Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

tern und derselben schon glücklich betrettene Fußstapffen machten Ihm einen Spiegel gleich / von dem es heißt:

Reflectit alienum, Die Gaben so an andern seyn / Die geben hier den Wiederschein.

Die Klugheit / Leutseligkeit / Treue und Sorgfalt seiner Vornehmen Groß-Eltern / so Väterlicher als Mütterlicher Seiten spiegelten sich ja schon in diesem ihrem Enckel; Und die fromme Auffrichtigkeit seines Seel. Hrn. Vaters Otto Friedrichs Bärninger / weyland Churfürstl. Braunschw. Lüneb. treu-verdienten Cammer-Meisters / konte man in unserm Seelig-Verstorbenen schon mercklich wahrnehmen. Traun die Mutter ist nicht zu verdencken / wenn sie einen solchen Sohn betrauret / ja einen solchen Sohn / von dem Sie wol sagen kan: daß Er Sie noch nie betrübet / als nur iu dem eintzigen / daß er gar zu früh gestorben. Auch Ihnen / M. H. A. kan ichs nicht verargen / wenn Sie über diesen Fall sich kräncken. Es fällt ja dahin ein wehrter Landes-Mann / ein angenehmer Tisch-Geselle / ein Freund / dessen Conversation zwar sehr kurtz / aber doch so gut gewesen / daß sie dieselbe noch viel länger zu seyn sehnlich wünschen.

Doch / was trauret man? Wir wissen ja / daß ohne Gottes Ordnung der Tod diese Unordnung zu machen sich nicht unternehmen dürffen. Kein Gärtner aber bricht die Rosen ab / wenn sie noch in den Knospen stehen / es sey denn / daß man darauß conserven zubereiten wollen; So muste denn auch diese Rose / auf deren conservation der Himmel längst bedacht gewesen / in der Knospen abgebrochen werden. Und wenn ich den Tod des Seel. Herrn Bärningers recht ansehe / so sage ich nicht unbillig: er sey kein Tod zu nennen / sondern nur ein glücklicher Abzug von einer Academie zur andern / von einer irrdischen auf die Himmlische / von Helm-

tern und derselben schon glücklich betrettene Fußstapffen machten Ihm einen Spiegel gleich / von dem es heißt:

Reflectit alienum, Die Gaben so an andern seyn / Die geben hier den Wiederschein.

Die Klugheit / Leutseligkeit / Treue und Sorgfalt seiner Vornehmen Groß-Eltern / so Väterlicher als Mütterlicher Seiten spiegelten sich ja schon in diesem ihrem Enckel; Und die fromme Auffrichtigkeit seines Seel. Hrn. Vaters Otto Friedrichs Bärninger / weyland Churfürstl. Braunschw. Lüneb. treu-verdienten Cam̃er-Meisters / konte man in unserm Seelig-Verstorbenen schon mercklich wahrnehmen. Traun die Mutter ist nicht zu verdencken / weñ sie einen solchen Sohn betrauret / ja einen solchen Sohn / von dem Sie wol sagen kan: daß Er Sie noch nie betrübet / als nur iu dem eintzigen / daß er gar zu früh gestorben. Auch Ihnen / M. H. A. kan ichs nicht verargen / wenn Sie über diesen Fall sich kräncken. Es fällt ja dahin ein wehrter Landes-Mann / ein angenehmer Tisch-Geselle / ein Freund / dessen Conversation zwar sehr kurtz / aber doch so gut gewesen / daß sie dieselbe noch viel länger zu seyn sehnlich wünschen.

