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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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gehöret / kein Auge gesehen und in keines Menschen Hertze kommen. O wie glücklich hat der Seelige diese Universität changiret! Gesetzet / er hätte noch länger bey uns gelebet / länger gelernet / und einen grossen Schatz der Gelehrsamkeit mit von uns genommen / wer weiß ob er darum in der Welt nach seinen meriten wäre befodert worden. Man gehe itzund aufs Feld / so wird man viel leere Halmen finden / die doch vor andern herauß stehen / viel andere aber / die ihre Aehren voll Körner tragen / sich aber dabey zur Erden bücken müssen. Und man gehe in die Welt / so wird man eben dieses bey den Beforderungen wahrnehmen können. Im Himmel geht es richtiger zu: Wer sich nach den Statutis dieser hohen Schule wol habilitiret hat / dem kan die promotio nicht fehlen. So wünschen wir denn den Seelig-Verstorbenen zu seinem glücklichen Abzug auf eine bessere Universität vielmehr Glück / als daß wir Ihn viel beklagen solten / daß Er diese Universität so bald verlassen hat.

Indessen lässet die Leydtragende Frau Mutter / M. H. A. hiemit schuldigst- und geflissensten Danck abstatten / daß Sie Ihren Sohn / dem Sie zwar / wie Sie von allen wohl versichert ist / lieber mit aufrichtiger Freundschafft in seinem Leben gedienet hätten / doch nun auch im Tode mit einem geneigten Leich-Gefolge beehren wollen. Sie wird hierauß schliessen / daß zu Helmstädt / ob gleich nicht alle / doch die meisten / durch willfährige Zuneigung / einen Fremden sein Vaterland finden lassen; wird auch nichts mehr wünschen / als Gelegenheit zu haben / die hierunter erwiesene Gunst / und schätzbare Gewogenheit / mit angenehmen Gegen-Diensten jedoch in frölichen Begebungen zu erwiedern. Ich meines Theils wünsche von Hertzen allen die auf dieser Julius-Universität leben / lehren und lernen / daß sie so leben / so lehren / so lernen / daß wir allesamt dort einmahl auf der JEsus-Universität in einem Collegio versamlet werden.

gehöret / kein Auge gesehen und in keines Menschen Hertze kom̃en. O wie glücklich hat der Seelige diese Universität changiret! Gesetzet / er hätte noch länger bey uns gelebet / länger gelernet / und einen grossen Schatz der Gelehrsamkeit mit von uns genommen / wer weiß ob er darum in der Welt nach seinen meriten wäre befodert worden. Man gehe itzund aufs Feld / so wird man viel leere Halmen finden / die doch vor andern herauß stehen / viel andere aber / die ihre Aehren voll Körner tragen / sich aber dabey zur Erden bücken müssen. Und man gehe in die Welt / so wird man eben dieses bey den Beforderungen wahrnehmen können. Im Him̃el geht es richtiger zu: Wer sich nach den Statutis dieser hohen Schule wol habilitiret hat / dem kan die promotio nicht fehlen. So wünschen wir denn den Seelig-Verstorbenen zu seinem glücklichen Abzug auf eine bessere Universität vielmehr Glück / als daß wir Ihn viel beklagen solten / daß Er diese Universität so bald verlassen hat.

Indessen lässet die Leydtragende Frau Mutter / M. H. A. hiemit schuldigst- und geflissensten Danck abstatten / daß Sie Ihren Sohn / dem Sie zwar / wie Sie von allen wohl versichert ist / lieber mit aufrichtiger Freundschafft in seinem Leben gedienet hättẽ / doch nun auch im Tode mit einem geneigten Leich-Gefolge beehren wollen. Sie wird hierauß schliessen / daß zu Helmstädt / ob gleich nicht alle / doch die meisten / durch willfährige Zuneigung / einen Fremden sein Vaterland finden lassen; wird auch nichts mehr wünschen / als Gelegenheit zu haben / die hierunter erwiesene Gunst / und schätzbare Gewogenheit / mit angenehmen Gegen-Diensten jedoch in frölichen Begebungen zu erwiedern. Ich meines Theils wünsche von Hertzen allen die auf dieser Julius-Universität leben / lehren und lernen / daß sie so leben / so lehren / so lernen / daß wir allesamt dort einmahl auf der JEsus-Universität in einem Collegio versamlet werden.

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[39/0045] gehöret / kein Auge gesehen und in keines Menschen Hertze kom̃en. O wie glücklich hat der Seelige diese Universität changiret! Gesetzet / er hätte noch länger bey uns gelebet / länger gelernet / und einen grossen Schatz der Gelehrsamkeit mit von uns genommen / wer weiß ob er darum in der Welt nach seinen meriten wäre befodert worden. Man gehe itzund aufs Feld / so wird man viel leere Halmen finden / die doch vor andern herauß stehen / viel andere aber / die ihre Aehren voll Körner tragen / sich aber dabey zur Erden bücken müssen. Und man gehe in die Welt / so wird man eben dieses bey den Beforderungen wahrnehmen können. Im Him̃el geht es richtiger zu: Wer sich nach den Statutis dieser hohen Schule wol habilitiret hat / dem kan die promotio nicht fehlen. So wünschen wir denn den Seelig-Verstorbenen zu seinem glücklichen Abzug auf eine bessere Universität vielmehr Glück / als daß wir Ihn viel beklagen solten / daß Er diese Universität so bald verlassen hat. Indessen lässet die Leydtragende Frau Mutter / M. H. A. hiemit schuldigst- und geflissensten Danck abstatten / daß Sie Ihren Sohn / dem Sie zwar / wie Sie von allen wohl versichert ist / lieber mit aufrichtiger Freundschafft in seinem Leben gedienet hättẽ / doch nun auch im Tode mit einem geneigten Leich-Gefolge beehren wollen. Sie wird hierauß schliessen / daß zu Helmstädt / ob gleich nicht alle / doch die meisten / durch willfährige Zuneigung / einen Fremden sein Vaterland finden lassen; wird auch nichts mehr wünschen / als Gelegenheit zu haben / die hierunter erwiesene Gunst / und schätzbare Gewogenheit / mit angenehmen Gegen-Diensten jedoch in frölichen Begebungen zu erwiedern. Ich meines Theils wünsche von Hertzen allen die auf dieser Julius-Universität leben / lehren und lernen / daß sie so leben / so lehren / so lernen / daß wir allesamt dort einmahl auf der JEsus-Universität in einem Collegio versamlet werden.

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/45>, abgerufen am 28.03.2024.