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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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mittag haben wir bei dem Tempel Besuch von 1 Holländer, Namens Soermond aus Utrecht, der deutsch sprach, und 3 Franzosen. Mit Ersterm unterhalten wir uns, und er erschien als ein verständiger Mann in mittleren Jahren. Gleich nach ihnen fuhren auch wir flußaufwärts nach Der; während der Zeit spielte ich eine Parthie Schach mit Abeken, gegen den ich jetzt meist verliere. Um Sonnenuntergang landeten wir in Der. Gleich oben am Landungsplatz war eine Art [unleserliches Material - 1 Wort fehlt] unter einer enorm großen und prächtigen Sykomore neben dem Hause des Mudir eingerichtet. Hier wurden wir in Abwesenheit des Mudir mit Kaffee und Scherbet bewirthet, und erfreuten uns des Laubdaches, zwischen dem der Vollmond glänzend hindurchschimmerte. Der Baum hatte mit seinen Zweigen im Durchmesser etwa 78 Fuß; sein Stamm theilte sich in 5 mächtige Unterstämme; kurios war es, Ratten auf seinen Zweigen umherkriechen zu sehen. Dann essen wir Abendbrod auf der Barke und machen nachher im Mondschein noch einen Spatziergang zu dem kaum 10 Minuten entfernten Felsentempel, der gleich hinter der Stadt liegt. Höchst malerische Ansichten der Straßen, Häuser und Datteln von Der; letztere sind hier prächtig hoch, voll, und die Früchte hier wie in Ibrim die berühmtesten. Der Tempel wird bei dem kümmerlichen Lichte 2er Laternen flüchtig besehen, und dann zur Barke zurück; unglaublich heller Mondschein. Beim Thee wird beschlossen, einen Boten zu unserm Lager zurückzuschicken, der uns mehr Vorräthe holt, womit uns Franke viel zu gering bedacht hat. - Dann spiele ich noch eine Parthie Schach mit Lepsius. - Unser Zelt steht nah bei dem großen SykomorenBaume. - Der Tag schön aber sehr kühl; ich habe meinen Burnus nicht abgelegt. -

Donnerstag den 7ten December 1843. Nach dem Frühstück auf der Barke marschiren wir zum Tempel hinauf, wo wir bis zum Mittag um 1/2 2 Uhr mit Notiren und Abklatschen beschäftigt sind. Der Tempel ist in dem sehr bröcklichen Sandsteine höchst nachlässig gearbeitet; die Pfeiler der Vorhalle müssen zur Hälfte gebaut gewesen sein, weil der Fels vorn nicht zureichte. Der Tempel ist vom großen Ramses gebaut. Ich zeichne von dort aus eine Ansicht von der Stadt, besonders wegen einiger köstlichen Palmgruppen; ein Bettler dabei macht uns viel Spaß. Nachher zur Barke zurück; es kommt um Mittag Abekens Mohammed von Franke an mit unsern bestellten Lebensmitteln, zugleich aber, um jenem Fleischwerk zu verschaffen. Nachdem dieser expedirt und unser Zelt eingepackt ist, sagen wir etwa um 1/2 3 Uhr der schönen Sykomore von Derr Lebewohl und fahren mit leidlichem Winde hinauf gen Ibrim. Während bei Derr die Wüste niedrig felsigt auf dem linken Flußufer bis an das Wasser reicht, steigt

mittag haben wir bei dem Tempel Besuch von 1 Holländer, Namens Soermond aus Utrecht, der deutsch sprach, und 3 Franzosen. Mit Ersterm unterhalten wir uns, und er erschien als ein verständiger Mann in mittleren Jahren. Gleich nach ihnen fuhren auch wir flußaufwärts nach Der; während der Zeit spielte ich eine Parthie Schach mit Abeken, gegen den ich jetzt meist verliere. Um Sonnenuntergang landeten wir in Der. Gleich oben am Landungsplatz war eine Art [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] unter einer enorm großen und prächtigen Sykomore neben dem Hause des Mudir eingerichtet. Hier wurden wir in Abwesenheit des Mudir mit Kaffee und Scherbet bewirthet, und erfreuten uns des Laubdaches, zwischen dem der Vollmond glänzend hindurchschimmerte. Der Baum hatte mit seinen Zweigen im Durchmesser etwa 78 Fuß; sein Stamm theilte sich in 5 mächtige Unterstämme; kurios war es, Ratten auf seinen Zweigen umherkriechen zu sehen. Dann essen wir Abendbrod auf der Barke und machen nachher im Mondschein noch einen Spatziergang zu dem kaum 10 Minuten entfernten Felsentempel, der gleich hinter der Stadt liegt. Höchst malerische Ansichten der Straßen, Häuser und Datteln von Der; letztere sind hier prächtig hoch, voll, und die Früchte hier wie in Ibrim die berühmtesten. Der Tempel wird bei dem kümmerlichen Lichte 2er Laternen flüchtig besehen, und dann zur Barke zurück; unglaublich heller Mondschein. Beim Thee wird beschlossen, einen Boten zu unserm Lager zurückzuschicken, der uns mehr Vorräthe holt, womit uns Franke viel zu gering bedacht hat. - Dann spiele ich noch eine Parthie Schach mit Lepsius. - Unser Zelt steht nah bei dem großen SykomorenBaume. - Der Tag schön aber sehr kühl; ich habe meinen Burnus nicht abgelegt. -

