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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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ICh soll anjetzo dasjenige ins Werck setzen / was ich ohnlängst dem weyland Ehrenvesten / Kunsterfahrnen und Groß achtbahren Herrn Joh. Andr. Bocksberg / wolbenahmten Bürger dieser unser Stadt Helmstedt und berühmten Chirurgo mit Hand und Mund auf seinem Tod-Bette versprechen müssen. Ich soll denjenigen schuldigen Danck abstatten / welche mit mir dessen erblasseten Cörper zum Gottes-Acker begleiten wollen. Hiebey nehme ich denn billig die Gewohnheit in acht / mit einer kurtzen Leichen-Rede das Andencken des Verstorbenen einiger massen zu erfrischen. Was soll ich aber hier vor eine Erfindung nehmen / die so wol M. H. A. in etwas vergnügen / als auch des Seel. Herrn Bocksbergs rühmlich zu gedencken Anlaß geben möge? Doch ich darff mich nur erinnern einer nachdencklichen Rede / welche ich etwa 8. Tage vor seinen Ende aus seinem Munde gehöret / so wird sich bald die Erfindung finden. Der Seel. Mann wurde von mir zur beständigen Geduld in seinem harten Lager angemahnet; Ja / sagte Er: Ich habe die Zeit meines Lebens manches Pflaster vor andern zubereitet / und durch dessen von GOtt gesegneten guten effect mir und dem verwundeten Preßhafften Freude gemacht; Bißher haben aber andere und ich selbst an mir geflicket / aber nichts ausrichten können; allein / jetzo dancke ich dem lieben GOtt / der mir ein sonder bahres arcanum offenbahret / welches mir alle meine Angst und Schmertzen leichter macht / und diß ist kein anders als das edle Geduld-Pflaster. An diesem Pflaster / sagte Er / habe ich schon lange gearbeitet / habe es

ICh soll anjetzo dasjenige ins Werck setzen / was ich ohnlängst dem weyland Ehrenvesten / Kunsterfahrnen und Groß achtbahren Herrn Joh. Andr. Bocksberg / wolbenahmten Bürger dieser unser Stadt Helmstedt und berühmten Chirurgo mit Hand und Mund auf seinem Tod-Bette versprechen müssen. Ich soll denjenigen schuldigen Danck abstatten / welche mit mir dessen erblasseten Cörper zum Gottes-Acker begleiten wollen. Hiebey nehme ich denn billig die Gewohnheit in acht / mit einer kurtzen Leichen-Rede das Andencken des Verstorbenen einiger massen zu erfrischen. Was soll ich aber hier vor eine Erfindung nehmen / die so wol M. H. A. in etwas vergnügen / als auch des Seel. Herrn Bocksbergs rühmlich zu gedencken Anlaß geben möge? Doch ich darff mich nur erinnern einer nachdencklichen Rede / welche ich etwa 8. Tage vor seinen Ende aus seinem Munde gehöret / so wird sich bald die Erfindung finden. Der Seel. Mann wurde von mir zur beständigen Geduld in seinem harten Lager angemahnet; Ja / sagte Er: Ich habe die Zeit meines Lebens manches Pflaster vor andern zubereitet / und durch dessen von GOtt gesegneten guten effect mir und dem verwundeten Preßhafften Freude gemacht; Bißher haben aber andere und ich selbst an mir geflicket / aber nichts ausrichten können; allein / jetzo dancke ich dem lieben GOtt / der mir ein sonder bahres arcanum offenbahret / welches mir alle meine Angst und Schmertzen leichter macht / und diß ist kein anders als das edle Geduld-Pflaster. An diesem Pflaster / sagte Er / habe ich schon lange gearbeitet / habe es

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                     und Mund auf seinem Tod-Bette versprechen müssen. Ich soll denjenigen schuldigen
                     Danck abstatten / welche mit mir dessen erblasseten Cörper zum Gottes-Acker
                     begleiten wollen. Hiebey nehme ich denn billig die Gewohnheit in acht / mit
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                     erfrischen. Was soll ich aber hier vor eine Erfindung nehmen / die so wol M. H.
                     A. in etwas vergnügen / als auch des Seel. Herrn Bocksbergs rühmlich zu
                     gedencken Anlaß geben möge? Doch ich darff mich nur erinnern einer
                     nachdencklichen Rede / welche ich etwa 8. Tage vor seinen Ende aus seinem Munde
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                     nichts ausrichten können; allein / jetzo dancke ich dem lieben GOtt / der mir
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[132/0138] ICh soll anjetzo dasjenige ins Werck setzen / was ich ohnlängst dem weyland Ehrenvesten / Kunsterfahrnen und Groß achtbahren Herrn Joh. Andr. Bocksberg / wolbenahmten Bürger dieser unser Stadt Helmstedt und berühmten Chirurgo mit Hand und Mund auf seinem Tod-Bette versprechen müssen. Ich soll denjenigen schuldigen Danck abstatten / welche mit mir dessen erblasseten Cörper zum Gottes-Acker begleiten wollen. Hiebey nehme ich denn billig die Gewohnheit in acht / mit einer kurtzen Leichen-Rede das Andencken des Verstorbenen einiger massen zu erfrischen. Was soll ich aber hier vor eine Erfindung nehmen / die so wol M. H. A. in etwas vergnügen / als auch des Seel. Herrn Bocksbergs rühmlich zu gedencken Anlaß geben möge? Doch ich darff mich nur erinnern einer nachdencklichen Rede / welche ich etwa 8. Tage vor seinen Ende aus seinem Munde gehöret / so wird sich bald die Erfindung finden. Der Seel. Mann wurde von mir zur beständigen Geduld in seinem harten Lager angemahnet; Ja / sagte Er: Ich habe die Zeit meines Lebens manches Pflaster vor andern zubereitet / und durch dessen von GOtt gesegneten guten effect mir und dem verwundeten Preßhafften Freude gemacht; Bißher haben aber andere und ich selbst an mir geflicket / aber nichts ausrichten können; allein / jetzo dancke ich dem lieben GOtt / der mir ein sonder bahres arcanum offenbahret / welches mir alle meine Angst und Schmertzen leichter macht / und diß ist kein anders als das edle Geduld-Pflaster. An diesem Pflaster / sagte Er / habe ich schon lange gearbeitet / habe es

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/138>, abgerufen am 29.03.2024.