Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Schwester zum Ziel treffen möge. Er wird
so dann als ein unpartheischer Schiedsmann
unseres Streits mir den Ruhm der Errathung
zutheilen. Freundschaffts-Thränen, sind
wohl Liebes-Thränen, aber nicht Verliebter
Liebes-Thränen, verzeihe hertz-geliebteste
Schwester! die Affecten die aus denen Ver-
wunderungs-Augen durch die Röthe sich her-
vor thun, und die untereinander vermeynte
Reden unsers hoch-wehrtesten Ehrenfrieds
zeigen gar ein anders an, denn indem er sich be-
mühet, uns noch mit mehrerer Lust über de-
nen bereits geschehenen Vergnügungen zu er-
wecken, hat er uns zu liebe in aufwallenden
Hertzens-Gedancken thränende dessen Begie-
rigkeit hervor thun wollen, und sein stammlen-
der Mund zeuget noch mehrere Begierde an
ersinnlicher Lustigkeiten, welche er ferner, die
doch höchst unnötig, erzeigen, und uns mit
Wohlthun gleichsam unempfindlich machen
will. Doch! indem sie weiter reden wolte,
legte ihr hoch-geliebter Ehe-Herr Adelbrecht
mit einen sachten Liebes-Schlag ihr drey Fin-
ger auf dem Mund, sagende: Mein Engel
beliebe einmahlein Ende zu machen, umb un-
sern allzuliebwehrtesten Herrn Wirth nicht
zur Ungedult zu reitzen, und überlaße es nun

sei-

Schweſter zum Ziel treffen moͤge. Er wird
ſo dann als ein unpartheiſcher Schiedsmann
unſeres Streits mir den Ruhm der Errathung
zutheilen. Freundſchaffts-Thraͤnen, ſind
wohl Liebes-Thraͤnen, aber nicht Verliebter
Liebes-Thraͤnen, verzeihe hertz-geliebteſte
Schweſter! die Affecten die aus denen Ver-
wunderungs-Augen durch die Roͤthe ſich her-
vor thun, und die untereinander vermeynte
Reden unſers hoch-wehrteſten Ehrenfrieds
zeigen gar ein anders an, denn indem er ſich be-
muͤhet, uns noch mit mehrerer Luſt uͤber de-
nen bereits geſchehenen Vergnuͤgungen zu er-
wecken, hat er uns zu liebe in aufwallenden
Hertzens-Gedancken thraͤnende deſſen Begie-
rigkeit hervor thun wollen, und ſein ſtammlen-
der Mund zeuget noch mehrere Begierde an
erſinnlicher Luſtigkeiten, welche er ferner, die
doch hoͤchſt unnoͤtig, erzeigen, und uns mit
Wohlthun gleichſam unempfindlich machen
will. Doch! indem ſie weiter reden wolte,
legte ihr hoch-geliebter Ehe-Herr Adelbrecht
mit einen ſachten Liebes-Schlag ihr drey Fin-
ger auf dem Mund, ſagende: Mein Engel
beliebe einmahlein Ende zu machen, umb un-
ſern allzuliebwehrteſten Herrn Wirth nicht
zur Ungedult zu reitzen, und uͤberlaße es nun

ſei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="13"/>
Schwe&#x017F;ter zum Ziel treffen mo&#x0364;ge. Er wird<lb/>
&#x017F;o dann als ein unparthei&#x017F;cher Schiedsmann<lb/>
un&#x017F;eres Streits mir den Ruhm der Errathung<lb/>
zutheilen. Freund&#x017F;chaffts-Thra&#x0364;nen, &#x017F;ind<lb/>
wohl Liebes-Thra&#x0364;nen, aber nicht Verliebter<lb/>
Liebes-Thra&#x0364;nen, verzeihe hertz-geliebte&#x017F;te<lb/>
Schwe&#x017F;ter! die <hi rendition="#aq">Affect</hi>en die aus denen Ver-<lb/>
wunderungs-Augen durch die Ro&#x0364;the &#x017F;ich her-<lb/>
vor thun, und die untereinander vermeynte<lb/>
Reden un&#x017F;ers hoch-wehrte&#x017F;ten Ehrenfrieds<lb/>
zeigen gar ein anders an, denn indem er &#x017F;ich be-<lb/>
mu&#x0364;het, uns noch mit mehrerer Lu&#x017F;t u&#x0364;ber de-<lb/>
nen bereits ge&#x017F;chehenen Vergnu&#x0364;gungen zu er-<lb/>
wecken, hat er uns zu liebe in aufwallenden<lb/>
Hertzens-Gedancken thra&#x0364;nende de&#x017F;&#x017F;en Begie-<lb/>
rigkeit hervor thun wollen, und &#x017F;ein &#x017F;tammlen-<lb/>
der Mund zeuget noch mehrere Begierde an<lb/>
er&#x017F;innlicher Lu&#x017F;tigkeiten, welche er ferner, die<lb/>
doch ho&#x0364;ch&#x017F;t unno&#x0364;tig, erzeigen, und uns mit<lb/>
Wohlthun gleich&#x017F;am unempfindlich machen<lb/>
will. Doch! indem &#x017F;ie weiter reden wolte,<lb/>
legte ihr hoch-geliebter Ehe-Herr Adelbrecht<lb/>
mit einen &#x017F;achten Liebes-Schlag ihr drey Fin-<lb/>
ger auf dem Mund, &#x017F;agende: Mein Engel<lb/>
beliebe einmahlein Ende zu machen, umb un-<lb/>
&#x017F;ern allzuliebwehrte&#x017F;ten Herrn Wirth nicht<lb/>
zur Ungedult zu reitzen, und u&#x0364;berlaße es nun<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ei-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0029] Schweſter zum Ziel treffen moͤge. Er wird ſo dann als ein unpartheiſcher Schiedsmann unſeres Streits mir den Ruhm der Errathung zutheilen. Freundſchaffts-Thraͤnen, ſind wohl Liebes-Thraͤnen, aber nicht Verliebter Liebes-Thraͤnen, verzeihe hertz-geliebteſte Schweſter! die Affecten die aus denen Ver- wunderungs-Augen durch die Roͤthe ſich her- vor thun, und die untereinander vermeynte Reden unſers hoch-wehrteſten Ehrenfrieds zeigen gar ein anders an, denn indem er ſich be- muͤhet, uns noch mit mehrerer Luſt uͤber de- nen bereits geſchehenen Vergnuͤgungen zu er- wecken, hat er uns zu liebe in aufwallenden Hertzens-Gedancken thraͤnende deſſen Begie- rigkeit hervor thun wollen, und ſein ſtammlen- der Mund zeuget noch mehrere Begierde an erſinnlicher Luſtigkeiten, welche er ferner, die doch hoͤchſt unnoͤtig, erzeigen, und uns mit Wohlthun gleichſam unempfindlich machen will. Doch! indem ſie weiter reden wolte, legte ihr hoch-geliebter Ehe-Herr Adelbrecht mit einen ſachten Liebes-Schlag ihr drey Fin- ger auf dem Mund, ſagende: Mein Engel beliebe einmahlein Ende zu machen, umb un- ſern allzuliebwehrteſten Herrn Wirth nicht zur Ungedult zu reitzen, und uͤberlaße es nun ſei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/29
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/29>, abgerufen am 28.03.2024.