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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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baut erscheint; der übrige Theil ist Felsentempel, ein Vorläufer des Tempels von Epsambul. Der Tempel im Innern erregte mit seinen Kolossen in dder That mein Erstaunen, so scheußlich schwarz und verstümmelt auch alle Figuren und Hieroglyphen erschienen; der feine kalksteinartige Sandstein war wahrscheinlich überall mit Kalk überzogen; dieser ist abgehauen und abgefallen und so ist es nur mit großer Mühe möglich, die Schriftzüge im Zusammenhange zu lesen. Der Tempel ist dem großen Ramses Sesostris als Gott geweiht und seine Figur und Namensringe sieht man überall. Es sind hier besonders viel Figuren in Nischen zu je 3en ausgehauen. Gegen Sonnenuntergang stieg ich mit Abeken oben auf das Plateau, auf ein kleines Thürmchen, von Steinen zusammengehäuft und betrachtete die Wüste, aus der südlich bedeutende Höhenzüge auftauchten. Die Beleuchtung der jenseitigen Berge war wieder wunderbar schön ; [unleserliches Material] seltsamer Anblick eines mächtigen Flusses, der zwischen Wüsten dahinläuft. - Nach Sonnenuntergang zum Schiffe zurück; gleich nach unsrem Abendessen fahren wir bei starkem Winde weiter und kommen um 1/4 11 Uhr an das öde Sandgestade von Dake; während dem spiele ich mit Lepsius eine Parthie Schach und nachher besuchen wir im Mondschein den nahen Tempel, der einsam aus der Wüste aufschaut. - Dann zu Bett; sehr kühle Nacht.

Sonntag den 12ten November 1843. Bernhards und Juliens Geburtstag. - Während Lepsius seine gewohnte Tempelrevision beginnt, setze ich, sowie Ernst mich hin und zeichnen eine Ansicht des sehr einfachen aber charakteristischen Dorfes Dakke; dann wird Gottesdienst auf dem Schiffe gehalten, Mittag gegessen und am Nachmittag helfe ich am Tempel abklatschen. - Bei unserm Abendbrot haben wir heut zum erstenmal seit Egypten einen Kälberbraten, der freilich erstaunlich hart ist (das Kalb kostete 30 piaster). - Nach Tisch eine Parthie Schach en quatre mit Lepsius und den beiden Weidenbach's. - Die Fliegen sind hier wieder auf das Äußerste unverschämt. - Der Tempel von Dakke ist Ptolemäerzeit.

Montag den 13ten November 1843. Wir setzen unsre noch unvollendete Arbeit am Tempel fort, welche bis Mittag dauert. Um 1/4 3 Uhr erhebt sich ein leiser Wind mit dem wir nach Corte hinaufmachen. Wir erreichen den Landungsplatz erst um 1/2 5 Uhr etwa, legen neben einer hohen knarrenden Sakie an und begeben uns zu dem einige 100 Schritt vom Ufer entfernten kleinen und unbedeutenden Tempel, der nur aus 3 kleinen Kammern besteht, davon bloß die Thür der ersten mit schlechten Hieroglyphen versehen ist, die der schlechtesten

baut erscheint; der übrige Theil ist Felsentempel, ein Vorläufer des Tempels von Epsambul. Der Tempel im Innern erregte mit seinen Kolossen in dder That mein Erstaunen, so scheußlich schwarz und verstümmelt auch alle Figuren und Hieroglyphen erschienen; der feine kalksteinartige Sandstein war wahrscheinlich überall mit Kalk überzogen; dieser ist abgehauen und abgefallen und so ist es nur mit großer Mühe möglich, die Schriftzüge im Zusammenhange zu lesen. Der Tempel ist dem großen Ramses Sesostris als Gott geweiht und seine Figur und Namensringe sieht man überall. Es sind hier besonders viel Figuren in Nischen zu je 3en ausgehauen. Gegen Sonnenuntergang stieg ich mit Abeken oben auf das Plateau, auf ein kleines Thürmchen, von Steinen zusammengehäuft und betrachtete die Wüste, aus der südlich bedeutende Höhenzüge auftauchten. Die Beleuchtung der jenseitigen Berge war wieder wunderbar schön ; [unleserliches Material] seltsamer Anblick eines mächtigen Flusses, der zwischen Wüsten dahinläuft. - Nach Sonnenuntergang zum Schiffe zurück; gleich nach unsrem Abendessen fahren wir bei starkem Winde weiter und kommen um ¼ 11 Uhr an das öde Sandgestade von Dake; während dem spiele ich mit Lepsius eine Parthie Schach und nachher besuchen wir im Mondschein den nahen Tempel, der einsam aus der Wüste aufschaut. - Dann zu Bett; sehr kühle Nacht.

