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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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sehr an Cairo erinnernd. Der enge Basar stickend voll Menschen. Unter unzähligen häßlichen Weibern und Mädchen doch auch manches interressante Gesicht; die lumpigsten Fetzen immer noch malerisch. Mit einigem Nachfragen finden wir das Haus eines jungen Mannes, Herrn Joseph (eigentlich aus Syrien), der Aufseher einiger Landgüter (Prokurator) des amerikanischen Consuls Glidden ist. Freundliche Aufnahme in dem rohen Hause mit den gefährlichen Treppen. Caffee; dann ein Frühstück von schönem weißen Brod mit Früchten als da waren: Äpfel und Birnen (beide nicht besonders), indische Feigen (von keinem üblen Geschmack), Pfirsiche, noch nicht reif, Käse. - Gegen Mittag Spatziergang außerhalb der Stadt durch muselmanische Kirchhöfe mit unzähligen Kuppelchen (wie eine Stadt aussehend), nach den Ruinen von Arsinoe, die dicht vor den Thoren sich hinziehen in mächtiger Ausdehnung. Die Hitze ist außerordentlich; der Wind treibt einem Gluthströme entgegen; fast ringsum keine Spur von Schatten. Umherwandeln auf dem staubigen Schutt, Marmorstücke von Wandbekleidungen, Münzen und andre Kleinigkeiten gefunden. Dann zurück. Im Thore auf einer Brücke neben einer Moschee warten wir Übrigen bis Frey eine wunderschöne Ansicht auf den Josephskanal mit daran liegenden Häusergruppen gezeichnet. Badende Knaben, Wassertragende Mädchen unterhalten uns. Dann nach Haus und Limonade bei Herrn Giuseppe getrunken. Später in einem nahen Garten ein prächtiges Bad im Josephskanal genommen; badende Weiber mit ihren Kleidern im Flusse. Auf dem Rückwege zeichnet Frey wieder, während wir warten, und dem Bade von Jung und Alt zusehen. Nun noch in ein Cafe, wo in der Mitte eine kleine Fontaine angebracht; Dame spielende Soldaten uns gegenüber; links ein Barbier, der seine langwierige Kunst ausübt. Nun zu Haus und recht gut Mittag gegessen, dann wieder Kaffee und Pfeifen und dann machen wir uns auf den Rückweg. Vor dem Thore der türkische Offizier, der seinen Stock aus Vergnügen nach seinen Dienern wirft, um uns seine Kunst im Treffen zu zeigen; nachher tummelt er sein stattliches Roß, was immer

sehr an Cairo erinnernd. Der enge Basar stickend voll Menschen. Unter unzähligen häßlichen Weibern und Mädchen doch auch manches interressante Gesicht; die lumpigsten Fetzen immer noch malerisch. Mit einigem Nachfragen finden wir das Haus eines jungen Mannes, Herrn Joseph (eigentlich aus Syrien), der Aufseher einiger Landgüter (Prokurator) des amerikanischen Consuls Glidden ist. Freundliche Aufnahme in dem rohen Hause mit den gefährlichen Treppen. Caffee; dann ein Frühstück von schönem weißen Brod mit Früchten als da waren: Äpfel und Birnen (beide nicht besonders), indische Feigen (von keinem üblen Geschmack), Pfirsiche, noch nicht reif, Käse. - Gegen Mittag Spatziergang außerhalb der Stadt durch muselmanische Kirchhöfe mit unzähligen Kuppelchen (wie eine Stadt aussehend), nach den Ruinen von Arsinoe, die dicht vor den Thoren sich hinziehen in mächtiger Ausdehnung. Die Hitze ist außerordentlich; der Wind treibt einem Gluthströme entgegen; fast ringsum keine Spur von Schatten. Umherwandeln auf dem staubigen Schutt, Marmorstücke von Wandbekleidungen, Münzen und andre Kleinigkeiten gefunden. Dann zurück. Im Thore auf einer Brücke neben einer Moschee warten wir Übrigen bis Frey eine wunderschöne Ansicht auf den Josephskanal mit daran liegenden Häusergruppen gezeichnet. Badende Knaben, Wassertragende Mädchen unterhalten uns. Dann nach Haus und Limonade bei Herrn Giuseppe getrunken. Später in einem nahen Garten ein prächtiges Bad im Josephskanal genommen; badende Weiber mit ihren Kleidern im Flusse. Auf dem Rückwege zeichnet Frey wieder, während wir warten, und dem Bade von Jung und Alt zusehen. Nun noch in ein Café, wo in der Mitte eine kleine Fontaine angebracht; Dame spielende Soldaten uns gegenüber; links ein Barbier, der seine langwierige Kunst ausübt. Nun zu Haus und recht gut Mittag gegessen, dann wieder Kaffee und Pfeifen und dann machen wir uns auf den Rückweg. Vor dem Thore der türkische Offizier, der seinen Stock aus Vergnügen nach seinen Dienern wirft, um uns seine Kunst im Treffen zu zeigen; nachher tummelt er sein stattliches Roß, was immer

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[10/0011] sehr an Cairo erinnernd. Der enge Basar stickend voll Menschen. Unter unzähligen häßlichen Weibern d Mädchen doch auch manches interressante Gesicht; die lumpigsten Fetzen immer noch malerisch. Mit einigem Nachfragen finden wir d Haus eines jungen Mannes, H Joseph (eigentlich aus Syrien), der Aufseher einiger Landgüter (Prokurator) des amer Consuls Glidden ist. Freundliche Aufnahme in dem rohen Hause mit d gefährlichen Treppen. Caffee; dann ein Frühstück von schönem weißen Brod mit Früchten als da waren: Äpfel d Birnen (beide nicht besonders), indische Feigen (von keinem üblen Geschmack), Pfirsiche, noch nicht reif, Käse. - Gegen Mittag Spatziergang außerhalb der Stadt durch muselmanische Kirchhöfe mit unzähligen Kuppelchen (wie eine Stadt aussehend), nach d Ruinen v Arsinoe, die dicht vor d Thoren sich hinziehen in mächtiger Ausdehnung. Die Hitze ist außerordentlich; der Wind treibt einem Gluthströme entgegen; fast ringsum keine Spur v Schatten. Umherwandeln auf d staubigen Schutt, Marmorstücke v Wandbekleidungen, Münzen d andre Kleinigkeiten gefunden. Dann zurück. Im Thore auf einer Brücke neben e Moschee warten wir Übrigen bis Frey eine wunderschöne Ansicht auf den Josephskanal mit daran liegenden Häusergruppen gezeichnet. Badende Knaben, Wassertragende Mädchen unterhalten uns. Dann nach Haus d Limonade bei H Giuseppe getrunken. Später in einem nahen Garten ein prächtiges Bad im Josephskanal genommen; badende Weiber mit ihren Kleidern im Flusse. Auf d Rückwege zeichnet Frey wieder, während wir warten, d dem Bade von Jung d Alt zusehen. Nun noch in ein Café, wo in d Mitte eine kl Fontaine angebracht; Dame spielende Soldaten uns gegenüber; links ein Barbier, der s langwierige Kunst ausübt. Nun zu Haus d recht gut Mittag gegessen, dann wieder Kaffee d Pfeifen d dann machen wir uns auf d Rückweg. Vor d Thore der türk Offizier, der seinen Stock aus Vergnügen nach seinen Dienern wirft, um uns seine Kunst im Treffen zu zeigen; nachher tummelt er sein stattliches Roß, was immer

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/11>, abgerufen am 20.04.2024.