Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Wie könts auch müglich seyn? Wer diese Liebe kennet / Der weiß wol / daß sie auch noch nach dem Tode brennet / Und in sich selber geht / weil das Object entrissen: Denn fühlt man ihre Krafft mit schweren Hertzens-Bissen. Wann uns der Himmel nicht mit Trost bewahrete / So würden wir verzehrt durch solches harte Weh. Von oben kömmt es her / daß wir den Kelch zwar trincken / Doch nicht in tieffer Traur und Kummer gantz versincken! Bißher bestehen wir durch diese Gnaden-Hand. Dieselbe bleibe uns auch ferner zugewand. Damit dein Ammt und Hauß und Kindern nichts gebreche / Was nütz und heilsam ist. Es sey so / wie ich spreche! Ich rede nun zuletzt die Hantelmännin an: Du fromme liebe Seel / hast mehr geliebt den Mann Und Kinder / als dich selbst. Doch Christo / deinem Leben / Dem warstu über sie unendlich mehr ergeben. Darum hat er dich auch gar früh dahin versetzt / Allwo Vollkommenheit vors Stückwerck recht ergetzt. Wir lassen stets bey uns dein Angedencken blühen / Biß wir dir alle nach mit GOttes Hülffe ziehen.

Zu letzten Ehren seiner Hochwerthen / und nun Wolseel. Fr. Waasen /

Wie auch Aus schuldigster Pflicht gegen den nachgelassenen Hrn. Wittwer / als seinen Hochzuehrenden Hrn. Schwager / aufgesetzt von

Friedr. Weichmann / Rect. Mart.

ICh soll / Herr Bruder zwar Ihm einen Trost-Brieff schreiben Und mit Aufmunterung dem Schmertz entgegen gehn; Allein dergleichen läst sich nicht gezwungen treiben / Ein Tröster muß ja frey / und sonder Trauren seyn. Das Leid zu welchen mich des Himmels Schluß erkohren / Macht daß die Musa scheint ein Traur-Gemach zu scheuen, Es schall't die Trauer-Post mir immer vor den Ohren: Die Schwester ist erblaßt! O Schmertz! O Hertzens-Pein!
Wie könts auch müglich seyn? Wer diese Liebe kennet / Der weiß wol / daß sie auch noch nach dem Tode brennet / Und in sich selber geht / weil das Object entrissen: Denn fühlt man ihre Krafft mit schweren Hertzens-Bissen. Wann uns der Himmel nicht mit Trost bewahrete / So würden wir verzehrt durch solches harte Weh. Von oben kömmt es her / daß wir den Kelch zwar trincken / Doch nicht in tieffer Traur und Kummer gantz versincken! Bißher bestehen wir durch diese Gnaden-Hand. Dieselbe bleibe uns auch ferner zugewand. Damit dein Ammt und Hauß und Kindern nichts gebreche / Was nütz und heilsam ist. Es sey so / wie ich spreche! Ich rede nun zuletzt die Hantelmännin an: Du fromme liebe Seel / hast mehr geliebt den Mann Und Kinder / als dich selbst. Doch Christo / deinem Leben / Dem warstu über sie unendlich mehr ergeben. Darum hat er dich auch gar früh dahin versetzt / Allwo Vollkommenheit vors Stückwerck recht ergetzt. Wir lassen stets bey uns dein Angedencken blühen / Biß wir dir alle nach mit GOttes Hülffe ziehen.

Zu letzten Ehren seiner Hochwerthen / und nun Wolseel. Fr. Waasen /

Wie auch Aus schuldigster Pflicht gegen den nachgelassenen Hrn. Wittwer / als seinen Hochzuehrenden Hrn. Schwager / aufgesetzt von

Friedr. Weichmann / Rect. Mart.

