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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

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rinnen. - Interressanter Anblick der Phisiognomien auf dem Verdeck im Vergleich zu den früheren Gesichtern der Griechen; die türkischen Gesichter sind mir lieber; Ruhe und oft Ehrwürdigkeit spricht aus ihnen. Ein Pascha ist auf dem 1ten Platz; er hat 3 - 4 zur Bedienung bei sich. Ein persischer Neger schleppt sich mit einem kleinen Kinde von einer Herrschaft aus Indien, die auch auf dem 1ten Platz ist. Ich kann nicht aufhören, die kauernden Gestalten zu mustern; treffliches Gesicht und Bart des einen, den ich zur Kurzweil etwas skizzire. Niederfallen und religiöse Waschungen und Übungen der Türken; kleiner Kompaß, um die Himmelsrichtung zu finden, nach der sie sich beugen und aufrichten. So vergeht der Tag; wir haben günstigen Wind, so daß wir die Segel ein wenig benutzen können; rechts und links schwinden Inseln vor uns vorüber. Der Mond war halb, und ich stand lange am Bord des Schiffes, um das köstliche Silber zu bewundern, was er in unermeßlichen Streifen über das Meer ausgoß; es war Sonntag und meine Seele betete, und ich dachte aller Lieben daheim und dort droben.

Montag den 12ten September 42. Ich habe leidlich geschlafen und bin etwa um 1/2 6 Uhr aufgestanden. Meine Beobachtungen der orientalischen Schiffsgesellschaft gehen fort, besonders unsres Pascha's, wie er sich recht behaglich eine Pfeife nach der andern anrauchen läßt, sein Schälchen Caffee trinkt etc. Auch mit meinem Engländer unterhalte ich mich oft; er zeigt sich wenig zufrieden mit diesem Dampfschiff, klagt über Hitze und Gestank. - Die Hitze wird in der That jetzt merklicher, doch nur einige Stunden; dann wird

rinnen. - Interressanter Anblick der Phisiognomien auf dem Verdeck im Vergleich zu den früheren Gesichtern der Griechen; die türkischen Gesichter sind mir lieber; Ruhe und oft Ehrwürdigkeit spricht aus ihnen. Ein Pascha ist auf dem 1ten Platz; er hat 3 - 4 zur Bedienung bei sich. Ein persischer Neger schleppt sich mit einem kleinen Kinde von einer Herrschaft aus Indien, die auch auf dem 1ten Platz ist. Ich kann nicht aufhören, die kauernden Gestalten zu mustern; treffliches Gesicht und Bart des einen, den ich zur Kurzweil etwas skizzire. Niederfallen und religiöse Waschungen und Übungen der Türken; kleiner Kompaß, um die Himmelsrichtung zu finden, nach der sie sich beugen und aufrichten. So vergeht der Tag; wir haben günstigen Wind, so daß wir die Segel ein wenig benutzen können; rechts und links schwinden Inseln vor uns vorüber. Der Mond war halb, und ich stand lange am Bord des Schiffes, um das köstliche Silber zu bewundern, was er in unermeßlichen Streifen über das Meer ausgoß; es war Sonntag und meine Seele betete, und ich dachte aller Lieben daheim und dort droben.

Montag den 12ten September 42. Ich habe leidlich geschlafen und bin etwa um ½ 6 Uhr aufgestanden. Meine Beobachtungen der orientalischen Schiffsgesellschaft gehen fort, besonders unsres Pascha’s, wie er sich recht behaglich eine Pfeife nach der andern anrauchen läßt, sein Schälchen Caffee trinkt etc. Auch mit meinem Engländer unterhalte ich mich oft; er zeigt sich wenig zufrieden mit diesem Dampfschiff, klagt über Hitze und Gestank. - Die Hitze wird in der That jetzt merklicher, doch nur einige Stunden; dann wird

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[23/0024] rinnen. - Interress Anblick der Phisiognomien auf dem Verdeck im Vergl zu den früheren Gesichtern der Griechen; die türk Gesichter sind mir lieber; Ruhe d oft Ehrwürdigkeit spricht aus ihnen. Ein Pascha ist auf d 1ten Platz; er hat 3 - 4 zur Bedienung bei sich. Ein persischer Neger schleppt sich mit e kl Kinde v e Herrschaft aus Indien, die auch auf dem 1ten Platz ist. Ich kann nicht aufhören, die kauernden Gestalten zu mustern; treffl Gesicht d Bart des einen, den ich zur Kurzweil etwas skizzire. Niederfallen d religiöse Waschungen d Übungen der Türken; kl Kompaß, um die Himmelsrichtung zu finden, nach der sie sich beugen d aufrichten. So vergeht der Tag; wir haben günstigen Wind, so daß wir die Segel ein wenig benutzen können; rechts d links schwinden Inseln vor uns vorüber. Der Mond war halb, und ich stand lange am Bord des Schiffes, um d köstliche Silber zu bewundern, was er in unermeßlichen Streifen über d Meer ausgoß; es war Sonntag d meine Seele betete, d ich dachte aller Lieben daheim d dort droben. Montag d 12ten Sept 42. Ich habe leidlich geschlafen d bin etwa um ½ 6 Uhr aufgestanden. Meine Beobachtungen der oriental Schiffsgesellsch gehen fort, besonders unsres Pascha’s, wie er sich recht behaglich eine Pfeife nach d andern anrauchen läßt, sein Schälchen Caffee trinkt etc. Auch mit meinem Engl unterhalte ich mich oft; er zeigt sich wenig zufrieden mit diesem Dampfschiff, klagt über Hitze d Gestank. - Die Hitze wird in d That jetzt merklicher, doch nur einige Stunden; dann wird

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/24>, abgerufen am 28.03.2024.