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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von erb- und aftererbeinsezungen.
soll mein erbe seyn; er muß aber ledig bleiben,
Rhetius in institut. iur. publ. lib. I c. 1 und lib. II.
Wegen der bedingung in absicht auf die religions-
aenderung sind die rechtsgelehrte getrennet, besage
des Zieglers de condition., und des von Neu-
mann
§ 612. Jm hause Sachsen-Weimar ist es
festgesezet: daß derjenige, welcher die evangelisch-
lutherische religion abändert, und sich zu einer an-
dern bekennet, im Weimarischen nicht folgen kön-
ne. Der Rumelin über die güldene bulle saget
wohl: die religion abändern ist etwas erlaubetes;
mithin nichts schändliches; iedoch solche um einen
gewinn zu ändern, ist bei den Teutschen eine schänd-
liche sache. Daher wird dise bedingung als eine
schändliche für nicht angehänget gehalten. Sol-
chemnach ist die bedingung ungiltig: wenn du die
römisch-catholische religion wirst annemen, sollst du
mein lehn- und stammerbe, oder folger seyn; wo
nicht; so schlüsse ich dich aus. Allso testirete Her-
zog Geörge, mit dem barte, zu Sachsen, ein eiferiger
röm. catholischer herr, wegen seines bruders Hein-
richs des frommen, im jare 1539, welcher evange-
lisch-lutherisch war; allein dises testament war un-
giltig. Ausser dem ist ein unterschid zwischen dem
reciproco, und simultaneo testamento. Dises stel-
let sich dar: wenn z. e. eheleute, oder brüder zugleich
testiren, sich aber nicht, sondern einen dritten zum
erben einsezen. Wenn aber dise personen sich ein-
ander zu erben ernennen; da äussert sich ein recipro-
cum, z. e. die gebrüder von Wisenhüten haben ein-
ander zum erben eingesezet, wer am ersten one erben
sterben würde, den sollte der ander erben. Dises
erfodert 14 zeugen, oder, daß eben die 7 zeugen
noch einmal sich unterschreiben. Zu milden sachen
werden 2 zeugen für genug geachtet; wie allhir nach
Carlshaven wir für das invaliden-haus gesprochen

haben.
III. Teil. T t t

von erb- und aftererbeinſezungen.
ſoll mein erbe ſeyn; er muß aber ledig bleiben,
Rhetius in inſtitut. iur. publ. lib. I c. 1 und lib. II.
Wegen der bedingung in abſicht auf die religions-
aenderung ſind die rechtsgelehrte getrennet, beſage
des Zieglers de condition., und des von Neu-
mann
§ 612. Jm hauſe Sachſen-Weimar iſt es
feſtgeſezet: daß derjenige, welcher die evangeliſch-
lutheriſche religion abaͤndert, und ſich zu einer an-
dern bekennet, im Weimariſchen nicht folgen koͤn-
ne. Der Rumelin uͤber die guͤldene bulle ſaget
wohl: die religion abaͤndern iſt etwas erlaubetes;
mithin nichts ſchaͤndliches; iedoch ſolche um einen
gewinn zu aͤndern, iſt bei den Teutſchen eine ſchaͤnd-
liche ſache. Daher wird diſe bedingung als eine
ſchaͤndliche fuͤr nicht angehaͤnget gehalten. Sol-
chemnach iſt die bedingung ungiltig: wenn du die
roͤmiſch-catholiſche religion wirſt annemen, ſollſt du
mein lehn- und ſtammerbe, oder folger ſeyn; wo
nicht; ſo ſchluͤſſe ich dich aus. Allſo teſtirete Her-
zog Geoͤrge, mit dem barte, zu Sachſen, ein eiferiger
roͤm. catholiſcher herr, wegen ſeines bruders Hein-
richs des frommen, im jare 1539, welcher evange-
liſch-lutheriſch war; allein diſes teſtament war un-
giltig. Auſſer dem iſt ein unterſchid zwiſchen dem
reciproco, und ſimultaneo teſtamento. Diſes ſtel-
let ſich dar: wenn z. e. eheleute, oder bruͤder zugleich
teſtiren, ſich aber nicht, ſondern einen dritten zum
erben einſezen. Wenn aber diſe perſonen ſich ein-
ander zu erben ernennen; da aͤuſſert ſich ein recipro-
cum, z. e. die gebruͤder von Wiſenhuͤten haben ein-
ander zum erben eingeſezet, wer am erſten one erben
ſterben wuͤrde, den ſollte der ander erben. Diſes
erfodert 14 zeugen, oder, daß eben die 7 zeugen
noch einmal ſich unterſchreiben. Zu milden ſachen
werden 2 zeugen fuͤr genug geachtet; wie allhir nach
Carlshaven wir fuͤr das invaliden-haus geſprochen

haben.
III. Teil. T t t
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[1025/1049] von erb- und aftererbeinſezungen. ſoll mein erbe ſeyn; er muß aber ledig bleiben, Rhetius in inſtitut. iur. publ. lib. I c. 1 und lib. II. Wegen der bedingung in abſicht auf die religions- aenderung ſind die rechtsgelehrte getrennet, beſage des Zieglers de condition., und des von Neu- mann § 612. Jm hauſe Sachſen-Weimar iſt es feſtgeſezet: daß derjenige, welcher die evangeliſch- lutheriſche religion abaͤndert, und ſich zu einer an- dern bekennet, im Weimariſchen nicht folgen koͤn- ne. Der Rumelin uͤber die guͤldene bulle ſaget wohl: die religion abaͤndern iſt etwas erlaubetes; mithin nichts ſchaͤndliches; iedoch ſolche um einen gewinn zu aͤndern, iſt bei den Teutſchen eine ſchaͤnd- liche ſache. Daher wird diſe bedingung als eine ſchaͤndliche fuͤr nicht angehaͤnget gehalten. Sol- chemnach iſt die bedingung ungiltig: wenn du die roͤmiſch-catholiſche religion wirſt annemen, ſollſt du mein lehn- und ſtammerbe, oder folger ſeyn; wo nicht; ſo ſchluͤſſe ich dich aus. Allſo teſtirete Her- zog Geoͤrge, mit dem barte, zu Sachſen, ein eiferiger roͤm. catholiſcher herr, wegen ſeines bruders Hein- richs des frommen, im jare 1539, welcher evange- liſch-lutheriſch war; allein diſes teſtament war un- giltig. Auſſer dem iſt ein unterſchid zwiſchen dem reciproco, und ſimultaneo teſtamento. Diſes ſtel- let ſich dar: wenn z. e. eheleute, oder bruͤder zugleich teſtiren, ſich aber nicht, ſondern einen dritten zum erben einſezen. Wenn aber diſe perſonen ſich ein- ander zu erben ernennen; da aͤuſſert ſich ein recipro- cum, z. e. die gebruͤder von Wiſenhuͤten haben ein- ander zum erben eingeſezet, wer am erſten one erben ſterben wuͤrde, den ſollte der ander erben. Diſes erfodert 14 zeugen, oder, daß eben die 7 zeugen noch einmal ſich unterſchreiben. Zu milden ſachen werden 2 zeugen fuͤr genug geachtet; wie allhir nach Carlshaven wir fuͤr das invaliden-haus geſprochen haben. III. Teil. T t t

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1025. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1049>, abgerufen am 27.04.2024.