ICh soll / Herr Bruder zwar Ihm einen Trost-Brieff schreiben Und mit Aufmunterung dem Schmertz entgegen gehn; Allein dergleichen läst sich nicht gezwungen treiben / Ein Tröster muß ja frey / und sonder Trauren seyn. Das Leid zu welchen mich des Himmels Schluß erkohren / Macht daß die Musa scheint ein Traur-Gemach zu scheuen, Es schall’t die Trauer-Post mir immer vor den Ohren: Die Schwester ist erblaßt! O Schmertz! O Hertzens-Pein!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <l><pb facs="#f0049"/>
Wie könts auch müglich seyn? Wer diese                      Liebe kennet / Der weiß wol / daß sie auch noch nach dem Tode brennet / Und in                      sich selber geht / weil das Object entrissen: Denn fühlt man ihre Krafft mit                      schweren Hertzens-Bissen. Wann uns der Himmel nicht mit Trost bewahrete / So                      würden wir verzehrt durch solches harte Weh. Von oben kömmt es her / daß wir den                      Kelch zwar trincken / Doch nicht in tieffer Traur und Kummer gantz versincken!                      Bißher bestehen wir durch diese Gnaden-Hand. Dieselbe bleibe uns auch ferner                      zugewand. Damit dein Ammt und Hauß und Kindern nichts gebreche / Was nütz und                      heilsam ist. Es sey so / wie ich spreche! Ich rede nun zuletzt die Hantelmännin                      an: Du fromme liebe Seel / hast mehr geliebt den Mann Und Kinder / als dich                      selbst. Doch Christo / deinem Leben / Dem warstu über sie unendlich mehr                      ergeben. Darum hat er dich auch gar früh dahin versetzt / Allwo Vollkommenheit                      vors Stückwerck recht ergetzt. Wir lassen stets bey uns dein Angedencken blühen                      / Biß wir dir alle nach mit GOttes Hülffe ziehen.</l>
        <p>Zu letzten Ehren seiner Hochwerthen / und nun Wolseel. Fr. Waasen /</p>
        <p>Wie auch Aus schuldigster Pflicht gegen den nachgelassenen Hrn. Wittwer / als                      seinen Hochzuehrenden Hrn. Schwager / aufgesetzt von</p>
        <p>Friedr. Weichmann / Rect. Mart.</p>
        <l>ICh soll / Herr Bruder zwar Ihm einen Trost-Brieff schreiben Und mit Aufmunterung                      dem Schmertz entgegen gehn; Allein dergleichen läst sich nicht gezwungen treiben                      / Ein Tröster muß ja frey / und sonder Trauren seyn. Das Leid zu welchen mich                      des Himmels Schluß erkohren / Macht daß die Musa scheint ein Traur-Gemach zu                      scheuen, Es schall&#x2019;t die Trauer-Post mir immer vor den Ohren: Die Schwester ist                      erblaßt! O Schmertz! O Hertzens-Pein!
</l>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0049] Wie könts auch müglich seyn? Wer diese Liebe kennet / Der weiß wol / daß sie auch noch nach dem Tode brennet / Und in sich selber geht / weil das Object entrissen: Denn fühlt man ihre Krafft mit schweren Hertzens-Bissen. Wann uns der Himmel nicht mit Trost bewahrete / So würden wir verzehrt durch solches harte Weh. Von oben kömmt es her / daß wir den Kelch zwar trincken / Doch nicht in tieffer Traur und Kummer gantz versincken! Bißher bestehen wir durch diese Gnaden-Hand. Dieselbe bleibe uns auch ferner zugewand. Damit dein Ammt und Hauß und Kindern nichts gebreche / Was nütz und heilsam ist. Es sey so / wie ich spreche! Ich rede nun zuletzt die Hantelmännin an: Du fromme liebe Seel / hast mehr geliebt den Mann Und Kinder / als dich selbst. Doch Christo / deinem Leben / Dem warstu über sie unendlich mehr ergeben. Darum hat er dich auch gar früh dahin versetzt / Allwo Vollkommenheit vors Stückwerck recht ergetzt. Wir lassen stets bey uns dein Angedencken blühen / Biß wir dir alle nach mit GOttes Hülffe ziehen. Zu letzten Ehren seiner Hochwerthen / und nun Wolseel. Fr. Waasen / Wie auch Aus schuldigster Pflicht gegen den nachgelassenen Hrn. Wittwer / als seinen Hochzuehrenden Hrn. Schwager / aufgesetzt von Friedr. Weichmann / Rect. Mart. ICh soll / Herr Bruder zwar Ihm einen Trost-Brieff schreiben Und mit Aufmunterung dem Schmertz entgegen gehn; Allein dergleichen läst sich nicht gezwungen treiben / Ein Tröster muß ja frey / und sonder Trauren seyn. Das Leid zu welchen mich des Himmels Schluß erkohren / Macht daß die Musa scheint ein Traur-Gemach zu scheuen, Es schall’t die Trauer-Post mir immer vor den Ohren: Die Schwester ist erblaßt! O Schmertz! O Hertzens-Pein!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/49
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/49>, abgerufen am 20.04.2024.