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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II b., XLVI h. von dem eigentume,
erlauchten, und adelichen geschlechter ihr grundsaz
von jeher gewesen ist: sorge für die erhaltung dei-
ner famili, und deines geschlechtes; welches aber
one stammgüter nicht wohl geschehen kan. Einige
wänen: daß man über die stammgüter nicht geba-
ren könne, rüre aus dem alten grundsaze des mit-
eigentumes her; welcher meinung aber nicht schlech-
terdinges beizupflichten ist. Jnzwischen wird di-
ses miteigentum jeweilen in den erbeinigungen, und
stiftungen der stammgüter vorbehalten, wie das
von Landsbergische adeliche geschlecht, in Westpha-
len getan hat, von Ludolf im symph. consult. et
decis. for. vol. III dec.
24 s. 769 fgg. Eigen heis-
set bei den alten Teutschen so vil, als 1) proprium,
2) das dingliche recht, 3) was kein stammgut ist;
folglich veräussert werden darf, und bald beweg-
lich, bald unbeweglich ist; 4) das nuzbare eigen-
tum des vasallens am lehne; 5) das obere eigen-
tum des lehnherrns. Eigenhab wird der besizung
entgegen gesezet. Eigenknecht bedeutet den ge-
richtsdiner bei dem leibeigengerichte zu Ober-Eisen-
hausen. Eigenrichter der sich selbst hilft. Eigen-
schaft
zeiget das eigentum seiner sachen an; die
ordentliche eigenschaft heisset das obereigentum
des lehnes; eigentum begreiffet a) das jus pro-
prietatis, b) domicinium feudi directum, wie das
obereigentum. Eigentumsherr ist daher so vil:
als dominus directus. Vom waren ursprunge
des wortes: dominii directi sihe die Gundlingiana
im XIIten th. s. 156 fgg. Das nuzbare eigentum
will in den Hommelischen academ. reden über den
Mascov in zwe ffel gezogen werden s. 358 fg.; wo-
bei man sich dahir nicht aufhält; in betracht die
einteilung in das obere, und nuzbare eigentum in
praxi beibehalten wird; ob man sie schon entraten
könnte. Eigenen saget man: wenn der richter

einem

II b., XLVI h. von dem eigentume,
erlauchten, und adelichen geſchlechter ihr grundſaz
von jeher geweſen iſt: ſorge fuͤr die erhaltung dei-
ner famili, und deines geſchlechtes; welches aber
one ſtammguͤter nicht wohl geſchehen kan. Einige
waͤnen: daß man uͤber die ſtammguͤter nicht geba-
ren koͤnne, ruͤre aus dem alten grundſaze des mit-
eigentumes her; welcher meinung aber nicht ſchlech-
terdinges beizupflichten iſt. Jnzwiſchen wird di-
ſes miteigentum jeweilen in den erbeinigungen, und
ſtiftungen der ſtammguͤter vorbehalten, wie das
von Landsbergiſche adeliche geſchlecht, in Weſtpha-
len getan hat, von Ludolf im ſymph. conſult. et
deciſ. for. vol. III dec.
24 ſ. 769 fgg. Eigen heiſ-
ſet bei den alten Teutſchen ſo vil, als 1) proprium,
2) das dingliche recht, 3) was kein ſtammgut iſt;
folglich veraͤuſſert werden darf, und bald beweg-
lich, bald unbeweglich iſt; 4) das nuzbare eigen-
tum des vaſallens am lehne; 5) das obere eigen-
tum des lehnherrns. Eigenhab wird der beſizung
entgegen geſezet. Eigenknecht bedeutet den ge-
richtsdiner bei dem leibeigengerichte zu Ober-Eiſen-
hauſen. Eigenrichter der ſich ſelbſt hilft. Eigen-
ſchaft
zeiget das eigentum ſeiner ſachen an; die
ordentliche eigenſchaft heiſſet das obereigentum
des lehnes; eigentum begreiffet a) das jus pro-
prietatis, b) domicinium feudi directum, wie das
obereigentum. Eigentumsherr iſt daher ſo vil:
als dominus directus. Vom waren urſprunge
des wortes: dominii directi ſihe die Gundlingiana
im XIIten th. ſ. 156 fgg. Das nuzbare eigentum
will in den Hommeliſchen academ. reden uͤber den
Maſcov in zwe ffel gezogen werden ſ. 358 fg.; wo-
bei man ſich dahir nicht aufhaͤlt; in betracht die
einteilung in das obere, und nuzbare eigentum in
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[786/0810] II b., XLVI h. von dem eigentume, erlauchten, und adelichen geſchlechter ihr grundſaz von jeher geweſen iſt: ſorge fuͤr die erhaltung dei- ner famili, und deines geſchlechtes; welches aber one ſtammguͤter nicht wohl geſchehen kan. Einige waͤnen: daß man uͤber die ſtammguͤter nicht geba- ren koͤnne, ruͤre aus dem alten grundſaze des mit- eigentumes her; welcher meinung aber nicht ſchlech- terdinges beizupflichten iſt. Jnzwiſchen wird di- ſes miteigentum jeweilen in den erbeinigungen, und ſtiftungen der ſtammguͤter vorbehalten, wie das von Landsbergiſche adeliche geſchlecht, in Weſtpha- len getan hat, von Ludolf im ſymph. conſult. et deciſ. for. vol. III dec. 24 ſ. 769 fgg. Eigen heiſ- ſet bei den alten Teutſchen ſo vil, als 1) proprium, 2) das dingliche recht, 3) was kein ſtammgut iſt; folglich veraͤuſſert werden darf, und bald beweg- lich, bald unbeweglich iſt; 4) das nuzbare eigen- tum des vaſallens am lehne; 5) das obere eigen- tum des lehnherrns. Eigenhab wird der beſizung entgegen geſezet. Eigenknecht bedeutet den ge- richtsdiner bei dem leibeigengerichte zu Ober-Eiſen- hauſen. Eigenrichter der ſich ſelbſt hilft. Eigen- ſchaft zeiget das eigentum ſeiner ſachen an; die ordentliche eigenſchaft heiſſet das obereigentum des lehnes; eigentum begreiffet a) das jus pro- prietatis, b) domicinium feudi directum, wie das obereigentum. Eigentumsherr iſt daher ſo vil: als dominus directus. Vom waren urſprunge des wortes: dominii directi ſihe die Gundlingiana im XIIten th. ſ. 156 fgg. Das nuzbare eigentum will in den Hommeliſchen academ. reden uͤber den Maſcov in zwe ffel gezogen werden ſ. 358 fg.; wo- bei man ſich dahir nicht aufhaͤlt; in betracht die einteilung in das obere, und nuzbare eigentum in praxi beibehalten wird; ob man ſie ſchon entraten koͤnnte. Eigenen ſaget man: wenn der richter einem

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 786. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/810>, abgerufen am 05.05.2024.