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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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muste eine betrübte Mutter ihre Marter-Woche vor der Marter-Woche haben. Dieselbe fing schon zu Braunschweig an / den Augenblick / da Sie die betrübte Zeitung von Ihres Sohnes gefahrlichen Kranckheit hörete. Die Marter mehrete sich / da Sie der todtkrancke Sohn zum Willkomm mit seinen matten Armen umarmete. Am vergangenen Sonntag Laetare, welcher von der Freude den Nahmen hat / kam dieselbe aufs höchste; gewiß bey Ihr war das Laetare, die Freude / sehr schlecht / denn / da sich dieser Sonntag geneiget / da der Abendstern am Himmel war aufgegangen / da neiget sich dieser Morgenstern zum Untergange / und um 12. Uhr war er gar dahin.

M. H. A. werden denn im besten vermercken wenn ich zum Zweck einer kurtzen Rede das traurige Laetare setze.

Wenn wir die Unbeständigkeit der irrdischen Freude / und den Ausspruch des weisen Salomons Prov. XIV. Extrema gaudii luctus occupat, nach der Freude kömmt Leid / in einem Bilde aussprechen wolten / so müste es eine Laute oder ein ander wolklingendes und Freude-bringendes Seitenspiel seyn / worauf aber die Seiten gesprungen / mit der Beyschrifft.

Versa est in lachrymas; Die Freude so nicht lang gewehrt / Ist bald in herbes Leid verkehrt.

Ich weiß die hochbetrübte Eltern des Sehl. Hrn. Morgensterns werden hier beystimmen / und von Ihrer Freude sagen: Versa est in lachrymas, sie ist in Leid verkehret. Ach da vor 21. Jahren 2. Monathen und etlichen Tagen dieser Ihr Sohn zu Wolffenbüttel die Welt erblickte / rieff Er dem jetzund so traurigen Vatter Hrn. Georg Dieterich Morgenstern / Fürstl. Accis-Bedienten in

muste eine betrübte Mutter ihre Marter-Woche vor der Marter-Woche haben. Dieselbe fing schon zu Braunschweig an / den Augenblick / da Sie die betrübte Zeitung von Ihres Sohnes gefahrlichen Kranckheit hörete. Die Marter mehrete sich / da Sie der todtkrancke Sohn zum Willkom̃ mit seinen matten Armen umarmete. Am vergangenen Sonntag Laetare, welcher von der Freude den Nahmen hat / kam dieselbe aufs höchste; gewiß bey Ihr war das Laetare, die Freude / sehr schlecht / denn / da sich dieser Sonntag geneiget / da der Abendstern am Himmel war aufgegangen / da neiget sich dieser Morgenstern zum Untergange / und um 12. Uhr war er gar dahin.

M. H. A. werden denn im besten vermercken wenn ich zum Zweck einer kurtzen Rede das traurige Laetare setze.

Wenn wir die Unbeständigkeit der irrdischen Freude / und den Ausspruch des weisen Salomons Prov. XIV. Extrema gaudii luctus occupat, nach der Freude kömmt Leid / in einem Bilde aussprechen wolten / so müste es eine Laute oder ein ander wolklingendes und Freude-bringendes Seitenspiel seyn / worauf aber die Seiten gesprungen / mit der Beyschrifft.

Versa est in lachrymas; Die Freude so nicht lang gewehrt / Ist bald in herbes Leid verkehrt.

Ich weiß die hochbetrübte Eltern des Sehl. Hrn. Morgensterns werden hier beystimmen / und von Ihrer Freude sagen: Versa est in lachrymas, sie ist in Leid verkehret. Ach da vor 21. Jahren 2. Monathen und etlichen Tagen dieser Ihr Sohn zu Wolffenbüttel die Welt erblickte / rieff Er dem jetzund so traurigen Vatter Hrn. Georg Dieterich Morgenstern / Fürstl. Accis-Bedienten in

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[119/0125] muste eine betrübte Mutter ihre Marter-Woche vor der Marter-Woche haben. Dieselbe fing schon zu Braunschweig an / den Augenblick / da Sie die betrübte Zeitung von Ihres Sohnes gefahrlichen Kranckheit hörete. Die Marter mehrete sich / da Sie der todtkrancke Sohn zum Willkom̃ mit seinen matten Armen umarmete. Am vergangenen Sonntag Laetare, welcher von der Freude den Nahmen hat / kam dieselbe aufs höchste; gewiß bey Ihr war das Laetare, die Freude / sehr schlecht / denn / da sich dieser Sonntag geneiget / da der Abendstern am Himmel war aufgegangen / da neiget sich dieser Morgenstern zum Untergange / und um 12. Uhr war er gar dahin. M. H. A. werden denn im besten vermercken wenn ich zum Zweck einer kurtzen Rede das traurige Laetare setze. Wenn wir die Unbeständigkeit der irrdischen Freude / und den Ausspruch des weisen Salomons Prov. XIV. Extrema gaudii luctus occupat, nach der Freude kömmt Leid / in einem Bilde aussprechen wolten / so müste es eine Laute oder ein ander wolklingendes und Freude-bringendes Seitenspiel seyn / worauf aber die Seiten gesprungen / mit der Beyschrifft. Versa est in lachrymas; Die Freude so nicht lang gewehrt / Ist bald in herbes Leid verkehrt. Ich weiß die hochbetrübte Eltern des Sehl. Hrn. Morgensterns werden hier beystimmen / und von Ihrer Freude sagen: Versa est in lachrymas, sie ist in Leid verkehret. Ach da vor 21. Jahren 2. Monathen und etlichen Tagen dieser Ihr Sohn zu Wolffenbüttel die Welt erblickte / rieff Er dem jetzund so traurigen Vatter Hrn. Georg Dieterich Morgenstern / Fürstl. Accis-Bedienten in

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/125>, abgerufen am 25.04.2024.