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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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nen sämtlich Anverwandten / welche diesen Todesfall freylich schmertzlich empfinden müssen. Denn diejenige / welche Ihre Krohne / welche Ihre Rahtgeberinn / welche Ihre Versorgerinn / welche Ihr Trost und Zuflucht in der Welt gewesen / ist nun dahin / ja diese gantze Christl. Gemeine hätte wol wünschen mögen / daß die Seel. Ihre Jahre noch nicht enden / sondern von neuen wiederanfangen mögen / welche sonder allen zweiffel manches Unglück abzubetthen geholffen hat. Doch ich erinnere mich hier der Worte Chrysostomi: In nuptiis nihil triste sit, bey der Hochzeit muß nichts Trauriges seyn. Wenn dieses bey einer Hochzeit statt findet / so muß es auch gelten bey der neuen Hochzeit unserer Seel. Fr. Professorinn / denn derselben Hochzeit-Tag und Hochzeit-Freude ist so beschaffen / daß kein Leyd / kein Hauscreutz / kein neuer Witwenstand darauf erfolgen kan. Ihr Bräutigam hat Ihr zugeruffen die Worte der Naemi, mit welchen Sie Ihre Tochter Ruth auf eine gute Heyraht vertröstete: Ich wil Dir Ruhe schaffen / daß Dirs wolgehe. Und diese Zusage hat Er nun der Seelen nach schon erfüllet / die ist in Gottes-Hand / die ruhet von aller ihrer Arbeit. Und was Ihren Hochzeit-Tag noch frölicher macht / Ihren lieben Eheschatz / Kinder und Eydam findet Sie nun wieder / diese gehen mit Ihr zu dieser Hochzeit / sitzen mit Ihr an einer Taffel / ergetzen sich mit Ihr in alle unaußdenckliche Ewigkeit. In his nuptiis ergo nil triste sit. Bey Ihrer Hochzeit muß kein Trauren seyn: Bevorab da diese hochgeschätzte vornehme Versammlung sich hauptsächlich zu dem Ende eingefunden / durch Ihr Christl. Mittrauren der Leyd-

nen sämtlich Anverwandten / welche diesen Todesfall freylich schmertzlich empfinden müssen. Denn diejenige / welche Ihre Krohne / welche Ihre Rahtgeberinn / welche Ihre Versorgerinn / welche Ihr Trost und Zuflucht in der Welt gewesen / ist nun dahin / ja diese gantze Christl. Gemeine hätte wol wünschen mögen / daß die Seel. Ihre Jahre noch nicht enden / sondern von neuen wiederanfangen mögen / welche sonder allen zweiffel manches Unglück abzubetthen geholffen hat. Doch ich erinnere mich hier der Worte Chrysostomi: In nuptiis nihil triste sit, bey der Hochzeit muß nichts Trauriges seyn. Wenn dieses bey einer Hochzeit statt findet / so muß es auch gelten bey der neuen Hochzeit unserer Seel. Fr. Professorinn / denn derselben Hochzeit-Tag und Hochzeit-Freude ist so beschaffen / daß kein Leyd / kein Hauscreutz / kein neuer Witwenstand darauf erfolgen kan. Ihr Bräutigam hat Ihr zugeruffen die Worte der Naëmi, mit welchen Sie Ihre Tochter Ruth auf eine gute Heyraht vertröstete: Ich wil Dir Ruhe schaffen / daß Dirs wolgehe. Und diese Zusage hat Er nun der Seelen nach schon erfüllet / die ist in Gottes-Hand / die ruhet von aller ihrer Arbeit. Und was Ihren Hochzeit-Tag noch frölicher macht / Ihren lieben Eheschatz / Kinder und Eydam findet Sie nun wieder / diese gehen mit Ihr zu dieser Hochzeit / sitzen mit Ihr an einer Taffel / ergetzen sich mit Ihr in alle unaußdenckliche Ewigkeit. In his nuptiis ergo nil triste sit. Bey Ihrer Hochzeit muß kein Trauren seyn: Bevorab da diese hochgeschätzte vornehme Versam̃lung sich hauptsächlich zu dem Ende eingefunden / durch Ihr Christl. Mittrauren der Leyd-

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                     Ihre Versorgerinn / welche Ihr Trost und Zuflucht in der Welt gewesen / ist nun
                     dahin / ja diese gantze Christl. Gemeine hätte wol wünschen mögen / daß die
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                     welche sonder allen zweiffel manches Unglück abzubetthen geholffen hat. Doch ich
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                     Hochzeit muß nichts Trauriges seyn. Wenn dieses bey einer Hochzeit statt findet
                     / so muß es auch gelten bey der neuen Hochzeit unserer Seel. Fr. Professorinn /
                     denn derselben Hochzeit-Tag und Hochzeit-Freude ist so beschaffen / daß kein
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                     Ruth auf eine gute Heyraht vertröstete: Ich wil Dir Ruhe schaffen / daß Dirs
                     wolgehe. Und diese Zusage hat Er nun der Seelen nach schon erfüllet / die ist in
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[130/0136] nen sämtlich Anverwandten / welche diesen Todesfall freylich schmertzlich empfinden müssen. Denn diejenige / welche Ihre Krohne / welche Ihre Rahtgeberinn / welche Ihre Versorgerinn / welche Ihr Trost und Zuflucht in der Welt gewesen / ist nun dahin / ja diese gantze Christl. Gemeine hätte wol wünschen mögen / daß die Seel. Ihre Jahre noch nicht enden / sondern von neuen wiederanfangen mögen / welche sonder allen zweiffel manches Unglück abzubetthen geholffen hat. Doch ich erinnere mich hier der Worte Chrysostomi: In nuptiis nihil triste sit, bey der Hochzeit muß nichts Trauriges seyn. Wenn dieses bey einer Hochzeit statt findet / so muß es auch gelten bey der neuen Hochzeit unserer Seel. Fr. Professorinn / denn derselben Hochzeit-Tag und Hochzeit-Freude ist so beschaffen / daß kein Leyd / kein Hauscreutz / kein neuer Witwenstand darauf erfolgen kan. Ihr Bräutigam hat Ihr zugeruffen die Worte der Naëmi, mit welchen Sie Ihre Tochter Ruth auf eine gute Heyraht vertröstete: Ich wil Dir Ruhe schaffen / daß Dirs wolgehe. Und diese Zusage hat Er nun der Seelen nach schon erfüllet / die ist in Gottes-Hand / die ruhet von aller ihrer Arbeit. Und was Ihren Hochzeit-Tag noch frölicher macht / Ihren lieben Eheschatz / Kinder und Eydam findet Sie nun wieder / diese gehen mit Ihr zu dieser Hochzeit / sitzen mit Ihr an einer Taffel / ergetzen sich mit Ihr in alle unaußdenckliche Ewigkeit. In his nuptiis ergo nil triste sit. Bey Ihrer Hochzeit muß kein Trauren seyn: Bevorab da diese hochgeschätzte vornehme Versam̃lung sich hauptsächlich zu dem Ende eingefunden / durch Ihr Christl. Mittrauren der Leyd-

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/136>, abgerufen am 25.04.2024.