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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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ligkeit eintzige Quelle und Uhrsprung ist. Ja wenn kein Unglück / und der Verderber der Natur / der Tod nicht wäre / so möchte dieses angehen. Weil aber allen Beyden kein Tag zu heilig / kein Fest zu frölich / da sie nicht ihr einmahl erhaltenes Recht die Menschen zu betrüben an demselben ausüben solten / so kans wol nicht anders seyn / als daß auch die frölichen Pfingstfeyer-Tage offt zu Trauer-Tagen werden müssen. Wir dürffen hievon ein Beyspiel nicht weit suchen; Denn wer zu denen / welche in diesem Hause gebohren und erzogen / oder mit denselben durch nahe Verbindung zugehören / jetzt sagen wolte: Die Pfingsten sind vor der Thür / drum seyd nicht traurig / der würde Ihnen etwas Unziemendes anmuhten seyn. Das Unglück ist hier eingekehret / und der Tod hat hier das Lachen in Weinen / und die Freude in Leyd verwandelt; Ihre Hertzliebe Mutter / Schwieger-Mutter / Groß-Mutter und nahe Anverwandtinn hat das Pfingst-Fest nicht erlebet; ich meyne die weiland Viel-Ehr- und Tugendbegabte Frau / Fr. Anna Maria Matthießen / gebohrne Könhagen / Seel. Herrn Theodori Matthießen / weiland Bürgers und Brauers alhier / nachgelassene Wittwe. Denn diese ist es / welche wir jetzo mit Trauren auff dem Wege begleitet / welchen Sie vielleicht dieses Fest mit Freuden zu gehen bedacht gewesen. Doch dieses Trauren muß man nur bey den Begleitenden / nicht aber bey der Begleiteten suchen; Denn laß seyn / daß dieselbe hier auf Erden keine Pfingsten hält / so getraue ich mir doch wol zu erweisen / daß ihre fröliche Pfingsten vor Pfingsten ihren Anfang genommen. Zwey und siebentzig Pfing-

ligkeit eintzige Quelle und Uhrsprung ist. Ja weñ kein Unglück / und der Verderber der Natur / der Tod nicht wäre / so möchte dieses angehen. Weil aber allen Beyden kein Tag zu heilig / kein Fest zu frölich / da sie nicht ihr einmahl erhaltenes Recht die Menschen zu betrüben an demselben ausüben solten / so kans wol nicht anders seyn / als daß auch die frölichen Pfingstfeyer-Tage offt zu Trauer-Tagen werden müssen. Wir dürffen hievon ein Beyspiel nicht weit suchen; Denn wer zu denen / welche in diesem Hause gebohren und erzogen / oder mit denselben durch nahe Verbindung zugehören / jetzt sagen wolte: Die Pfingsten sind vor der Thür / drum seyd nicht traurig / der würde Ihnen etwas Unziemendes anmuhten seyn. Das Unglück ist hier eingekehret / und der Tod hat hier das Lachen in Weinen / und die Freude in Leyd verwandelt; Ihre Hertzliebe Mutter / Schwieger-Mutter / Groß-Mutter und nahe Anverwandtinn hat das Pfingst-Fest nicht erlebet; ich meyne die weiland Viel-Ehr- und Tugendbegabte Frau / Fr. Anna Maria Matthießen / gebohrne Könhagen / Seel. Herrn Theodori Matthießen / weiland Bürgers und Brauers alhier / nachgelassene Wittwe. Denn diese ist es / welche wir jetzo mit Trauren auff dem Wege begleitet / welchen Sie vielleicht dieses Fest mit Freuden zu gehen bedacht gewesen. Doch dieses Trauren muß man nur bey den Begleitenden / nicht aber bey der Begleiteten suchen; Denn laß seyn / daß dieselbe hier auf Erden keine Pfingsten hält / so getraue ich mir doch wol zu erweisen / daß ihre fröliche Pfingsten vor Pfingsten ihren Anfang genommen. Zwey und siebentzig Pfing-

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[138/0144] ligkeit eintzige Quelle und Uhrsprung ist. Ja weñ kein Unglück / und der Verderber der Natur / der Tod nicht wäre / so möchte dieses angehen. Weil aber allen Beyden kein Tag zu heilig / kein Fest zu frölich / da sie nicht ihr einmahl erhaltenes Recht die Menschen zu betrüben an demselben ausüben solten / so kans wol nicht anders seyn / als daß auch die frölichen Pfingstfeyer-Tage offt zu Trauer-Tagen werden müssen. Wir dürffen hievon ein Beyspiel nicht weit suchen; Denn wer zu denen / welche in diesem Hause gebohren und erzogen / oder mit denselben durch nahe Verbindung zugehören / jetzt sagen wolte: Die Pfingsten sind vor der Thür / drum seyd nicht traurig / der würde Ihnen etwas Unziemendes anmuhten seyn. Das Unglück ist hier eingekehret / und der Tod hat hier das Lachen in Weinen / und die Freude in Leyd verwandelt; Ihre Hertzliebe Mutter / Schwieger-Mutter / Groß-Mutter und nahe Anverwandtinn hat das Pfingst-Fest nicht erlebet; ich meyne die weiland Viel-Ehr- und Tugendbegabte Frau / Fr. Anna Maria Matthießen / gebohrne Könhagen / Seel. Herrn Theodori Matthießen / weiland Bürgers und Brauers alhier / nachgelassene Wittwe. Denn diese ist es / welche wir jetzo mit Trauren auff dem Wege begleitet / welchen Sie vielleicht dieses Fest mit Freuden zu gehen bedacht gewesen. Doch dieses Trauren muß man nur bey den Begleitenden / nicht aber bey der Begleiteten suchen; Denn laß seyn / daß dieselbe hier auf Erden keine Pfingsten hält / so getraue ich mir doch wol zu erweisen / daß ihre fröliche Pfingsten vor Pfingsten ihren Anfang genommen. Zwey und siebentzig Pfing-

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/144>, abgerufen am 19.04.2024.