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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

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hohe silberne Nargileh; die Unterhaltung mit dem Dollmetscher war italienisch und ich verstand nicht Alles; doch aber den Sinn. Abbas Pascha ist klein, in mittlerem Alter, beweglich, [unleserliches Material]; hatte übrigens kein interressantes Gesicht; ein ächter Türke. In seinem Zimmer hing ein Kronleuchter von der Decke mit 4 Wachslichtern, 2 große 4 Fuß hohe Leuchter mit Altarkerzen standen an der Erde und einige andre Armleuchter noch, ringsumher die Menge Dienerschaft. Von hier ging es nach der Citadelle hinauf, durch die ganze Stadt hindurch zum erleuchteten Palast des Scherif Pascha ; an mehreren Zimmern vorbei, die mit Schreibern gefüllt waren, kamen wir in das große Gesellschafts Zimmer oder Sane; das ganze Gebäude schien von Menschen zu wimmeln; viele Hunderte von Eseln und Pferden füllten den Hof; auf jedem Divan saßen Gruppen von redenden Personen. Der Pascha hielt grade sein Gebet, und wir mußten etwas warten; dann aber wurden wir vorgestellt und uns Cafee gebracht. Scherif Pascha , der Gouverneur (vice) von Cairo war ein höchst interressanter Mann, geistreichen lebendigen Gesichts, sein Bart schon ins Graue spielend; blitzende Augen, heiter, herzliches Wesen;letzteres zeigte er besonders gegen Bonomi, der ihn von früher her kannte. Die Unterhaltung dauerte ziemlich lange; endlich empfahlen wir uns, und wieder ging es durch die engen Gassen, deren arabische Architektur vom Fackellicht romantisch erleuchtet wurde, dem Pallast des Kriegsministers Achmet Pascha entgegen. Durch die vielen Wachen und Diener durchschreitend, kamen wir in ein prächtiges Gemach, dessen Fußboden mit weißem Marmor ausgelegt und dessen Mitte vertieft, ein Marmorbassin mit Springbrunnen ausfüllte. Große silberne Leuchter standen auf dem Boden umher. Der Pascha saß auf einem hohen europäischen Stuhle und drückte unter 40-50 Bogen mit großer Seelenruhe seinen Siegelring, wozu ihm ein Diener eine ganz ordinäre Laterne hielt. Das Gespräch

hohe silberne Nargileh; die Unterhaltung mit dem Dollmetscher war italienisch und ich verstand nicht Alles; doch aber den Sinn. Abbas Pascha ist klein, in mittlerem Alter, beweglich, [unleserliches Material]; hatte übrigens kein interressantes Gesicht; ein ächter Türke. In seinem Zimmer hing ein Kronleuchter von der Decke mit 4 Wachslichtern, 2 große 4 Fuß hohe Leuchter mit Altarkerzen standen an der Erde und einige andre Armleuchter noch, ringsumher die Menge Dienerschaft. Von hier ging es nach der Citadelle hinauf, durch die ganze Stadt hindurch zum erleuchteten Palast des Scherif Pascha ; an mehreren Zimmern vorbei, die mit Schreibern gefüllt waren, kamen wir in das große Gesellschafts Zimmer oder Sane; das ganze Gebäude schien von Menschen zu wimmeln; viele Hunderte von Eseln und Pferden füllten den Hof; auf jedem Divan saßen Gruppen von redenden Personen. Der Pascha hielt grade sein Gebet, und wir mußten etwas warten; dann aber wurden wir vorgestellt und uns Cafée gebracht. Scherif Pascha , der Gouverneur (vice) von Cairo war ein höchst interressanter Mann, geistreichen lebendigen Gesichts, sein Bart schon ins Graue spielend; blitzende Augen, heiter, herzliches Wesen;letzteres zeigte er besonders gegen Bonomi, der ihn von früher her kannte. Die Unterhaltung dauerte ziemlich lange; endlich empfahlen wir uns, und wieder ging es durch die engen Gassen, deren arabische Architektur vom Fackellicht romantisch erleuchtet wurde, dem Pallast des Kriegsministers Achmet Pascha entgegen. Durch die vielen Wachen und Diener durchschreitend, kamen wir in ein prächtiges Gemach, dessen Fußboden mit weißem Marmor ausgelegt und dessen Mitte vertieft, ein Marmorbassin mit Springbrunnen ausfüllte. Große silberne Leuchter standen auf dem Boden umher. Der Pascha saß auf einem hohen europäischen Stuhle und drückte unter 40-50 Bogen mit großer Seelenruhe seinen Siegelring, wozu ihm ein Diener eine ganz ordinäre Laterne hielt. Das Gespräch

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/56>, abgerufen am 28.03.2024.