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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

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gab. Mais (türkischer Weizen) bedeckte häufig die Felder. Endlich kamen wir zu der großen Umwallung der alten Stadt, die von Nilschlamm, an der Sonne getrocknet, erbaut war. Die muthmasliche Stelle des Tempels oder der Burg bedeckten Trümmer von Nilschlamm, deren ungefähre Aufnahme mir zu thun übrig war. Lepsius schritt die Umwallung ab, die etwa eine Höhe von 15-30 Fuß hatte. Frei zeichnete die Trümmer. Von Granitresten oder Hieroglyphen fanden wir nichts. Wir durchschritten nachher in heißestem Sonnenschein noch die ausgebreiteten Trümmer der Nekropolis (alles von Nilschlamm), wo wir jedoch auch nichts Bemerkenswerthes fanden. Hungrig und müde kehrten wir zum Schiffe zurück. Der Pillaw (in Wasser gekochter Reis mit Hammelfleisch) schmeckte trefflich. Bald ziehend, bald mit dem Winde ging es langsam vorwärts. Die Ufer des Nilarms haben ein ziemlich gleichmäßiges Ansehen. Ortschaften mit einzelnen Palmen und andren Bäumen unterbrechen das flache Ufer. Am Abend ward gesungen und so kam die Nacht heran, die mir der Muskito wegen auch nicht viel Schlaf gewährte.

Montag den 3ten October 42. Heute stiegen wir an einem Orte aus, wo ehemals ein Canal in den Nil mündete. Die Gegend war sehr freundlich; wir hatten unsre Flinten mit und schossen nach Tauben, deren unzählig viele in dem Sumpfterrain sich aufhalten. Federvieh und Vögel aller Art, gibt es genug. In einem Limonenwäldchen nahe am Nil wurden möglichst viel Limonen gesammelt. Übrigens war hier nichts weiter zu sehen. Der Rückweg wurde uns sehr erschwert, dadurch, daß die Barke voraus gesegelt war und wir des Sumpfterrains wegen ihr nicht folgen konnten. Nach langen Umwegen kehrten wir zur alten Aussteigestelle zurück und die Barke nahm uns hier auf. - Später ward heut wieder eine Exkursion gemacht tiefer ins Land hinein nach dem Orte Cafr el Naharieh, die Flinten wurden wieder mitgenommen und manche

gab. Mais (türkischer Weizen) bedeckte häufig die Felder. Endlich kamen wir zu der großen Umwallung der alten Stadt, die von Nilschlamm, an der Sonne getrocknet, erbaut war. Die muthmasliche Stelle des Tempels oder der Burg bedeckten Trümmer von Nilschlamm, deren ungefähre Aufnahme mir zu thun übrig war. Lepsius schritt die Umwallung ab, die etwa eine Höhe von 15-30 Fuß hatte. Frei zeichnete die Trümmer. Von Granitresten oder Hieroglyphen fanden wir nichts. Wir durchschritten nachher in heißestem Sonnenschein noch die ausgebreiteten Trümmer der Nekropolis (alles von Nilschlamm), wo wir jedoch auch nichts Bemerkenswerthes fanden. Hungrig und müde kehrten wir zum Schiffe zurück. Der Pillaw (in Wasser gekochter Reis mit Hammelfleisch) schmeckte trefflich. Bald ziehend, bald mit dem Winde ging es langsam vorwärts. Die Ufer des Nilarms haben ein ziemlich gleichmäßiges Ansehen. Ortschaften mit einzelnen Palmen und andren Bäumen unterbrechen das flache Ufer. Am Abend ward gesungen und so kam die Nacht heran, die mir der Muskito wegen auch nicht viel Schlaf gewährte.

Montag den 3ten October 42. Heute stiegen wir an einem Orte aus, wo ehemals ein Canal in den Nil mündete. Die Gegend war sehr freundlich; wir hatten unsre Flinten mit und schossen nach Tauben, deren unzählig viele in dem Sumpfterrain sich aufhalten. Federvieh und Vögel aller Art, gibt es genug. In einem Limonenwäldchen nahe am Nil wurden möglichst viel Limonen gesammelt. Übrigens war hier nichts weiter zu sehen. Der Rückweg wurde uns sehr erschwert, dadurch, daß die Barke voraus gesegelt war und wir des Sumpfterrains wegen ihr nicht folgen konnten. Nach langen Umwegen kehrten wir zur alten Aussteigestelle zurück und die Barke nahm uns hier auf. - Später ward heut wieder eine Exkursion gemacht tiefer ins Land hinein nach dem Orte Cafr el Naharieh, die Flinten wurden wieder mitgenommen und manche

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[47/0048] gab. Mais (türk Weizen) bedeckte häufig die Felder. Endlich kamen wir zu der großen Umwallung der alten Stadt, die von Nilschlamm, an d Sonne getrocknet, erbaut war. Die muthmasliche Stelle des Tempels od d Burg bedeckten Trümmer v Nilschlamm, deren ungefähre Aufnahme mir zu thun übrig war. Leps schritt d Umwallung ab, die etwa e Höhe v 15-30 Fuß hatte. Frei zeichnete die Trümmer. Von Granitresten od Hieroglyphen fanden wir nichts. Wir durchschritten nachher in heißestem Sonnenschein noch die ausgebreiteten Trümmer der Nekropolis (alles v Nilschlamm), wo wir jedoch auch nichts Bemerkenswerthes fanden. Hungrig d müde kehrten wir zum Schiffe zurück. Der Pillaw (in Wasser gekochter Reis mit Hammelfleisch) schmeckte trefflich. Bald ziehend, bald mit d Winde ging es langsam vorwärts. Die Ufer des Nilarms haben ein zieml gleichmäßiges Ansehen. Ortschaften mit einzelnen Palmen d andren Bäumen unterbrechen das flache Ufer. Am Abend ward gesungen d so kam d Nacht heran, die mir der Muskito wegen auch nicht viel Schlaf gewährte. Montag d 3ten Oct 42. Heute stiegen wir an einem Orte aus, wo ehemals ein Canal in d Nil mündete. Die Gegend war sehr freundlich; wir hatten unsre Flinten mit d schossen nach Tauben, deren unzählig viele in dem Sumpfterrain sich aufhalten. Federvieh d Vögel aller Art, gibt es genug. In einem Limonenwäldchen nahe am Nil wurden möglichst viel Limonen gesammelt. Übrigens war hier nichts weiter zu sehen. Der Rückweg wurde uns sehr erschwert, dadurch, daß d Barke voraus gesegelt war d wir des Sumpfterrains wegen ihr nicht folgen konnten. Nach langen Umwegen kehrten wir zur alten Aussteigestelle zurück d d Barke nahm uns hier auf. - Später ward heut wieder eine Exkursion gemacht tiefer ins Land hinein nach d Orte Cafr el Naharieh, die Flinten wurden wieder mitgenommen d manche

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/48>, abgerufen am 28.03.2024.