. Kirchenb.

den 26. Aug. ward Lortz Förster begraben, dem die Füsse abgefaulet. Kirchenb.

Anno 1608. den 10. Jan. sind allhier Matthäi Günthers Zittauischen Gastwirths 2. Töchter getauft, und eines Magdalena und das andere Martha genannt. Sie sind von der Mutter aus Schrecken der grossen Feuersbrunst unzeitig gebohren, bald gestorben, und den 12. Jan. begraben worden. Schröter.

Anno 1601. geschahe hier eine wunderliche Freyht: Es war eine Witfrau Ursula, welche anfangs Fabian Kretschmarn zur Ehe gehabt, den sie 1596. den 6. Jun. einen Sohn David gebohren, wobey Hanß Kuntze ein Milscher von Groß-Schönau gevatter stund, und diese seine Gevatterin nach des alten Kretschmars Tode 1598. den 30. Nov. zur Ehe nahm. Als aber dieser Kuntze auch bald starb, so sagte sie vor ehrlichen Leuten die Ehe recht und redlich zu, Barthel Jungemicheln, und zwar mit Hand und Munde. Weil aber hernach der Schaffer auf der Fr. Koblin Forberge Christoph Jentsch genannt, an die Freyt kam, gewan sie ihn lieber, und versprach ihm auch die Ehe, nahm ihn auch eine Zeitlang zu ihr heim, die Nahrung zuversorgen, als ein Wirth, und setzte Jungemicheln hinten an, und leugnet, sie hätte ihm nichts verheissen, gab auch vor, sie könte und wolte ihn nimmermehr nehmen, verschwur sich dazu hart und viel, und daß sie auch Ursache hätte, sagte sie öffentlich, er hätte ihr Unzucht zugemuthet. Er ist es aber keinesweges geständig gewesen, hat es auch an die Obrigkeit gelangen lassen, und daß sie ihm die Ehe zugesaget, kräftig erweiset. Hierauf hat ihr die Obrigkeit befohlen, sie solte ihre Zusage halten, und ihn zur Ehe nehmen, oder ihr Lebenlang ungefreyt bleiben. Wie sie das vernommen, daß sie ohne Mann bleiben solte, wo sie diesen nicht nehmen wolte, hat sie den Jentsch wieder lassen wandern, und ihr den 2. Jul. den Jungemicheln genommen. Kirchenb.

Anno 1607. den 24. Jun. ward Elias Reicheln ein Töchterlein Christina getauft, welches binnen 22. Jähriger Ehe das erste Kind gewesen. Kirchenb.

den 26. Aug. ward Lortz Förster begraben, dem die Füsse abgefaulet. Kirchenb.

