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Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715.

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Tractatio.

HNser GOTT-begierige David giebet seine GOTTes-Begierde in vorhadenden Text zu erkennen

(I.) In einem Gleichniß. (II.) In deutlichen Worten.

Er vergleicht sich mit einem nach frischen Wasser dürstenden und schreyenden Hirsch sagende: Wie der Hirsch schreyet nach frischen Wasser. Der heilige Geist / welcher hier dem David nicht allein Hertz und Mund regieret / da er seine GOttes-Begierde zu erkennen gegeben / sondern auch die Feder oder Griffel geführet / als er diese Worte aufgezeichnet / pfleget uns mehrmahlen zu denen Geschöpffen GOttes zu führen / nicht nur an denselben die Weißheit unsers Schöpffers zu erkennen / sondern auch unsern Vorzug / und mithin einige Gleichheit unsers Zustandes mit den Ihren bey ihnen anzumercken. Hier muß also ein Hirsch ein wildes doch bekanntes Thier das Bild abgeben / in welchen David seine Begierde und Verlangen ihm selbst und uns vorstellen wollen. Zwar haben die Ausleger heiliger Schrifft vieles an den Hirsche bemercket / welches den Zustand eines Gläubigen abbilden könne; David aber richtet seine Gedancken fürnehmlich auf das Schreyen des Hirsches / und wie die Worte es geben auf die Ursache solches Schreyens nemlich den Durst. Denn es heist: Wie der Hirsch schreyet nach frischen Wasser. Woher dieser Durst des Hirsches entstehe / davon haben alte und neuere Schrifft-Gelehrte unterschiedene Gedancken. So ist bekannt / daß einige von denen Vätern der Kirchen aus der Historia animalium ihrer Zeiten / die

Tractatio.

HNser GOTT-begierige David giebet seine GOTTes-Begierde in vorhadenden Text zu erkennen

(I.) In einem Gleichniß. (II.) In deutlichen Worten.

Er vergleicht sich mit einem nach frischen Wasser dürstenden und schreyenden Hirsch sagende: Wie der Hirsch schreyet nach frischen Wasser. Der heilige Geist / welcher hier dem David nicht allein Hertz und Mund regieret / da er seine GOttes-Begierde zu erkennen gegeben / sondern auch die Feder oder Griffel geführet / als er diese Worte aufgezeichnet / pfleget uns mehrmahlen zu denen Geschöpffen GOttes zu führen / nicht nur an denselben die Weißheit unsers Schöpffers zu erkennen / sondern auch unsern Vorzug / und mithin einige Gleichheit unsers Zustandes mit den Ihren bey ihnen anzumercken. Hier muß also ein Hirsch ein wildes doch bekanntes Thier das Bild abgeben / in welchen David seine Begierde und Verlangen ihm selbst und uns vorstellen wollen. Zwar haben die Ausleger heiliger Schrifft vieles an den Hirsche bemercket / welches den Zustand eines Gläubigen abbilden könne; David aber richtet seine Gedancken fürnehmlich auf das Schreyen des Hirsches / und wie die Worte es geben auf die Ursache solches Schreyens nemlich den Durst. Denn es heist: Wie der Hirsch schreyet nach frischen Wasser. Woher dieser Durst des Hirsches entstehe / davon haben alte und neuere Schrifft-Gelehrte unterschiedene Gedancken. So ist bekannt / daß einige von denen Vätern der Kirchen aus der Historia animalium ihrer Zeiten / die

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[10/0016] Tractatio. HNser GOTT-begierige David giebet seine GOTTes-Begierde in vorhadenden Text zu erkennen (I.) In einem Gleichniß. (II.) In deutlichen Worten. Er vergleicht sich mit einem nach frischen Wasser dürstenden und schreyenden Hirsch sagende: Wie der Hirsch schreyet nach frischen Wasser. Der heilige Geist / welcher hier dem David nicht allein Hertz und Mund regieret / da er seine GOttes-Begierde zu erkennen gegeben / sondern auch die Feder oder Griffel geführet / als er diese Worte aufgezeichnet / pfleget uns mehrmahlen zu denen Geschöpffen GOttes zu führen / nicht nur an denselben die Weißheit unsers Schöpffers zu erkennen / sondern auch unsern Vorzug / und mithin einige Gleichheit unsers Zustandes mit den Ihren bey ihnen anzumercken. Hier muß also ein Hirsch ein wildes doch bekanntes Thier das Bild abgeben / in welchen David seine Begierde und Verlangen ihm selbst und uns vorstellen wollen. Zwar haben die Ausleger heiliger Schrifft vieles an den Hirsche bemercket / welches den Zustand eines Gläubigen abbilden könne; David aber richtet seine Gedancken fürnehmlich auf das Schreyen des Hirsches / und wie die Worte es geben auf die Ursache solches Schreyens nemlich den Durst. Denn es heist: Wie der Hirsch schreyet nach frischen Wasser. Woher dieser Durst des Hirsches entstehe / davon haben alte und neuere Schrifft-Gelehrte unterschiedene Gedancken. So ist bekannt / daß einige von denen Vätern der Kirchen aus der Historia animalium ihrer Zeiten / die

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/16>, abgerufen am 29.03.2024.