Sonntag den 12ten November 1843. Bernhards und Juliens Geburtstag. - Während Lepsius seine gewohnte Tempelrevision beginnt, setze ich, sowie Ernst mich hin und zeichnen eine Ansicht des sehr einfachen aber charakteristischen Dorfes Dakke; dann wird Gottesdienst auf dem Schiffe gehalten, Mittag gegessen und am Nachmittag helfe ich am Tempel abklatschen. - Bei unserm Abendbrot haben wir heut zum erstenmal seit Egypten einen Kälberbraten, der freilich erstaunlich hart ist (das Kalb kostete 30 piaster). - Nach Tisch eine Parthie Schach en quatre mit Lepsius und den beiden Weidenbach’s. - Die Fliegen sind hier wieder auf das Äußerste unverschämt. - Der Tempel von Dakke ist Ptolemäerzeit.

Montag den 13ten November 1843. Wir setzen unsre noch unvollendete Arbeit am Tempel fort, welche bis Mittag dauert. Um ¼ 3 Uhr erhebt sich ein leiser Wind mit dem wir nach Corte hinaufmachen. Wir erreichen den Landungsplatz erst um ½ 5 Uhr etwa, legen neben einer hohen knarrenden Sakie an und begeben uns zu dem einige 100 Schritt vom Ufer entfernten kleinen und unbedeutenden Tempel, der nur aus 3 kleinen Kammern besteht, davon bloß die Thür der ersten mit schlechten Hieroglyphen versehen ist, die der schlechtesten

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[74/0075] baut erscheint; der übrige Theil ist Felsentempel, ein Vorläufer des Tempels v Epsambul. Der Tempel im Innern erregte mit seinen Kolossen in d That mein Erstaunen, so scheußlich schwarz d verstümmelt auch alle Figuren d Hieroglyphen erschienen; der feine kalksteinartige Sandstein war wahrscheinlich überall mit Kalk überzogen; dieser ist abgehauen d abgefallen d so ist es nur mit großer Mühe möglich, die Schriftzüge im Zushange zu lesen. Der Tempel ist dem großen Ramses Sesostris als Gott geweiht d seine Figur d Namensringe sieht m überall. Es sind hier besonders viel Figuren in Nischen zu je 3en ausgehauen. Gegen Sonnenuntergang stieg ich mit Abeken oben auf d Plateau, auf ein kl Thürmchen, von Steinen zusgehäuft d betrachtete die Wüste, aus der südlich bedeutende Höhenzüge auftauchten. Die Beleuchtung der jenseitigen Berge war wieder wunderbar schön ; _ seltsamer Anblick eines mächtigen Flusses, der zw Wüsten dahinläuft. - Nach Sonnenuntergang zum Schiffe zurück; gleich nach unsrem Abendessen fahren wir bei starkem Winde weiter d kommen um ¼ 11 Uhr an das öde Sandgestade von Dake; während dem spiele ich mit Leps e Parthie Schach d nachher besuchen wir im Mondschein den nahen Tempel, der einsam aus d Wüste aufschaut. - Dann zu Bett; sehr kühle Nacht. Sonntag d 12ten Nov 1843. Bernhards d Juliens Geburtstag. - Während Lepsius seine gewohnte Tempelrevision beginnt, setze ich, sowie Ernst mich hin d zeichnen eine Ansicht des sehr einfachen aber charakteristischen Dorfes Dakke; dann wird Gottesdienst auf d Schiffe gehalten, Mittag gegessen d am Nachm helfe ich am Tempel abklatschen. - Bei unserm Abendbrot haben wir heut z erstenmal seit Egypten einen Kälberbraten, der freilich erstaunlich hart ist (das Kalb kostete 30 p). - Nach Tisch eine Parthie Schach en quatre mit Leps d den beiden Weidenbach’s. - Die Fliegen sind hier wieder auf das Äußerste unverschämt. - D Tempel v Dakke ist Ptolemäerzeit. Montag d 13ten Nov 1843. Wir setzen unsre noch unvollendete Arbeit am Tempel fort, welche bis Mittag dauert. Um ¼ 3 Uhr erhebt sich e leiser Wind mit dem wir nach Corte hinaufmachen. Wir erreichen den Landungsplatz erst um ½ 5 Uhr etwa, legen neben einer hohen knarrenden Sakie an d begeben uns zu dem einige 100 Schritt vom Ufer entfernten kleinen d unbedeutenden Tempel, der nur aus 3 kl Kammern besteht, davon bloß die Thür der ersten mit schlechten Hieroglyphen versehen ist, die der schlechtesten

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/75>, abgerufen am 28.03.2024.