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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Anhang. Von dem Selbstmord.
worden ist *). Nur ist nothwendig, dass schon
bey seinen Lebzeiten, die Untersuchung an-
gefangen hat **).

§. 279.

Die Praxis straft den attentirten zurech-
nungsfähigen Selbstmord mit geringer Gefäng-
nissstrafe, Relegation oder Verdammung zu
öffentlichen Arbeiten auf kurze Zeit ***). Den
vollendeten Selbstmord, straft sie mit dem
Eselsbegräbniss, wenn die That wegen eines
Verbrechens oder sonst aus einer schimpflichen
Ursache begangen ist. Der Selbstmörder aus
Wahnsinn, Melancholi, soll still an der Mauer
des Kirchhofs verscharrt werden ****).




Zwey-
*) L. 3. pr. D. de bonis eorum, "qui rei postulati, vel in
Jcelere deprebensi metu eriminis imminentis, mortem
sibi consciverunt, heredem non habent. -- P. G.
O. ang. Art. "Wenn jemand beklagt und in Recht
erfodert oder bracht
würde etc.
**) Aus L. 45. §. 2. D. de juro fisci; scheint es bev-
nahe, als wenn wenigstens Paulus dieses nicht
für nothwendig halte.
***) Berger el. crim. p. 97. -- Hommel obs. 127.
Quistorp Thl. 1. §. 300.
****) Vergl. I. Casp. Bocrisius Diss. de eo quod j. e.
circa sepulturam propricidarum.
Altorf. 1760.

Anhang. Von dem Selbſtmord.
worden iſt *). Nur iſt nothwendig, daſs ſchon
bey ſeinen Lebzeiten, die Unterſuchung an-
gefangen hat **).

§. 279.

Die Praxis ſtraft den attentirten zurech-
nungsfähigen Selbſtmord mit geringer Gefäng-
niſsſtrafe, Relegation oder Verdammung zu
öffentlichen Arbeiten auf kurze Zeit ***). Den
vollendeten Selbſtmord, ſtraft ſie mit dem
Eſelsbegräbniſs, wenn die That wegen eines
Verbrechens oder ſonſt aus einer ſchimpflichen
Urſache begangen iſt. Der Selbſtmörder aus
Wahnſinn, Melancholi, ſoll ſtill an der Mauer
des Kirchhofs verſcharrt werden ****).




Zwey-
*) L. 3. pr. D. de bonis eorum, „qui rei poſtulati, vel in
Jcelere deprebenſi metu eriminis imminentis, mortem
ſibi conſciverunt, heredem non habent. — P. G.
O. ang. Art. „Wenn jemand beklagt und in Recht
erfodert oder bracht
würde etc.
**) Aus L. 45. §. 2. D. de juro fisci; ſcheint es bev-
nahe, als wenn wenigſtens Paulus dieſes nicht
für nothwendig halte.
***) Berger el. crim. p. 97. — Hommel obſ. 127.
Quiſtorp Thl. 1. §. 300.
****) Vergl. I. Casp. Bocriſius Diſſ. de eo quod j. e.
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Altorf. 1760.
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[217/0245] Anhang. Von dem Selbſtmord. worden iſt *). Nur iſt nothwendig, daſs ſchon bey ſeinen Lebzeiten, die Unterſuchung an- gefangen hat **). §. 279. Die Praxis ſtraft den attentirten zurech- nungsfähigen Selbſtmord mit geringer Gefäng- niſsſtrafe, Relegation oder Verdammung zu öffentlichen Arbeiten auf kurze Zeit ***). Den vollendeten Selbſtmord, ſtraft ſie mit dem Eſelsbegräbniſs, wenn die That wegen eines Verbrechens oder ſonſt aus einer ſchimpflichen Urſache begangen iſt. Der Selbſtmörder aus Wahnſinn, Melancholi, ſoll ſtill an der Mauer des Kirchhofs verſcharrt werden ****). Zwey- *) L. 3. pr. D. de bonis eorum, „qui rei poſtulati, vel in Jcelere deprebenſi metu eriminis imminentis, mortem ſibi conſciverunt, heredem non habent. — P. G. O. ang. Art. „Wenn jemand beklagt und in Recht erfodert oder bracht würde etc. **) Aus L. 45. §. 2. D. de juro fisci; ſcheint es bev- nahe, als wenn wenigſtens Paulus dieſes nicht für nothwendig halte. ***) Berger el. crim. p. 97. — Hommel obſ. 127. Quiſtorp Thl. 1. §. 300. ****) Vergl. I. Casp. Bocriſius Diſſ. de eo quod j. e. circa ſepulturam propricidarum. Altorf. 1760.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/245>, abgerufen am 19.04.2024.