Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
Weg Anstand / weg Verzug / ich wil nichts schuldig bleiben / Ein ander mag nach mir von Anstands-Brieffen schreiben.

Und darauf zahlete Er denn auch / wie es GOTT von Ihm fordert / die Schuld willig ab / den Leib der Erden / die Seele ihrem Schöpffer und Erlöser / da der rieff: rumpe moras, war seine Antwort: In me mora non erit ulla. Die betrübten Eltern geben sich hier aber billig auch als creditores an / Sie haben noch viel Freude von Ihrem Sohn zu fordern. Der Herr Lutherus sagt: Diejenigen Eltern / so ihre Kinder studiren lassen / die geben GOTT ein Höltzlein / daraus Er einen Herren schnitzen kan; Und was für Hoffnung hatten Sie Ihnen nicht von diesem Ihren Seel. Sohn zu machen / aber ach Sie müssen hier in concursu creditorum nachsehen / GOTT und die Erde haben die priorität / Ihnen bleibet nichts als Trauren und Bekümmerniß übrig. Es ist wol eher ein Sohn (Ludovicus Comes de Montpensier) bey dem Grabe seines Herrn Vaters todt zur Erden niedergefallen / nun heist es aber; Amor descendit non ascendit, was wunder / wenn ein trauriger Vater bey dem Grabe seines so lieben Sohnes niedersincket / was wunder / wenn derselbe sich zum wenigsten bekümmert / daß der Seel. keine moratorias verlanget noch erlanget. Allein nach der Hrn. Juristen Ausspruch heist es / contra piam causam moratoriae non valent. Ich meyne hier sey pia causa, denn nicht etwa ein irrdisches Gottes-Haus hat Anspruch an dem Seel. gehabt / sondern der Himmel selbst; GOTT hatte Ihn Seinen

Weg Anstand / weg Verzug / ich wil nichts schuldig bleiben / Ein ander mag nach mir von Anstands-Brieffen schreiben.

Und darauf zahlete Er denn auch / wie es GOTT von Ihm fordert / die Schuld willig ab / den Leib der Erden / die Seele ihrem Schöpffer und Erlöser / da der rieff: rumpe moras, war seine Antwort: In me mora non erit ulla. Die betrübten Eltern geben sich hier aber billig auch als creditores an / Sie haben noch viel Freude von Ihrem Sohn zu fordern. Der Herr Lutherus sagt: Diejenigen Eltern / so ihre Kinder studiren lassen / die geben GOTT ein Höltzlein / daraus Er einen Herren schnitzen kan; Und was für Hoffnung hatten Sie Ihnen nicht von diesem Ihren Seel. Sohn zu machen / aber ach Sie müssen hier in concursu creditorum nachsehen / GOTT und die Erde haben die priorität / Ihnen bleibet nichts als Trauren und Bekümmerniß übrig. Es ist wol eher ein Sohn (Ludovicus Comes de Montpensier) bey dem Grabe seines Herrn Vaters todt zur Erden niedergefallen / nun heist es aber; Amor descendit non ascendit, was wunder / wenn ein trauriger Vater bey dem Grabe seines so lieben Sohnes niedersincket / was wunder / wenn derselbe sich zum wenigsten bekümmert / daß der Seel. keine moratorias verlanget noch erlanget. Allein nach der Hrn. Juristen Ausspruch heist es / contra piam causam moratoriae non valent. Ich meyne hier sey pia causa, denn nicht etwa ein irrdisches Gottes-Haus hat Anspruch an dem Seel. gehabt / sondern der Himmel selbst; GOTT hatte Ihn Seinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0172" n="166"/>
        <l>Weg Anstand / weg Verzug / ich wil nichts schuldig bleiben / Ein ander mag nach
                     mir von Anstands-Brieffen schreiben.</l>
        <p>Und darauf zahlete Er denn auch / wie es GOTT von Ihm fordert / die Schuld willig
                     ab / den Leib der Erden / die Seele ihrem Schöpffer und Erlöser / da der rieff:
                     rumpe moras, war seine Antwort: In me mora non erit ulla. Die betrübten Eltern
                     geben sich hier aber billig auch als creditores an / Sie haben noch viel Freude
                     von Ihrem Sohn zu fordern. Der Herr Lutherus sagt: Diejenigen Eltern / so ihre
                     Kinder studiren lassen / die geben GOTT ein Höltzlein / daraus Er einen Herren
                     schnitzen kan; Und was für Hoffnung hatten Sie Ihnen nicht von diesem Ihren
                     Seel. Sohn zu machen / aber ach Sie müssen hier in concursu creditorum nachsehen
                     / GOTT und die Erde haben die priorität / Ihnen bleibet nichts als Trauren und
                     Bekümmerniß übrig. Es ist wol eher ein Sohn (Ludovicus Comes de Montpensier) bey
                     dem Grabe seines Herrn Vaters todt zur Erden niedergefallen / nun heist es aber;
                     Amor descendit non ascendit, was wunder / wenn ein trauriger Vater bey dem Grabe
                     seines so lieben Sohnes niedersincket / was wunder / wenn derselbe sich zum
                     wenigsten bekümmert / daß der Seel. keine moratorias verlanget noch erlanget.
                     Allein nach der Hrn. Juristen Ausspruch heist es / contra piam causam moratoriae
                     non valent. Ich meyne hier sey pia causa, denn nicht etwa ein irrdisches
                     Gottes-Haus hat Anspruch an dem Seel. gehabt / sondern der Himmel selbst; GOTT
                     hatte Ihn Seinen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0172] Weg Anstand / weg Verzug / ich wil nichts schuldig bleiben / Ein ander mag nach mir von Anstands-Brieffen schreiben. Und darauf zahlete Er denn auch / wie es GOTT von Ihm fordert / die Schuld willig ab / den Leib der Erden / die Seele ihrem Schöpffer und Erlöser / da der rieff: rumpe moras, war seine Antwort: In me mora non erit ulla. Die betrübten Eltern geben sich hier aber billig auch als creditores an / Sie haben noch viel Freude von Ihrem Sohn zu fordern. Der Herr Lutherus sagt: Diejenigen Eltern / so ihre Kinder studiren lassen / die geben GOTT ein Höltzlein / daraus Er einen Herren schnitzen kan; Und was für Hoffnung hatten Sie Ihnen nicht von diesem Ihren Seel. Sohn zu machen / aber ach Sie müssen hier in concursu creditorum nachsehen / GOTT und die Erde haben die priorität / Ihnen bleibet nichts als Trauren und Bekümmerniß übrig. Es ist wol eher ein Sohn (Ludovicus Comes de Montpensier) bey dem Grabe seines Herrn Vaters todt zur Erden niedergefallen / nun heist es aber; Amor descendit non ascendit, was wunder / wenn ein trauriger Vater bey dem Grabe seines so lieben Sohnes niedersincket / was wunder / wenn derselbe sich zum wenigsten bekümmert / daß der Seel. keine moratorias verlanget noch erlanget. Allein nach der Hrn. Juristen Ausspruch heist es / contra piam causam moratoriae non valent. Ich meyne hier sey pia causa, denn nicht etwa ein irrdisches Gottes-Haus hat Anspruch an dem Seel. gehabt / sondern der Himmel selbst; GOTT hatte Ihn Seinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/172
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/172>, abgerufen am 29.03.2024.