Donnerstag den 7ten December 1843. Nach dem Frühstück auf der Barke marschiren wir zum Tempel hinauf, wo wir bis zum Mittag um ½ 2 Uhr mit Notiren und Abklatschen beschäftigt sind. Der Tempel ist in dem sehr bröcklichen Sandsteine höchst nachlässig gearbeitet; die Pfeiler der Vorhalle müssen zur Hälfte gebaut gewesen sein, weil der Fels vorn nicht zureichte. Der Tempel ist vom großen Ramses gebaut. Ich zeichne von dort aus eine Ansicht von der Stadt, besonders wegen einiger köstlichen Palmgruppen; ein Bettler dabei macht uns viel Spaß. Nachher zur Barke zurück; es kommt um Mittag Abekens Mohammed von Franke an mit unsern bestellten Lebensmitteln, zugleich aber, um jenem Fleischwerk zu verschaffen. Nachdem dieser expedirt und unser Zelt eingepackt ist, sagen wir etwa um ½ 3 Uhr der schönen Sykomore von Derr Lebewohl und fahren mit leidlichem Winde hinauf gen Ibrim. Während bei Derr die Wüste niedrig felsigt auf dem linken Flußufer bis an das Wasser reicht, steigt

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[85/0086] mittag haben wir bei dem Tempel Besuch von 1 Holländer, Namens Soermond aus Utrecht, der deutsch sprach, d 3 Franzosen. Mit Ersterm unterhalten wir uns, d er erschien als e verständiger Mann in mittl Jahren. Gleich nach ihnen fuhren auch wir flußaufwärts nach Der; während der Zeit spielte ich e Parthie Schach mit Abeken, gegen den ich jetzt meist verliere. Um Sonnenuntergang landeten wir in Der. Gleich oben am Landungsplatz war eine Art _ unter einer enorm großen d prächtigen Sykomore neben dem Hause des Mudir eingerichtet. Hier wurden wir in Abwes des Mudir mit Kaffee d Scherbet bewirthet, d erfreuten uns des Laubdaches, zwischen dem der Vollmond glänzend hindurchschimmerte. Der Baum hatte mit s Zweigen im Durchm etwa 78 Fuß; sein Stamm theilte sich in 5 mächtige Unterstämme; kurios war es, Ratten auf s Zweigen umherkriechen zu sehen. Dann essen wir Abendbrod auf d Barke d machen nachher im Mondschein noch e Spatziergang zu dem kaum 10 Min entfernten Felsentempel, der gleich hinter der Stadt liegt. Höchst malerische Ansichten der Straßen, Häuser d Datteln v Der; letztere sind hier prächtig hoch, voll, d die Früchte hier wie in Ibrim die berühmtesten. Der Tempel wird bei dem kümmerlichen Lichte 2er Laternen flüchtig besehen, d dann zur Barke zurück; unglaublich heller Mondschein. Beim Thee wird beschlossen, einen Boten zu unserm Lager zurückzuschicken, der uns mehr Vorräthe holt, womit uns Franke viel zu gering bedacht hat. - Dann spiele ich noch e Parthie Schach mit Leps. - Unser Zelt steht nah bei d großen SykomBaume. - Der Tag schön aber sehr kühl; ich habe meinen Burnus nicht abgelegt. - Donnerstag d 7ten Dec 1843. Nach d Frühstück auf d Barke marschiren wir zum Tempel hinauf, wo wir bis zum Mittag um ½ 2 Uhr mit Notiren d Abklatschen beschäftigt sind. Der Tempel ist in dem sehr bröcklichen Sandsteine höchst nachlässig gearbeitet; die Pfeiler der Vorhalle müssen zur Hälfte gebaut gewesen sein, weil der Fels vorn nicht zureichte. Der Temp ist v gr Ramses gebaut. Ich zeichne von dort aus eine Ansicht v der Stadt, besonders wegen einiger köstlichen Palmgruppen; ein Bettler dabei macht uns viel Spaß. Nachher zur Barke zurück; es kommt um Mittag Abekens Mohammed von Franke an mit unsern bestellten Lebensmitteln, zugl aber, um jenem Fleischwerk zu verschaffen. Nachdem dieser expedirt d unser Zelt eingepackt ist, sagen wir etwa um ½ 3 Uhr der schönen Sykomore v Derr Lebewohl d fahren mit leidlichem Winde hinauf gen Ibrim. Während bei Derr die Wüste niedrig felsigt auf d linken Flußufer bis an d Wasser reicht, steigt

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/86>, abgerufen am 28.03.2024.