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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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schiene herbey zu nahen / da Er diese Quitung vor dem Richterstuhl GOttes produciren solte Darum eben an dem Tage / da sein Heyland im Grabe geruhet / und er mit Ihm hoffete zur Ruhe zu gehen / wolte er auch dieses Ortes eine neue Versicherung darauff haben / daß sein Creditor im Himmel zu friede gestellet und seine Rechnung justificiret worden. Wie konte ich anders als hierin der instruction meines Heylandes Folge leisten / und in dessen Nahmen unter seine Rechnung das vidi und approbavi schreiben. Und so fehlete nun nichts mehr / als daß ihm auch der Gnaden-Lohn von GOtt gezahlet wurde. Hiezu muste ihn ein sanffter Tod abfodern / und seine Seele vor die Rechen-Kammer GOttes führen / da sie schon den freundlichen Willkomm ihres Erlösers gehöret: Ey du frommer und getreuer Knecht / du bist über wenig getreu gewesen / ich wil dich über viel setzen / gehe ein zu deines HErrn Freude. Nun lässet er gerne seinen exspectans-Brieff andern über / und nimmt das gewisse vor das ungewisse. GOtt giebt ihm nicht ein Ampt / sondern den gantzen Himmel da lauter Einnahme die er nicht berechen darff. O seelige Beförderung! Jener in letzten Zügen liegender Mann wurde von den Seinen ersuchet ihnen ein Gedächtniß zu hinterlassen; Als er nun nicht mehr reden kunte / wurde ihm Feder und Tinte gereichet / damit machte er auffs Papier zwey Nullen / ich halte davor er wolte sich damit erinnern / daß wenn alles auff der Welt zusammen gerechnet würde / kein ander facit als 00. und nichts heraus käme. Solte der Seel. Herr Amptschreiber seine erblassete Finger regen können / ich halte er würde die Eitelkeit die er nunmehr mit der Ewigkeit vertauschet / mit eben solchen Nullen vor Augen legen: Doch zweiffele ich auch nicht / solte seine theure

schiene herbey zu nahen / da Er diese Quitung vor dem Richterstuhl GOttes produciren solte Darum eben an dem Tage / da sein Heyland im Grabe geruhet / und er mit Ihm hoffete zur Ruhe zu gehen / wolte er auch dieses Ortes eine neue Versicherung darauff haben / daß sein Creditor im Himmel zu friede gestellet und seine Rechnung justificiret worden. Wie konte ich anders als hierin der instruction meines Heylandes Folge leisten / und in dessen Nahmen unter seine Rechnung das vidi und approbavi schreiben. Und so fehlete nun nichts mehr / als daß ihm auch der Gnaden-Lohn von GOtt gezahlet wurde. Hiezu muste ihn ein sanffter Tod abfodern / und seine Seele vor die Rechen-Kammer GOttes führen / da sie schon den freundlichen Willkom̃ ihres Erlösers gehöret: Ey du from̃er und getreuer Knecht / du bist über wenig getreu gewesen / ich wil dich über viel setzen / gehe ein zu deines HErrn Freude. Nun lässet er gerne seinen exspectans-Brieff andern über / und nimmt das gewisse vor das ungewisse. GOtt giebt ihm nicht ein Ampt / sondern den gantzen Himmel da lauter Einnahme die er nicht berechen darff. O seelige Beförderung! Jener in letzten Zügen liegender Mann wurde von den Seinen ersuchet ihnen ein Gedächtniß zu hinterlassen; Als er nun nicht mehr reden kunte / wurde ihm Feder und Tinte gereichet / damit machte er auffs Papier zwey Nullen / ich halte davor er wolte sich damit erinnern / daß wenn alles auff der Welt zusammen gerechnet würde / kein ander facit als 00. und nichts heraus käme. Solte der Seel. Herr Amptschreiber seine erblassete Finger regen können / ich halte er würde die Eitelkeit die er nunmehr mit der Ewigkeit vertauschet / mit eben solchen Nullen vor Augen legen: Doch zweiffele ich auch nicht / solte seine theure

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[24/0030] schiene herbey zu nahen / da Er diese Quitung vor dem Richterstuhl GOttes produciren solte Darum eben an dem Tage / da sein Heyland im Grabe geruhet / und er mit Ihm hoffete zur Ruhe zu gehen / wolte er auch dieses Ortes eine neue Versicherung darauff haben / daß sein Creditor im Himmel zu friede gestellet und seine Rechnung justificiret worden. Wie konte ich anders als hierin der instruction meines Heylandes Folge leisten / und in dessen Nahmen unter seine Rechnung das vidi und approbavi schreiben. Und so fehlete nun nichts mehr / als daß ihm auch der Gnaden-Lohn von GOtt gezahlet wurde. Hiezu muste ihn ein sanffter Tod abfodern / und seine Seele vor die Rechen-Kammer GOttes führen / da sie schon den freundlichen Willkom̃ ihres Erlösers gehöret: Ey du from̃er und getreuer Knecht / du bist über wenig getreu gewesen / ich wil dich über viel setzen / gehe ein zu deines HErrn Freude. Nun lässet er gerne seinen exspectans-Brieff andern über / und nimmt das gewisse vor das ungewisse. GOtt giebt ihm nicht ein Ampt / sondern den gantzen Himmel da lauter Einnahme die er nicht berechen darff. O seelige Beförderung! Jener in letzten Zügen liegender Mann wurde von den Seinen ersuchet ihnen ein Gedächtniß zu hinterlassen; Als er nun nicht mehr reden kunte / wurde ihm Feder und Tinte gereichet / damit machte er auffs Papier zwey Nullen / ich halte davor er wolte sich damit erinnern / daß wenn alles auff der Welt zusammen gerechnet würde / kein ander facit als 00. und nichts heraus käme. Solte der Seel. Herr Amptschreiber seine erblassete Finger regen können / ich halte er würde die Eitelkeit die er nunmehr mit der Ewigkeit vertauschet / mit eben solchen Nullen vor Augen legen: Doch zweiffele ich auch nicht / solte seine theure

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/30>, abgerufen am 23.04.2024.