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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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ES ist eine bekandte Sache / daß eben derselbe Planet oder Wandel-Stern / welchen wir des Morgends / wenn er sich vor der Sonnen Aufgang in Osten erblicken läst / den Morgenstern zu nennen pflegen / des Abends / wenn er nach der Sonnen Untergang in Westen erscheinet / seinen Nahmen verlieret / und der Abend-Stern benennet wird. Aber mit wenigern Recht kan derjenige Morgenstern nun noch Morgenstern heissen / welcher bey diesen Abend nicht auff-sondern untergangen / ja unter die Erden müssen verscharret werden. Ich rede von dem weyland Edlen und Wolgelahrten Herrn Johann Carl Morgenstern / Philosophiae und Theologiae Studioso. Ach derselbe solte seinen Eltern zur Freude erst / wie ein heller Morgenstern aufgehen / und siehe / so muß er sich aus ihren Augen so gar bald verlieren. Traun bey Ihm triffts wol ein / was ehmahls bey den Morgenstern geschrieben worden:

Tantum spem lucis, Es kan bey meinen Schein Nichts mehr denn Hoffnung seyn.

Ja wol nichts mehr denn Hoffnung: Denn da seine Eltern noch nicht viel als gute Hoffnung von Ihm genossen / hat der Tod alle Hoffnung auf einmahl abgeschnitten. So

ES ist eine bekandte Sache / daß eben derselbe Planet oder Wandel-Stern / welchen wir des Morgends / wenn er sich vor der Sonnen Aufgang in Osten erblicken läst / den Morgenstern zu nennen pflegen / des Abends / wenn er nach der Sonnen Untergang in Westen erscheinet / seinen Nahmen verlieret / und der Abend-Stern benennet wird. Aber mit wenigern Recht kan derjenige Morgenstern nun noch Morgenstern heissen / welcher bey diesen Abend nicht auff-sondern untergangen / ja unter die Erden müssen verscharret werden. Ich rede von dem weyland Edlen und Wolgelahrten Herrn Johann Carl Morgenstern / Philosophiae und Theologiae Studioso. Ach derselbe solte seinen Eltern zur Freude erst / wie ein heller Morgenstern aufgehen / und siehe / so muß er sich aus ihren Augen so gar bald verlieren. Traun bey Ihm triffts wol ein / was ehmahls bey den Morgenstern geschrieben worden:

Tantum spem lucis, Es kan bey meinen Schein Nichts mehr denn Hoffnung seyn.

Ja wol nichts mehr denn Hoffnung: Denn da seine Eltern noch nicht viel als gute Hoffnung von Ihm genossen / hat der Tod alle Hoffnung auf einmahl abgeschnitten. So

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[0124] ES ist eine bekandte Sache / daß eben derselbe Planet oder Wandel-Stern / welchen wir des Morgends / wenn er sich vor der Sonnen Aufgang in Osten erblicken läst / den Morgenstern zu nennen pflegen / des Abends / wenn er nach der Sonnen Untergang in Westen erscheinet / seinen Nahmen verlieret / und der Abend-Stern benennet wird. Aber mit wenigern Recht kan derjenige Morgenstern nun noch Morgenstern heissen / welcher bey diesen Abend nicht auff-sondern untergangen / ja unter die Erden müssen verscharret werden. Ich rede von dem weyland Edlen und Wolgelahrten Herrn Johann Carl Morgenstern / Philosophiae und Theologiae Studioso. Ach derselbe solte seinen Eltern zur Freude erst / wie ein heller Morgenstern aufgehen / und siehe / so muß er sich aus ihren Augen so gar bald verlieren. Traun bey Ihm triffts wol ein / was ehmahls bey den Morgenstern geschrieben worden: Tantum spem lucis, Es kan bey meinen Schein Nichts mehr denn Hoffnung seyn. Ja wol nichts mehr denn Hoffnung: Denn da seine Eltern noch nicht viel als gute Hoffnung von Ihm genossen / hat der Tod alle Hoffnung auf einmahl abgeschnitten. So

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/124>, abgerufen am 29.03.2024.