Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Am Abend trinke ich Fliederthee, um zu schwitzen, was aber nur halb gelingt, da es zu wenig ist. -

Sonntag den 30ten April 1843. Mit meiner Gesundheit geht es, wenn nicht besser, doch auch nicht schlimmer. Die Zerschlagenheit und Benommenheit ist ziemlich dieselbe; ich habe beinah bis zur Morgenandacht an einem Briefe an Lepsius zu schreiben, den ich dann durch Omar sammt meinen Plänen und seinem Reißzeug nach Cairo befördere. - Der alte Mashara mit einigen Franzosen kommt heute zu einem Besuch; Bonomi nimmt ihn an; sie verzehren ihr mitgebrachtes Frühstück in unserm Eßzelte. Auf den Nachmittag haben wir wie am vergangenen Sonntag eine Kaffeeparthie beschlossen und zwar nach dem Dorfe Schim Bab, wo der interressante Baum mit dem Santon ist, den Frey, Ernst und ich vormals gezeichnet. Der Tag war sehr schön, nur einige 20° Wärme; der Weg ging über Sakkara durch den Palmenwald, dann auf die Ebne zu, die zum Theil gelb von vollkommen reifem Weizen glänzte. Große Melonen oder vielmehr Kürbisse liegen zwischen grünen Blättern auf dem schwarzen Boden; aber an diesen jungen Pflanzen hat die junge Brut der Heuschrecken, die jetzt heranwächst in ungeheurer Anzahl, große Verwüstungen angerichtet, so an den Bamien, Gurken, besonders aber am Durrha (türkischer Weizen). - Interressant war mir auch die Art des Zermalmens des Bohnenstrohs, woraus dann der sogenannte Tibben wird; Schlitten zwischen deren Schleifhölzern 3 Walzen, jede mit 4 [eisernen] Scheiben (etwa 8 [Fuß] Durchmesser), die unzehig gestellt sind, versehen, zerbrechen das untergelegte Stroh, ohne daß die dazwischen fallenden Bohnen verletzt werden. Die Schlitten, von Menschen belastet, die sehr bequem auf der Bank oben sitzen, werden von Ochsen gezogen.

Am Abend trinke ich Fliederthee, um zu schwitzen, was aber nur halb gelingt, da es zu wenig ist. -

