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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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Himmels-Thränen; Ja daß der Erden Durst müsse gestillet werden / wenn sie nicht einen unerträglichen Hunger dereinst bethränen wollen. Aber siehe! da alles mit diesen Thränen Wunsch geschäfftig ist / so steiget in diesem Weylschen Hause wider Wünschen und Verlangen eine schwartze Trauer-Wolcke auf / die einen milden Thränen-Regen mit sich bringet. Was eine holdselige Mutter mit Furcht und Sorge unter ihren Hertzen getragen / mit Schmertzen an die Welt gebracht / und an ihren Hertzen mit ihrer Brust ernehret; was dem lieben Vater an seinem Hertzen hieng / und woran sich sein Auge ergötzte / an dessen Erziehung beyde Eltern und Groß-Eltern / in voller Hoffnung zukünfftiger Ehre und Freude / sorgsahm gearbeitet; das hat nun ach leyder! der unbarmhertzige und Thränen-frohe Tod in nechstverwichenen Tagen dahin gerissen / und vor unsern Augen ist das / was an demselben die Erde zur Mutter hatte / in dieser seiner Mutter Schooß versencket worden. O Thränenwürdiger Verlust! welchen der Wol-Ehrenveste und Vorachtbahre Herr Friedrich Matthias Weyll / Vornehmer Bürger und Handelsmann / wie auch Wolverdienter Stadt-Hauptmann nebst seiner schmertzlich-betrübten Ehe-Frauen hiedurch erlitten / denn ihr wolgeartetes und wolanlassendes Söhnlein Johann Julius Christian Weyll ist es / davon ich rede / der ist es / der ihre Augen durch seinen Abschied zu Thränen-Wolcken gemachet hatte. Ach so freudig vor 4. Jahren der erste Weynachts-Tag gewesen / so traurig muste ihnen in diesem Jahre die fröhlichen Pfingst-Tage / und insonderheit der letzte seyn. Eben in der Stunde / da man sich freuete über die Gebuhrt Christi / freueten sich die lieben Eltern über die Gebuhrt dieses Söhnleins / welchen sie deswegen nach Christo Christian nenneten: Aber

Himmels-Thränen; Ja daß der Erden Durst müsse gestillet werden / wenn sie nicht einen unerträglichen Hunger dereinst bethränen wollen. Aber siehe! da alles mit diesen Thränen Wunsch geschäfftig ist / so steiget in diesem Weylschen Hause wider Wünschen und Verlangen eine schwartze Trauer-Wolcke auf / die einen milden Thränen-Regen mit sich bringet. Was eine holdselige Mutter mit Furcht und Sorge unter ihren Hertzen getragen / mit Schmertzen an die Welt gebracht / und an ihren Hertzen mit ihrer Brust ernehret; was dem lieben Vater an seinem Hertzen hieng / und woran sich sein Auge ergötzte / an dessen Erziehung beyde Eltern und Groß-Eltern / in voller Hoffnung zukünfftiger Ehre und Freude / sorgsahm gearbeitet; das hat nun ach leyder! der unbarmhertzige und Thränen-frohe Tod in nechstverwichenen Tagen dahin gerissen / und vor unsern Augen ist das / was an demselben die Erde zur Mutter hatte / in dieser seiner Mutter Schooß versencket worden. O Thränenwürdiger Verlust! welchen der Wol-Ehrenveste und Vorachtbahre Herr Friedrich Matthias Weyll / Vornehmer Bürger und Handelsmann / wie auch Wolverdienter Stadt-Hauptmann nebst seiner schmertzlich-betrübten Ehe-Frauen hiedurch erlitten / denn ihr wolgeartetes und wolanlassendes Söhnlein Johann Julius Christian Weyll ist es / davon ich rede / der ist es / der ihre Augen durch seinen Abschied zu Thränen-Wolcken gemachet hatte. Ach so freudig vor 4. Jahren der erste Weynachts-Tag gewesen / so traurig muste ihnen in diesem Jahre die fröhlichen Pfingst-Tage / und insonderheit der letzte seyn. Eben in der Stunde / da man sich freuete über die Gebuhrt Christi / freueten sich die lieben Eltern über die Gebuhrt dieses Söhnleins / welchen sie deswegen nach Christo Christian nenneten: Aber

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                     Hertzen getragen / mit Schmertzen an die Welt gebracht / und an ihren Hertzen
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                     / in voller Hoffnung zukünfftiger Ehre und Freude / sorgsahm gearbeitet; das hat
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                     zur Mutter hatte / in dieser seiner Mutter Schooß versencket worden. O
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                     Friedrich Matthias Weyll / Vornehmer Bürger und Handelsmann / wie auch
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                     hiedurch erlitten / denn ihr wolgeartetes und wolanlassendes Söhnlein Johann
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[81/0087] Himmels-Thränen; Ja daß der Erden Durst müsse gestillet werden / wenn sie nicht einen unerträglichen Hunger dereinst bethränen wollen. Aber siehe! da alles mit diesen Thränen Wunsch geschäfftig ist / so steiget in diesem Weylschen Hause wider Wünschen und Verlangen eine schwartze Trauer-Wolcke auf / die einen milden Thränen-Regen mit sich bringet. Was eine holdselige Mutter mit Furcht und Sorge unter ihren Hertzen getragen / mit Schmertzen an die Welt gebracht / und an ihren Hertzen mit ihrer Brust ernehret; was dem lieben Vater an seinem Hertzen hieng / und woran sich sein Auge ergötzte / an dessen Erziehung beyde Eltern und Groß-Eltern / in voller Hoffnung zukünfftiger Ehre und Freude / sorgsahm gearbeitet; das hat nun ach leyder! der unbarmhertzige und Thränen-frohe Tod in nechstverwichenen Tagen dahin gerissen / und vor unsern Augen ist das / was an demselben die Erde zur Mutter hatte / in dieser seiner Mutter Schooß versencket worden. O Thränenwürdiger Verlust! welchen der Wol-Ehrenveste und Vorachtbahre Herr Friedrich Matthias Weyll / Vornehmer Bürger und Handelsmann / wie auch Wolverdienter Stadt-Hauptmann nebst seiner schmertzlich-betrübten Ehe-Frauen hiedurch erlitten / denn ihr wolgeartetes und wolanlassendes Söhnlein Johann Julius Christian Weyll ist es / davon ich rede / der ist es / der ihre Augen durch seinen Abschied zu Thränen-Wolcken gemachet hatte. Ach so freudig vor 4. Jahren der erste Weynachts-Tag gewesen / so traurig muste ihnen in diesem Jahre die fröhlichen Pfingst-Tage / und insonderheit der letzte seyn. Eben in der Stunde / da man sich freuete über die Gebuhrt Christi / freueten sich die lieben Eltern über die Gebuhrt dieses Söhnleins / welchen sie deswegen nach Christo Christian nenneten: Aber

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/87>, abgerufen am 29.03.2024.