Doch / was trauret man? Wir wissen ja / daß ohne Gottes Ordnung der Tod diese Unordnung zu machen sich nicht unternehmen dürffen. Kein Gärtner aber bricht die Rosen ab / wenn sie noch in den Knospen stehen / es sey denn / daß man darauß conserven zubereiten wollen; So muste denn auch diese Rose / auf deren conservation der Him̃el längst bedacht gewesen / in der Knospen abgebrochen werden. Und wenn ich den Tod des Seel. Herrn Bärningers recht ansehe / so sage ich nicht unbillig: er sey kein Tod zu nennen / sondern nur ein glücklicher Abzug von einer Academie zur andern / von einer irrdischen auf die Himmlische / von Helm-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0043" n="37"/>
tern und derselben
                     schon glücklich betrettene Fußstapffen machten Ihm einen Spiegel gleich / von
                     dem es heißt:</p>
        <l><hi rendition="#i">Reflectit alienum,</hi> Die Gaben so an andern seyn / Die
                     geben hier den Wiederschein.</l>
        <p>Die Klugheit / Leutseligkeit / Treue und Sorgfalt seiner Vornehmen Groß-Eltern /
                     so Väterlicher als Mütterlicher Seiten spiegelten sich ja schon in diesem ihrem
                     Enckel; Und die fromme Auffrichtigkeit seines Seel. Hrn. Vaters Otto Friedrichs
                     Bärninger / weyland Churfürstl. Braunschw. Lüneb. treu-verdienten Cam&#x0303;er-Meisters / konte man in unserm Seelig-Verstorbenen schon
                     mercklich wahrnehmen. Traun die Mutter ist nicht zu verdencken / wen&#x0303; sie einen solchen Sohn betrauret / ja einen solchen Sohn / von
                     dem Sie wol sagen kan: daß Er Sie noch nie betrübet / als nur iu dem eintzigen /
                     daß er gar zu früh gestorben. Auch Ihnen / M. H. A. kan ichs nicht verargen /
                     wenn Sie über diesen Fall sich kräncken. Es fällt ja dahin ein wehrter
                     Landes-Mann / ein angenehmer Tisch-Geselle / ein Freund / dessen Conversation
                     zwar sehr kurtz / aber doch so gut gewesen / daß sie dieselbe noch viel länger
                     zu seyn sehnlich wünschen.</p>
        <p>Doch / was trauret man? Wir wissen ja / daß ohne Gottes Ordnung der Tod diese
                     Unordnung zu machen sich nicht unternehmen dürffen. Kein Gärtner aber bricht die
                     Rosen ab / wenn sie noch in den Knospen stehen / es sey denn / daß man darauß
                     conserven zubereiten wollen; So muste denn auch diese Rose / auf deren
                     conservation der Him&#x0303;el längst bedacht gewesen / in der Knospen
                     abgebrochen werden. Und wenn ich den Tod des Seel. Herrn Bärningers recht ansehe
                     / so sage ich nicht unbillig: er sey kein Tod zu nennen / sondern nur ein
                     glücklicher Abzug von einer Academie zur andern / von einer irrdischen auf die
                     Himmlische / von Helm-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0043] tern und derselben schon glücklich betrettene Fußstapffen machten Ihm einen Spiegel gleich / von dem es heißt: Reflectit alienum, Die Gaben so an andern seyn / Die geben hier den Wiederschein. Die Klugheit / Leutseligkeit / Treue und Sorgfalt seiner Vornehmen Groß-Eltern / so Väterlicher als Mütterlicher Seiten spiegelten sich ja schon in diesem ihrem Enckel; Und die fromme Auffrichtigkeit seines Seel. Hrn. Vaters Otto Friedrichs Bärninger / weyland Churfürstl. Braunschw. Lüneb. treu-verdienten Cam̃er-Meisters / konte man in unserm Seelig-Verstorbenen schon mercklich wahrnehmen. Traun die Mutter ist nicht zu verdencken / weñ sie einen solchen Sohn betrauret / ja einen solchen Sohn / von dem Sie wol sagen kan: daß Er Sie noch nie betrübet / als nur iu dem eintzigen / daß er gar zu früh gestorben. Auch Ihnen / M. H. A. kan ichs nicht verargen / wenn Sie über diesen Fall sich kräncken. Es fällt ja dahin ein wehrter Landes-Mann / ein angenehmer Tisch-Geselle / ein Freund / dessen Conversation zwar sehr kurtz / aber doch so gut gewesen / daß sie dieselbe noch viel länger zu seyn sehnlich wünschen. Doch / was trauret man? Wir wissen ja / daß ohne Gottes Ordnung der Tod diese Unordnung zu machen sich nicht unternehmen dürffen. Kein Gärtner aber bricht die Rosen ab / wenn sie noch in den Knospen stehen / es sey denn / daß man darauß conserven zubereiten wollen; So muste denn auch diese Rose / auf deren conservation der Him̃el längst bedacht gewesen / in der Knospen abgebrochen werden. Und wenn ich den Tod des Seel. Herrn Bärningers recht ansehe / so sage ich nicht unbillig: er sey kein Tod zu nennen / sondern nur ein glücklicher Abzug von einer Academie zur andern / von einer irrdischen auf die Himmlische / von Helm-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/43
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/43>, abgerufen am 19.04.2024.