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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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geflossen / ist nun geschlossen; Ihr Leib ruhet in seiner Mutter Schooß der Erden; Ihre Seele ist in GOttes Hand / und ruhet von aller ihrer Arbeit. Hats aber Hier gleich in der streitenden Kirchen geheissen: Mulier taceat in ecclesia; in der triumphirenden Kirchen nicht also; Denn wird ihr Mund erst voll Jauchtzens / und ihre Zunge voll rühmens seyn. O seeliger Tag / darinn sie von JESU in seinem himmlischen Schaffstall aufgenommen / es war der Tag nach seiner Himmelfahrt. JEsus muste billig den Vorzug haben / Sie sagte billig zu ihm: I prae, bonae Jesu, ego sequar; Geh voran / liebster JEsu / ich folge dir. O wie viel Freude wird diese Schäfferinn vor vielen andern im Himmel haben! Denn sie siehet ja nun so viel hundert Lämmer / die sie hier geweidet. Laß seyn / daß der höllische Wolff welche entführet / die meisten hoffen wir hat der Hirte JEsus aus seinen Klauen gerissen; Sie stehet nun vor dem Throne GOttes / und lobet ihn mit denen / die sie diesem HERRN zu seinem Dienst und Lobe eingeführet. Nun wohl dir / du seel. Seele! Dancke du dort deinem GOTT. Ich will hier in deinem Nahmen dancken denen die deinem erblasseten Leichnam theils das Begräbniß bestellen / und andere zum Begräbniß einladen / theils zum Grabe folgen wollen; Die letztere versichere ich dabey / es werden die ersten / ich meyne die / welche die curam dieser Begräbniß übernommen / nicht die letztern seyn / ihnen bey allen / doch GOtt gebe! mehr frölichen als traurigen Begebenheiten ihr dienst-begieriges Gemüht deutlich zu erkennen zu geben. Ich meines Theils wünsche Ihnen allen / als meinen und meines JEsu lieben Schäfflein / hier gesunde Weyde biß ans Ende / dort Leben und volle Gnüge ohne Ende.

geflossen / ist nun geschlossen; Ihr Leib ruhet in seiner Mutter Schooß der Erden; Ihre Seele ist in GOttes Hand / und ruhet von aller ihrer Arbeit. Hats aber Hier gleich in der streitenden Kirchen geheissen: Mulier taceat in ecclesia; in der triumphirenden Kirchen nicht also; Deñ wird ihr Mund erst voll Jauchtzens / und ihre Zunge voll rühmens seyn. O seeliger Tag / darinn sie von JESU in seinem himmlischen Schaffstall aufgenommen / es war der Tag nach seiner Himmelfahrt. JEsus muste billig den Vorzug haben / Sie sagte billig zu ihm: I prae, bonae Jesu, ego sequar; Geh voran / liebster JEsu / ich folge dir. O wie viel Freude wird diese Schäfferinn vor vielen andern im Himmel haben! Denn sie siehet ja nun so viel hundert Lämmer / die sie hier geweidet. Laß seyn / daß der höllische Wolff welche entführet / die meisten hoffen wir hat der Hirte JEsus aus seinen Klauen gerissen; Sie stehet nun vor dem Throne GOttes / und lobet ihn mit denen / die sie diesem HERRN zu seinem Dienst und Lobe eingeführet. Nun wohl dir / du seel. Seele! Dancke du dort deinem GOTT. Ich will hier in deinem Nahmen dancken denen die deinem erblasseten Leichnam theils das Begräbniß bestellen / und andere zum Begräbniß einladen / theils zum Grabe folgen wollen; Die letztere versichere ich dabey / es werden die ersten / ich meyne die / welche die curam dieser Begräbniß übernommen / nicht die letztern seyn / ihnen bey allen / doch GOtt gebe! mehr frölichen als traurigen Begebenheiten ihr dienst-begieriges Gemüht deutlich zu erkennen zu geben. Ich meines Theils wünsche Ihnen allen / als meinen und meines JEsu lieben Schäfflein / hier gesunde Weyde biß ans Ende / dort Leben und volle Gnüge ohne Ende.

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                     Jesu, ego sequar; Geh voran / liebster JEsu / ich folge dir. O wie viel Freude
                     wird diese Schäfferinn vor vielen andern im Himmel haben! Denn sie siehet ja nun
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[46/0052] geflossen / ist nun geschlossen; Ihr Leib ruhet in seiner Mutter Schooß der Erden; Ihre Seele ist in GOttes Hand / und ruhet von aller ihrer Arbeit. Hats aber Hier gleich in der streitenden Kirchen geheissen: Mulier taceat in ecclesia; in der triumphirenden Kirchen nicht also; Deñ wird ihr Mund erst voll Jauchtzens / und ihre Zunge voll rühmens seyn. O seeliger Tag / darinn sie von JESU in seinem himmlischen Schaffstall aufgenommen / es war der Tag nach seiner Himmelfahrt. JEsus muste billig den Vorzug haben / Sie sagte billig zu ihm: I prae, bonae Jesu, ego sequar; Geh voran / liebster JEsu / ich folge dir. O wie viel Freude wird diese Schäfferinn vor vielen andern im Himmel haben! Denn sie siehet ja nun so viel hundert Lämmer / die sie hier geweidet. Laß seyn / daß der höllische Wolff welche entführet / die meisten hoffen wir hat der Hirte JEsus aus seinen Klauen gerissen; Sie stehet nun vor dem Throne GOttes / und lobet ihn mit denen / die sie diesem HERRN zu seinem Dienst und Lobe eingeführet. Nun wohl dir / du seel. Seele! Dancke du dort deinem GOTT. Ich will hier in deinem Nahmen dancken denen die deinem erblasseten Leichnam theils das Begräbniß bestellen / und andere zum Begräbniß einladen / theils zum Grabe folgen wollen; Die letztere versichere ich dabey / es werden die ersten / ich meyne die / welche die curam dieser Begräbniß übernommen / nicht die letztern seyn / ihnen bey allen / doch GOtt gebe! mehr frölichen als traurigen Begebenheiten ihr dienst-begieriges Gemüht deutlich zu erkennen zu geben. Ich meines Theils wünsche Ihnen allen / als meinen und meines JEsu lieben Schäfflein / hier gesunde Weyde biß ans Ende / dort Leben und volle Gnüge ohne Ende.

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/52>, abgerufen am 23.04.2024.