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Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706.

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erlöset seyd von euren eitelen Wandel / sondern mit dem theuren Blute Christi / als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Und nach Pauli Ausspruch hat sich1. Petr. I, 18. JEsus für uns gegeben / auf daß er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit / und reinigte Ihm selbst ein Volck zum Eigenthum / das fleissig wäre zu guten Wercken. AufTit. II, 14. beyderley Art war Paulus schon der Erlösung JEsu Christi theilhafftig worden / da ihm nemlich durch den Glauben dieselbe war zugeeignet / die Sünde vergeben / der Fluch von ihm genommen / und er zu den würcklichen Genuß der Freyheit kommen / welche ihm so theuer erworben war; So herrschete auch die Sünde nicht mehr über ihn / sondern er über die Sünde. Er als einer der Christum angehörete / creutzigte das Fleisch sammt den LüstenGal. V, 24. und Begierden. Durffte also Paulus in solcher Absicht die Erlösung nicht wünschen / er war derselben schon theilhafftig worden.

Jetzt angeführte Erlösung gehöret in den andern Articul des Christlichen Glaubens; Es ist aber noch eine zurück / darum wir bitten in der siebenden Bitt des Vater Unsers: Sondern erlöse uns von dem Ubel / und davon Paulus sagt: Der HErr wird mich erlösen von allem Ubel / und aushelffen2. Tim. IV, 18. zu seinem himmlischen Reich. Diese Erlösung geschicht nun durch einen seeligen Tod; da wird ja die Seele / der edle Geist / welcher wie in einem Kercker gefangen gelegen aufgelöset / und kömmt zu der vollkommenen Freyheit der Kinder GOttes; Sie bleibt nun nicht mehr gefangen unter der Sünden Gesetze / daruber Paulus kurtz vorhero geklaget; Sie wird erlöset und frey gemacht von der Wurtzel alles Ubels / der Sünde / und von dem Ubel selbst / welches die Sünde nach sich ziehet. Der Leib des Todes / der gantze Braß der Sünden und bösen Lüste / welche sie sonst in der Klemme gehalten / und immer auf sie zugesetzet / wird alsdenn gedämpffet / und muß sie im Friede lassen. Dieß ist nun die Erlösung / welche ihm Paulus wünschet. Er trägt nemlich ein hertzliches Verlangen die irrdische Hütte abzulegen / aus dem Leibe auszugehen / und zugleich der unerträglichen Last der bösen Lust sich gäntzlich zu entladen / und in denselbigen Zustand zu gelangen / da er den Willen seines GOttes

erlöset seyd von euren eitelen Wandel / sondern mit dem theuren Blute Christi / als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Und nach Pauli Ausspruch hat sich1. Petr. I, 18. JEsus für uns gegeben / auf daß er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit / und reinigte Ihm selbst ein Volck zum Eigenthum / das fleissig wäre zu guten Wercken. AufTit. II, 14. beyderley Art war Paulus schon der Erlösung JEsu Christi theilhafftig worden / da ihm nemlich durch den Glauben dieselbe war zugeeignet / die Sünde vergeben / der Fluch von ihm genommen / und er zu den würcklichen Genuß der Freyheit kommen / welche ihm so theuer erworben war; So herrschete auch die Sünde nicht mehr über ihn / sondern er über die Sünde. Er als einer der Christum angehörete / creutzigte das Fleisch sammt den LüstenGal. V, 24. und Begierden. Durffte also Paulus in solcher Absicht die Erlösung nicht wünschen / er war derselben schon theilhafftig worden.

Jetzt angeführte Erlösung gehöret in den andern Articul des Christlichen Glaubens; Es ist aber noch eine zurück / darum wir bitten in der siebenden Bitt des Vater Unsers: Sondern erlöse uns von dem Ubel / und davon Paulus sagt: Der HErr wird mich erlösen von allem Ubel / und aushelffen2. Tim. IV, 18. zu seinem himmlischen Reich. Diese Erlösung geschicht nun durch einen seeligen Tod; da wird ja die Seele / der edle Geist / welcher wie in einem Kercker gefangen gelegen aufgelöset / und kömmt zu der vollkommenen Freyheit der Kinder GOttes; Sie bleibt nun nicht mehr gefangen unter der Sünden Gesetze / daruber Paulus kurtz vorhero geklaget; Sie wird erlöset und frey gemacht von der Wurtzel alles Ubels / der Sünde / und von dem Ubel selbst / welches die Sünde nach sich ziehet. Der Leib des Todes / der gantze Braß der Sünden und bösen Lüste / welche sie sonst in der Klemme gehalten / und immer auf sie zugesetzet / wird alsdenn gedämpffet / und muß sie im Friede lassen. Dieß ist nun die Erlösung / welche ihm Paulus wünschet. Er trägt nemlich ein hertzliches Verlangen die irrdische Hütte abzulegen / aus dem Leibe auszugehen / und zugleich der unerträglichen Last der bösen Lust sich gäntzlich zu entladen / und in denselbigen Zustand zu gelangen / da er den Willen seines GOttes

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[13/0017] erlöset seyd von euren eitelen Wandel / sondern mit dem theuren Blute Christi / als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Und nach Pauli Ausspruch hat sich JEsus für uns gegeben / auf daß er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit / und reinigte Ihm selbst ein Volck zum Eigenthum / das fleissig wäre zu guten Wercken. Auf beyderley Art war Paulus schon der Erlösung JEsu Christi theilhafftig worden / da ihm nemlich durch den Glauben dieselbe war zugeeignet / die Sünde vergeben / der Fluch von ihm genommen / und er zu den würcklichen Genuß der Freyheit kommen / welche ihm so theuer erworben war; So herrschete auch die Sünde nicht mehr über ihn / sondern er über die Sünde. Er als einer der Christum angehörete / creutzigte das Fleisch sammt den Lüsten und Begierden. Durffte also Paulus in solcher Absicht die Erlösung nicht wünschen / er war derselben schon theilhafftig worden. 1. Petr. I, 18. Tit. II, 14. Gal. V, 24. Jetzt angeführte Erlösung gehöret in den andern Articul des Christlichen Glaubens; Es ist aber noch eine zurück / darum wir bitten in der siebenden Bitt des Vater Unsers: Sondern erlöse uns von dem Ubel / und davon Paulus sagt: Der HErr wird mich erlösen von allem Ubel / und aushelffen zu seinem himmlischen Reich. Diese Erlösung geschicht nun durch einen seeligen Tod; da wird ja die Seele / der edle Geist / welcher wie in einem Kercker gefangen gelegen aufgelöset / und kömmt zu der vollkommenen Freyheit der Kinder GOttes; Sie bleibt nun nicht mehr gefangen unter der Sünden Gesetze / daruber Paulus kurtz vorhero geklaget; Sie wird erlöset und frey gemacht von der Wurtzel alles Ubels / der Sünde / und von dem Ubel selbst / welches die Sünde nach sich ziehet. Der Leib des Todes / der gantze Braß der Sünden und bösen Lüste / welche sie sonst in der Klemme gehalten / und immer auf sie zugesetzet / wird alsdenn gedämpffet / und muß sie im Friede lassen. Dieß ist nun die Erlösung / welche ihm Paulus wünschet. Er trägt nemlich ein hertzliches Verlangen die irrdische Hütte abzulegen / aus dem Leibe auszugehen / und zugleich der unerträglichen Last der bösen Lust sich gäntzlich zu entladen / und in denselbigen Zustand zu gelangen / da er den Willen seines GOttes 2. Tim. IV, 18.

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707/17>, abgerufen am 24.04.2024.