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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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ALs vormahlen dem Antigono die Post gebracht worden / sein Sohn der Alcioneus wäre todt / soll Er nicht das geringste Zeichen einiger Traurigkeit von sich haben mercken lassen / sondern nur gesagt haben: O Alcioneu, du bist später gestorben als du hättest sterben sollen. Man nimt dieses insgemein an als ein Zeichen einer fast-unnatürlichen zum wenigsten gar nicht väterlichen Unempfindlichkeit. Wie aber / wenn jetzo der hier bey uns stehende Leydtragende Vater / der Edle / Großachtbahre Herr Julius Johann Hünefeld / bey hiesiger löbl. Stadt Helmstedt Treu-Verdienter Rahts-Cämmerer eben solche Worte als Dolmetscher seines enipfindlichen Schmertzens von sich vernehmen liesse; Ach wie wenn Er dem vor wenig Stunden ins Grab gesenckten Sohn / dem weiland Edlen- und Wolgelahrten Herrn Henrico Joachimo Hünefeld / beyder Rechten Studioso nochmahls nachrieffe: O mein Sohn / du bist später gestorben als du hättest sterben sollen! möchte Er wol das höchste Recht dazu haben. Denn ob gleich dieser herbe Schmertz Ihn noch viel zu frühe zu überfallen scheinet / so ist Er darum desto empfindlicher / daß Er zu späte kommt; Ich will sagen: Wäre der Seel. etliche Jahr eher dem Tode zu Theil worden / so hätte Er seit dem nicht so viel Freude durch Sein Wolverhalten / nicht so nahe Hoffnung zu künfftiger Ehre / und folglich nicht so viel Traurigkeit durch Sein Absterben veranlassen mögen. Gewiß / ich halte es vor ein recht trauriges Verhängniß über mich zu seyn / daß ich eben in dem Hause

ALs vormahlen dem Antigono die Post gebracht worden / sein Sohn der Alcioneus wäre todt / soll Er nicht das geringste Zeichen einiger Traurigkeit von sich haben mercken lassen / sondern nur gesagt haben: O Alcioneu, du bist später gestorben als du hättest sterben sollen. Man nimt dieses insgemein an als ein Zeichen einer fast-unnatürlichen zum wenigsten gar nicht väterlichen Unempfindlichkeit. Wie aber / weñ jetzo der hier bey uns stehende Leydtragende Vater / der Edle / Großachtbahre Herr Julius Johann Hünefeld / bey hiesiger löbl. Stadt Helmstedt Treu-Verdienter Rahts-Cämmerer eben solche Worte als Dolmetscher seines enipfindlichen Schmertzens von sich vernehmen liesse; Ach wie wenn Er dem vor wenig Stunden ins Grab gesenckten Sohn / dem weiland Edlen- und Wolgelahrten Herrn Henrico Joachimo Hünefeld / beyder Rechten Studioso nochmahls nachrieffe: O mein Sohn / du bist später gestorben als du hättest sterben sollen! möchte Er wol das höchste Recht dazu haben. Denn ob gleich dieser herbe Schmertz Ihn noch viel zu frühe zu überfallen scheinet / so ist Er darum desto empfindlicher / daß Er zu späte kom̃t; Ich will sagen: Wäre der Seel. etliche Jahr eher dem Tode zu Theil worden / so hätte Er seit dem nicht so viel Freude durch Sein Wolverhalten / nicht so nahe Hoffnung zu künfftiger Ehre / und folglich nicht so viel Traurigkeit durch Sein Absterben veranlassen mögen. Gewiß / ich halte es vor ein recht trauriges Verhängniß über mich zu seyn / daß ich eben in dem Hause

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[162/0168] ALs vormahlen dem Antigono die Post gebracht worden / sein Sohn der Alcioneus wäre todt / soll Er nicht das geringste Zeichen einiger Traurigkeit von sich haben mercken lassen / sondern nur gesagt haben: O Alcioneu, du bist später gestorben als du hättest sterben sollen. Man nimt dieses insgemein an als ein Zeichen einer fast-unnatürlichen zum wenigsten gar nicht väterlichen Unempfindlichkeit. Wie aber / weñ jetzo der hier bey uns stehende Leydtragende Vater / der Edle / Großachtbahre Herr Julius Johann Hünefeld / bey hiesiger löbl. Stadt Helmstedt Treu-Verdienter Rahts-Cämmerer eben solche Worte als Dolmetscher seines enipfindlichen Schmertzens von sich vernehmen liesse; Ach wie wenn Er dem vor wenig Stunden ins Grab gesenckten Sohn / dem weiland Edlen- und Wolgelahrten Herrn Henrico Joachimo Hünefeld / beyder Rechten Studioso nochmahls nachrieffe: O mein Sohn / du bist später gestorben als du hättest sterben sollen! möchte Er wol das höchste Recht dazu haben. Denn ob gleich dieser herbe Schmertz Ihn noch viel zu frühe zu überfallen scheinet / so ist Er darum desto empfindlicher / daß Er zu späte kom̃t; Ich will sagen: Wäre der Seel. etliche Jahr eher dem Tode zu Theil worden / so hätte Er seit dem nicht so viel Freude durch Sein Wolverhalten / nicht so nahe Hoffnung zu künfftiger Ehre / und folglich nicht so viel Traurigkeit durch Sein Absterben veranlassen mögen. Gewiß / ich halte es vor ein recht trauriges Verhängniß über mich zu seyn / daß ich eben in dem Hause

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/168>, abgerufen am 28.03.2024.