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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

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wir Alle eifrigst gesucht haben, um ihn wieder nach Europa mitzunehmen. Wir waren vielleicht 25 Menschen auf der Spitze. Die Leute unten sahen wie Ameisen aus; es war eine schwindelnde Höhe. Lepsius ließ nun unsre Fahne herauftragen; sie wurde aufgesteckt, und unter Hüteschwenken erscholl ein 3maliges Lebehoch dem Könige; der Adler schaute nach dem Vaterlande, während die Flagge den Nil hinaufwehte. Nach 1/2 bis 3/4 Stunde begann das Hinabsteigen; die Araber, wie Schmeißfliegen, waren auch dabei behilflich, oder eigentlich hinderlich; endlich kamen wir an den Eingang der Pyramide auf 1/4 ihrer Höhe an, und es ward beschlossen, gleich hineinzugehen, es wurden Lichter geholt und mit 2 - 3 Mann als Führern krochen wir hinab; zuerst muß man sehr gebückt gehen und die Füße in kleine Vertiefungen des Bodens setzen; nachher geht es aufwärts; die Decke ist sehr hoch, man glitscht längs. Endlich kommen wir durch abermaligen engen Gang in die untere Kammer. Die Seiten der Gänge sowie Kammern sind mit röthlich grauem Granit höchst sauber gefugt, ausgelegt, die Platten in Letzteren etwa 1,15 m im Quadrat groß; ein leerer, halb zerstörter Sarkophag steht darin; schönes Echo; im Kreise stehend mit unsren Kerzen sangen wir das Lied: Heil dir im Siegerkranz, was prächtig klang. Dann ging es hinaus, wieder enge und mühsame Gänge aufwärts bis in die obere Kammer fast von derselben Größe, auch ohne Hieroglyphen. Ich war durch das Kriechen sehr ermüdet. Fledermäuse flogen hin und wieder; Franke fing eine. Die Temperatur war im Ganzen sehr angenehm kühl, wahrscheinlich, weil ein Luftzug durch die Pyramide herrscht. Erschöpft kamen wir an das Tageslicht, den Besuch der andern Pyramiden verschoben wir auf später, wo wir länger dort verweilen, und schritten nun, es war 1/2 4 Uhr zu unsrem Diner. Himbeeressig versüßte uns zuerst das Wasser. Dann ward Punschextrakt statt des Weines genommen. Zuerst ward von Lepsius mit einer Rede die Gesundheit des Königs ausgebracht, dann von mir die der Königin und von

wir Alle eifrigst gesucht haben, um ihn wieder nach Europa mitzunehmen. Wir waren vielleicht 25 Menschen auf der Spitze. Die Leute unten sahen wie Ameisen aus; es war eine schwindelnde Höhe. Lepsius ließ nun unsre Fahne herauftragen; sie wurde aufgesteckt, und unter Hüteschwenken erscholl ein 3maliges Lebehoch dem Könige; der Adler schaute nach dem Vaterlande, während die Flagge den Nil hinaufwehte. Nach ½ bis ¾ Stunde begann das Hinabsteigen; die Araber, wie Schmeißfliegen, waren auch dabei behilflich, oder eigentlich hinderlich; endlich kamen wir an den Eingang der Pyramide auf ¼ ihrer Höhe an, und es ward beschlossen, gleich hineinzugehen, es wurden Lichter geholt und mit 2 - 3 Mann als Führern krochen wir hinab; zuerst muß man sehr gebückt gehen und die Füße in kleine Vertiefungen des Bodens setzen; nachher geht es aufwärts; die Decke ist sehr hoch, man glitscht längs. Endlich kommen wir durch abermaligen engen Gang in die untere Kammer. Die Seiten der Gänge sowie Kammern sind mit röthlich grauem Granit höchst sauber gefugt, ausgelegt, die Platten in Letzteren etwa 1,15 m im Quadrat groß; ein leerer, halb zerstörter Sarkophag steht darin; schönes Echo; im Kreise stehend mit unsren Kerzen sangen wir das Lied: Heil dir im Siegerkranz, was prächtig klang. Dann ging es hinaus, wieder enge und mühsame Gänge aufwärts bis in die obere Kammer fast von derselben Größe, auch ohne Hieroglyphen. Ich war durch das Kriechen sehr ermüdet. Fledermäuse flogen hin und wieder; Franke fing eine. Die Temperatur war im Ganzen sehr angenehm kühl, wahrscheinlich, weil ein Luftzug durch die Pyramide herrscht. Erschöpft kamen wir an das Tageslicht, den Besuch der andern Pyramiden verschoben wir auf später, wo wir länger dort verweilen, und schritten nun, es war ½ 4 Uhr zu unsrem Diner. Himbeeressig versüßte uns zuerst das Wasser. Dann ward Punschextrakt statt des Weines genommen. Zuerst ward von Lepsius mit einer Rede die Gesundheit des Königs ausgebracht, dann von mir die der Königin und von

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[64/0065] wir Alle eifrigst gesucht haben, um ihn wieder nach Europa mitzunehmen. Wir waren vielleicht 25 Menschen auf d Spitze. Die Leute unten sahen wie Ameisen aus; es war eine schwindelnde Höhe. Lepsius ließ nun unsre Fahne herauftragen; sie wurde aufgesteckt, d unter Hüteschwenken erscholl ein 3maliges Lebehoch dem Könige; der Adler schaute nach d Vaterlande, während d Flagge den Nil hinaufwehte. Nach ½ bis ¾ Stunde begann d Hinabsteigen; die Araber, wie Schmeißfliegen, waren auch dabei behilflich, oder eigentlich hinderlich; endlich kamen wir an d Eingang d Pyr auf ¼ ihrer Höhe an, d es ward beschlossen, gleich hineinzugehen, es wurden Lichter geholt d mit 2 - 3 Mann als Führern krochen wir hinab; zuerst muß m sehr gebückt gehen d die Füße in kl Vertiefungen des Bodens setzen; nachher geht es aufwärts; die Decke ist sehr hoch, man glitscht längs. Endl kommen wir durch abermaligen engen Gang in die untere Kammer. Die Seiten der Gänge sowie Kammern sind mit röthlich grauem Granit höchst sauber gefugt, ausgelegt, die Platten in Letzteren etwa 1,15 m im groß; ein leerer, halb zerstörter Sarkophag steht darin; schönes Echo; im Kreise stehend mit unsren Kerzen sangen wir d Lied: Heil dir im Siegerkranz, was prächtig klang. Dann ging es hinaus, wieder enge d mühsame Gänge aufwärts bis in d obere Kammer fast v ders Größe, auch ohne Hieroglyphen. Ich war durch das Kriechen sehr ermüdet. Fledermäuse flogen hin d wieder; Franke fing eine. Die Temperatur war im Ganzen sehr angenehm kühl, wahrscheinlich, weil ein Luftzug durch d Pyr herrscht. Erschöpft kamen wir an d Tageslicht, den Besuch d andern Pyramiden verschoben wir auf später, wo wir länger dort verweilen, d schritten nun, es war ½ 4 Uhr zu unsrem Diner. Himbeeressig versüßte uns zuerst d Wasser. Dann ward Punschextrakt statt des Weines genommen. Zuerst ward v Leps mit e Rede d Gesundheit des Königs ausgebracht, dann v mir die der Königin d von

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/65>, abgerufen am 29.03.2024.