Sonntag den 30ten April 1843. Mit meiner Gesundheit geht es, wenn nicht besser, doch auch nicht schlimmer. Die Zerschlagenheit und Benommenheit ist ziemlich dieselbe; ich habe beinah bis zur Morgenandacht an einem Briefe an Lepsius zu schreiben, den ich dann durch Omar sammt meinen Plänen und seinem Reißzeug nach Cairo befördere. - Der alte Mashara mit einigen Franzosen kommt heute zu einem Besuch; Bonomi nimmt ihn an; sie verzehren ihr mitgebrachtes Frühstück in unserm Eßzelte. Auf den Nachmittag haben wir wie am vergangenen Sonntag eine Kaffeeparthie beschlossen und zwar nach dem Dorfe Schim Bab, wo der interressante Baum mit dem Santon ist, den Frey, Ernst und ich vormals gezeichnet. Der Tag war sehr schön, nur einige 20° Wärme; der Weg ging über Sakkara durch den Palmenwald, dann auf die Ebne zu, die zum Theil gelb von vollkommen reifem Weizen glänzte. Große Melonen oder vielmehr Kürbisse liegen zwischen grünen Blättern auf dem schwarzen Boden; aber an diesen jungen Pflanzen hat die junge Brut der Heuschrecken, die jetzt heranwächst in ungeheurer Anzahl, große Verwüstungen angerichtet, so an den Bamien, Gurken, besonders aber am Durrha (türkischer Weizen). - Interressant war mir auch die Art des Zermalmens des Bohnenstrohs, woraus dann der sogenannte Tibben wird; Schlitten zwischen deren Schleifhölzern 3 Walzen, jede mit 4 [eisernen] Scheiben (etwa 8 [Fuß] Durchmesser), die unzehig gestellt sind, versehen, zerbrechen das untergelegte Stroh, ohne daß die dazwischen fallenden Bohnen verletzt werden. Die Schlitten, von Menschen belastet, die sehr bequem auf der Bank oben sitzen, werden von Ochsen gezogen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0202" n="201"/>
Am Abend trinke ich Fliederthee, um zu schwitzen, was aber nur halb gelingt, da es zu wenig ist. -
</p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1843-04-30"><hi rendition="#u">Sonntag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 30ten April 1843</hi></date>. Mit <choice><abbr>m</abbr><expan>meiner</expan></choice> Gesundheit geht es, wenn nicht besser, doch auch nicht schlimmer. Die Zerschlagenheit <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Benommenheit ist ziemlich dieselbe; ich habe beinah bis zur Morgenandacht an <choice><abbr>e</abbr><expan>einem</expan></choice> Briefe an <persName><choice><abbr>Leps</abbr><expan>Lepsius</expan></choice></persName> zu schreiben, den ich dann durch <persName>Omar</persName> sammt meinen Plänen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> seinem Reißzeug nach <placeName>Cairo</placeName> befördere. - Der alte Mashara mit einigen Franzosen kommt heute zu <choice><abbr>e</abbr><expan>einem</expan></choice> Besuch; <persName>Bonomi</persName> nimmt ihn an; sie verzehren ihr mitgebrachtes Frühstück in unserm Eßzelte. Auf <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> Nachmittag haben wir wie am vergangenen Sonntag eine Kaffeeparthie beschlossen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> zwar nach <choice><abbr>d</abbr><expan>dem</expan></choice> Dorfe <placeName>Schim Bab</placeName>, wo der interressante Baum mit <choice><abbr>d</abbr><expan>dem</expan></choice> Santon ist, den <persName>Frey</persName>, <persName>Ernst</persName> <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> ich vormals gezeichnet. Der Tag war sehr schön, nur einige 20° Wärme; der Weg ging über <placeName>Sakkara</placeName> durch <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> Palmenwald, dann auf die Ebne zu, die zum Theil gelb von vollkommen reifem Weizen glänzte. Große Melonen <choice><abbr>od</abbr><expan>oder</expan></choice> vielmehr Kürbisse liegen <choice><abbr>zw</abbr><expan>zwischen</expan></choice> grünen Blättern auf <choice><abbr>d</abbr><expan>dem</expan></choice> schwarzen Boden; aber an diesen jungen Pflanzen hat die junge Brut der Heuschrecken, die jetzt heranwächst in ungeheurer Anzahl, große Verwüstungen angerichtet, so an den Bamien, Gurken, besonders aber am Durrha <choice><abbr>(türk</abbr><expan>(türkischer</expan></choice> Weizen). - Interressant war mir auch die Art des Zermalmens des Bohnenstrohs, woraus dann der <choice><abbr>sogen</abbr><expan>sogenannte</expan></choice> Tibben wird; Schlitten <choice><abbr>zw</abbr><expan>zwischen</expan></choice> deren Schleifhölzern 3 Walzen, jede mit 4 <supplied>eisernen</supplied> Scheiben (etwa 8 <supplied>Fuß</supplied> Durchmesser), die unzehig gestellt sind, versehen, zerbrechen das untergelegte Stroh, ohne daß die dazwischen fallenden Bohnen verletzt werden. Die Schlitten, <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> Menschen belastet, die sehr bequem auf <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Bank oben sitzen, werden <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> Ochsen gezogen.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0202] Am Abend trinke ich Fliederthee, um zu schwitzen, was aber nur halb gelingt, da es zu wenig ist. - Sonntag d 30ten April 1843. Mit m Gesundheit geht es, wenn nicht besser, doch auch nicht schlimmer. Die Zerschlagenheit d Benommenheit ist ziemlich dieselbe; ich habe beinah bis zur Morgenandacht an e Briefe an Leps zu schreiben, den ich dann durch Omar sammt meinen Plänen d seinem Reißzeug nach Cairo befördere. - Der alte Mashara mit einigen Franzosen kommt heute zu e Besuch; Bonomi nimmt ihn an; sie verzehren ihr mitgebrachtes Frühstück in unserm Eßzelte. Auf d Nachmittag haben wir wie am vergangenen Sonntag eine Kaffeeparthie beschlossen d zwar nach d Dorfe Schim Bab, wo der interressante Baum mit d Santon ist, den Frey, Ernst d ich vormals gezeichnet. Der Tag war sehr schön, nur einige 20° Wärme; der Weg ging über Sakkara durch d Palmenwald, dann auf die Ebne zu, die zum Theil gelb von vollkommen reifem Weizen glänzte. Große Melonen od vielmehr Kürbisse liegen zw grünen Blättern auf d schwarzen Boden; aber an diesen jungen Pflanzen hat die junge Brut der Heuschrecken, die jetzt heranwächst in ungeheurer Anzahl, große Verwüstungen angerichtet, so an den Bamien, Gurken, besonders aber am Durrha (türk Weizen). - Interressant war mir auch die Art des Zermalmens des Bohnenstrohs, woraus dann der sogen Tibben wird; Schlitten zw deren Schleifhölzern 3 Walzen, jede mit 4 eisernen Scheiben (etwa 8 Fuß Durchmesser), die unzehig gestellt sind, versehen, zerbrechen das untergelegte Stroh, ohne daß die dazwischen fallenden Bohnen verletzt werden. Die Schlitten, v Menschen belastet, die sehr bequem auf d Bank oben sitzen, werden v Ochsen gezogen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML. (2013-04-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus der Quelle entsprechen muss.
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-11T11:54:31Z)
: Transkription des Originals. (2013-04-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Zeilenumbrüche wurden nicht markiert.
  • Seitenumbrüche wurden beibehalten
  • Tilgungen und Einfügungen wurden nicht markiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/202
Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/202>, abgerufen am 24.04.2024.