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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, I haubtstück,
de, teils gewirketer, teils gelobeter, auch geschwo-
rener fride; weich- gerichts- haus-burg-fride etc,
die kirchhöfe hissen daher: frid-frithöfe, Haltaus
sp. 515 fgg., von der Lahr s. 27, s. 28. Das
wort: burgfride wird ebenfalls in mancherlei sinne
genommen (§ 3158, § 3160 des 2ten th.), als
1) der von den gan-erben geschlossene vertrag, und
die verabredete verbindung, 2) die binnen einem
bezirke, welcher zu einer burg, oder zu einem orte
gehöret, versicherte öffentliche sicherheit, wobei al-
le tätlichkeiten, bei harter strafe, verboten sind,
z. e. der bezirk um Schweinsberg, soweit er mit
dem burggraben umzogen ist; 3) die freiheit, daß
nimand, bei verlust der hand, den andern tätlich
beleidigen dürffe; 4) ein erbfolge-geding zwischen
gewissen ganerben. Jm jare 1369 wurde ein
burgfride zwischen Hessen, und Henneberg wegen
Schmalkalden, und Scharffenberg geschlossen,
besage des Schöttgens und Kreysigs Ober-
Sächsischen nachlese II, s. 343. Die fridbrecher
wurden mit acht, bann, schwert, und anderen
strafen beleget. Damit man aber wisse, daß der
fride besonders an einem orte, und in einem bezir-
ke gewirket sei; so hat man gewisse kennzeichen
aufgehenket, gemalet etc, fridsäulen, fridsteine,
fridfanen etc, gesezet; allein bei allen herrschaftli-
chen schlössern, und öffentlichen gebäuden, auch
fürstlichen gärten, ist der burgfride rechtens; ob
er schon nicht angemalet, noch angeschriben stehet.
Der trunk entschuldiget hirbei auch nicht. Wenn
man sich allso im burgfriden schläget; das wird
peinlich. Wer den fürsten antastet, verliret sein
leben. Aus einem herrschaftlichen schlosse darf kei-
ner one des fürstens erlaubniß geholet werden;
immassen es, wie alle öffentliche gebäude, unver-
lezlich ist. Für sich darf auch von rechtswegen in

ein

II buch, I haubtſtuͤck,
de, teils gewirketer, teils gelobeter, auch geſchwo-
rener fride; weich- gerichts- haus-burg-fride ꝛc,
die kirchhoͤfe hiſſen daher: frid-frithoͤfe, Haltaus
ſp. 515 fgg., von der Lahr ſ. 27, ſ. 28. Das
wort: burgfride wird ebenfalls in mancherlei ſinne
genommen (§ 3158, § 3160 des 2ten th.), als
1) der von den gan-erben geſchloſſene vertrag, und
die verabredete verbindung, 2) die binnen einem
bezirke, welcher zu einer burg, oder zu einem orte
gehoͤret, verſicherte oͤffentliche ſicherheit, wobei al-
le taͤtlichkeiten, bei harter ſtrafe, verboten ſind,
z. e. der bezirk um Schweinsberg, ſoweit er mit
dem burggraben umzogen iſt; 3) die freiheit, daß
nimand, bei verluſt der hand, den andern taͤtlich
beleidigen duͤrffe; 4) ein erbfolge-geding zwiſchen
gewiſſen ganerben. Jm jare 1369 wurde ein
burgfride zwiſchen Heſſen, und Henneberg wegen
Schmalkalden, und Scharffenberg geſchloſſen,
beſage des Schoͤttgens und Kreyſigs Ober-
Saͤchſiſchen nachleſe II, ſ. 343. Die fridbrecher
wurden mit acht, bann, ſchwert, und anderen
ſtrafen beleget. Damit man aber wiſſe, daß der
fride beſonders an einem orte, und in einem bezir-
ke gewirket ſei; ſo hat man gewiſſe kennzeichen
aufgehenket, gemalet ꝛc, fridſaͤulen, fridſteine,
fridfanen ꝛc, geſezet; allein bei allen herrſchaftli-
chen ſchloͤſſern, und oͤffentlichen gebaͤuden, auch
fuͤrſtlichen gaͤrten, iſt der burgfride rechtens; ob
er ſchon nicht angemalet, noch angeſchriben ſtehet.
Der trunk entſchuldiget hirbei auch nicht. Wenn
man ſich allſo im burgfriden ſchlaͤget; das wird
peinlich. Wer den fuͤrſten antaſtet, verliret ſein
leben. Aus einem herrſchaftlichen ſchloſſe darf kei-
ner one des fuͤrſtens erlaubniß geholet werden;
immaſſen es, wie alle oͤffentliche gebaͤude, unver-
lezlich iſt. Fuͤr ſich darf auch von rechtswegen in

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[644/0668] II buch, I haubtſtuͤck, de, teils gewirketer, teils gelobeter, auch geſchwo- rener fride; weich- gerichts- haus-burg-fride ꝛc, die kirchhoͤfe hiſſen daher: frid-frithoͤfe, Haltaus ſp. 515 fgg., von der Lahr ſ. 27, ſ. 28. Das wort: burgfride wird ebenfalls in mancherlei ſinne genommen (§ 3158, § 3160 des 2ten th.), als 1) der von den gan-erben geſchloſſene vertrag, und die verabredete verbindung, 2) die binnen einem bezirke, welcher zu einer burg, oder zu einem orte gehoͤret, verſicherte oͤffentliche ſicherheit, wobei al- le taͤtlichkeiten, bei harter ſtrafe, verboten ſind, z. e. der bezirk um Schweinsberg, ſoweit er mit dem burggraben umzogen iſt; 3) die freiheit, daß nimand, bei verluſt der hand, den andern taͤtlich beleidigen duͤrffe; 4) ein erbfolge-geding zwiſchen gewiſſen ganerben. Jm jare 1369 wurde ein burgfride zwiſchen Heſſen, und Henneberg wegen Schmalkalden, und Scharffenberg geſchloſſen, beſage des Schoͤttgens und Kreyſigs Ober- Saͤchſiſchen nachleſe II, ſ. 343. Die fridbrecher wurden mit acht, bann, ſchwert, und anderen ſtrafen beleget. Damit man aber wiſſe, daß der fride beſonders an einem orte, und in einem bezir- ke gewirket ſei; ſo hat man gewiſſe kennzeichen aufgehenket, gemalet ꝛc, fridſaͤulen, fridſteine, fridfanen ꝛc, geſezet; allein bei allen herrſchaftli- chen ſchloͤſſern, und oͤffentlichen gebaͤuden, auch fuͤrſtlichen gaͤrten, iſt der burgfride rechtens; ob er ſchon nicht angemalet, noch angeſchriben ſtehet. Der trunk entſchuldiget hirbei auch nicht. Wenn man ſich allſo im burgfriden ſchlaͤget; das wird peinlich. Wer den fuͤrſten antaſtet, verliret ſein leben. Aus einem herrſchaftlichen ſchloſſe darf kei- ner one des fuͤrſtens erlaubniß geholet werden; immaſſen es, wie alle oͤffentliche gebaͤude, unver- lezlich iſt. Fuͤr ſich darf auch von rechtswegen in ein

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/668>, abgerufen am 27.04.2024.