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Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

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Gott aber wog, bei Sternenklang, pen_002.002
Der beiden Heere Krieg; pen_002.003
Er wog, und Preußens Schale sank, pen_002.004
Und Östreichs Schale stieg.

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Und daß es Prosa ist, wenn der Geschichtschreiber pen_002.006
erzählt: "Der König nahm so pen_002.007
weise Maßregeln, und griff die Feinde so pen_002.008
vortheilhaft an, daß er, ungeachtet ihrer pen_002.009
großen Überlegenheit, einen vollkommenen pen_002.010
Sieg erhielt."

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Was macht nun aber jenes zur Poesie pen_002.012
und dieses zur Prosa? Kein Unterschied pen_002.013
zwischen beiden Stellen fällt sichtbarer in pen_002.014
die Augen, als daß in der einen ein bestimmtes pen_002.015
Sylbenmaß ist, in der andern pen_002.016
nicht; daß die eine gereimt ist, die andere pen_002.017
nicht. - Sollten denn aber Sylbenmaß pen_002.018
und Reim wirklich den einzigen, pen_002.019
oder nur den Hauptunterschied machen? pen_002.020
Wir wollen sehen. - Der sonst vortreffliche pen_002.021
Hagedorn singt:

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Gott aber wog, bei Sternenklang, pen_002.002
  Der beiden Heere Krieg; pen_002.003
Er wog, und Preußens Schale sank, pen_002.004
 Und Östreichs Schale stieg.

pen_002.005

Und daß es Prosa ist, wenn der Geschichtschreiber pen_002.006
erzählt: „Der König nahm so pen_002.007
weise Maßregeln, und griff die Feinde so pen_002.008
vortheilhaft an, daß er, ungeachtet ihrer pen_002.009
großen Überlegenheit, einen vollkommenen pen_002.010
Sieg erhielt.“

pen_002.011

  Was macht nun aber jenes zur Poesie pen_002.012
und dieses zur Prosa? Kein Unterschied pen_002.013
zwischen beiden Stellen fällt sichtbarer in pen_002.014
die Augen, als daß in der einen ein bestimmtes pen_002.015
Sylbenmaß ist, in der andern pen_002.016
nicht; daß die eine gereimt ist, die andere pen_002.017
nicht. – Sollten denn aber Sylbenmaß pen_002.018
und Reim wirklich den einzigen, pen_002.019
oder nur den Hauptunterschied machen? pen_002.020
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[2/0043] pen_002.001 Gott aber wog, bei Sternenklang, pen_002.002   Der beiden Heere Krieg; pen_002.003 Er wog, und Preußens Schale sank, pen_002.004  Und Östreichs Schale stieg. pen_002.005 Und daß es Prosa ist, wenn der Geschichtschreiber pen_002.006 erzählt: „Der König nahm so pen_002.007 weise Maßregeln, und griff die Feinde so pen_002.008 vortheilhaft an, daß er, ungeachtet ihrer pen_002.009 großen Überlegenheit, einen vollkommenen pen_002.010 Sieg erhielt.“ pen_002.011   Was macht nun aber jenes zur Poesie pen_002.012 und dieses zur Prosa? Kein Unterschied pen_002.013 zwischen beiden Stellen fällt sichtbarer in pen_002.014 die Augen, als daß in der einen ein bestimmtes pen_002.015 Sylbenmaß ist, in der andern pen_002.016 nicht; daß die eine gereimt ist, die andere pen_002.017 nicht. – Sollten denn aber Sylbenmaß pen_002.018 und Reim wirklich den einzigen, pen_002.019 oder nur den Hauptunterschied machen? pen_002.020 Wir wollen sehen. – Der sonst vortreffliche pen_002.021 Hagedorn singt:

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Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/43>, abgerufen am 19.04.2024.