Anno 1608. den 10. Jan. sind allhier Matthäi Günthers Zittauischen Gastwirths 2. Töchter getauft, und eines Magdalena und das andere Martha genannt. Sie sind von der Mutter aus Schrecken der grossen Feuersbrunst unzeitig gebohren, bald gestorben, und den 12. Jan. begraben worden. Schröter.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0172" n="168"/>
          <p><hi rendition="#aq">Anno 1601.</hi> geschahe hier eine wunderliche Freyht: Es war eine Witfrau Ursula, welche anfangs Fabian Kretschmarn zur Ehe gehabt, den sie 1596. den <hi rendition="#aq">6. Jun.</hi> einen Sohn David gebohren, wobey Hanß Kuntze ein Milscher von Groß-Schönau gevatter stund, und diese seine Gevatterin nach des alten Kretschmars Tode 1598. den <hi rendition="#aq">30. Nov.</hi> zur Ehe nahm. Als aber dieser Kuntze auch bald starb, so sagte sie vor ehrlichen Leuten die Ehe recht und redlich zu, Barthel Jungemicheln, und zwar mit Hand und Munde. Weil aber hernach der Schaffer auf der Fr. Koblin Forberge Christoph Jentsch genannt, an die Freyt kam, gewan sie ihn lieber, und versprach ihm auch die Ehe, nahm ihn auch eine Zeitlang zu ihr heim, die Nahrung zuversorgen, als ein Wirth, und setzte Jungemicheln hinten an, und leugnet, sie hätte ihm nichts verheissen, gab auch vor, sie könte und wolte ihn nimmermehr nehmen, verschwur sich dazu hart und viel, und daß sie auch Ursache hätte, sagte sie öffentlich, er hätte ihr Unzucht zugemuthet. Er ist es aber keinesweges geständig gewesen, hat es auch an die Obrigkeit gelangen lassen, und daß sie ihm die Ehe zugesaget, kräftig erweiset. Hierauf hat ihr die Obrigkeit befohlen, sie solte ihre Zusage halten, und ihn zur Ehe nehmen, oder ihr Lebenlang ungefreyt bleiben. Wie sie das vernommen, daß sie ohne Mann bleiben solte, wo sie diesen nicht nehmen wolte, hat sie den Jentsch wieder lassen wandern, und ihr den <hi rendition="#aq">2. Jul.</hi> den Jungemicheln genommen. Kirchenb.</p>
          <p><hi rendition="#aq">Anno 1607.</hi> den <hi rendition="#aq">24. Jun.</hi> ward Elias Reicheln ein Töchterlein Christina getauft, welches binnen 22. Jähriger Ehe das erste Kind gewesen. Kirchenb.</p>
          <p>den <hi rendition="#aq">26. Aug.</hi> ward Lortz Förster begraben, dem die Füsse abgefaulet. Kirchenb.</p>
          <p><hi rendition="#aq">Anno 1608.</hi> den <hi rendition="#aq">10. Jan.</hi> sind allhier Matthäi Günthers Zittauischen Gastwirths 2. Töchter getauft, und eines Magdalena und das andere Martha genannt. Sie sind von der Mutter aus Schrecken der grossen Feuersbrunst unzeitig gebohren, bald gestorben, und den <hi rendition="#aq">12. Jan.</hi> begraben worden. Schröter.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0172] Anno 1601. geschahe hier eine wunderliche Freyht: Es war eine Witfrau Ursula, welche anfangs Fabian Kretschmarn zur Ehe gehabt, den sie 1596. den 6. Jun. einen Sohn David gebohren, wobey Hanß Kuntze ein Milscher von Groß-Schönau gevatter stund, und diese seine Gevatterin nach des alten Kretschmars Tode 1598. den 30. Nov. zur Ehe nahm. Als aber dieser Kuntze auch bald starb, so sagte sie vor ehrlichen Leuten die Ehe recht und redlich zu, Barthel Jungemicheln, und zwar mit Hand und Munde. Weil aber hernach der Schaffer auf der Fr. Koblin Forberge Christoph Jentsch genannt, an die Freyt kam, gewan sie ihn lieber, und versprach ihm auch die Ehe, nahm ihn auch eine Zeitlang zu ihr heim, die Nahrung zuversorgen, als ein Wirth, und setzte Jungemicheln hinten an, und leugnet, sie hätte ihm nichts verheissen, gab auch vor, sie könte und wolte ihn nimmermehr nehmen, verschwur sich dazu hart und viel, und daß sie auch Ursache hätte, sagte sie öffentlich, er hätte ihr Unzucht zugemuthet. Er ist es aber keinesweges geständig gewesen, hat es auch an die Obrigkeit gelangen lassen, und daß sie ihm die Ehe zugesaget, kräftig erweiset. Hierauf hat ihr die Obrigkeit befohlen, sie solte ihre Zusage halten, und ihn zur Ehe nehmen, oder ihr Lebenlang ungefreyt bleiben. Wie sie das vernommen, daß sie ohne Mann bleiben solte, wo sie diesen nicht nehmen wolte, hat sie den Jentsch wieder lassen wandern, und ihr den 2. Jul. den Jungemicheln genommen. Kirchenb. Anno 1607. den 24. Jun. ward Elias Reicheln ein Töchterlein Christina getauft, welches binnen 22. Jähriger Ehe das erste Kind gewesen. Kirchenb. den 26. Aug. ward Lortz Förster begraben, dem die Füsse abgefaulet. Kirchenb. Anno 1608. den 10. Jan. sind allhier Matthäi Günthers Zittauischen Gastwirths 2. Töchter getauft, und eines Magdalena und das andere Martha genannt. Sie sind von der Mutter aus Schrecken der grossen Feuersbrunst unzeitig gebohren, bald gestorben, und den 12. Jan. begraben worden. Schröter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die vorliegende Chronica Oder Historische Beschre… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-21T13:03:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-21T13:03:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-21T13:03:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Wo Virgeln (/) anstelle von Kommata genutzt werden, werden sie wie letztere behandelt, ohne Leerzeichen davor und mit Leerzeichen danach: "Wort/ Wort" genau so.
  • überstrichenes m → kontextsensitive Auflösung nach em, mm oder mb
  • ct-Ligatur → ct
  • rc., &c. → etc.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_chronica_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_chronica_1737/172
Zitationshilfe: Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_chronica_1737/172>, abgerufen am 19.04.2024.