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Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706.

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Ihm auch selber zur Auffmunterung in der Gedult das Leyden Christi vor. Gegen dieses Leyden / sagte Er / ist aller Menschen Leyden wie nichts zu rechnen.

Niemand deute diesen Wunsch auf ein Mißtrauen oder Verzagung an der Gnade GOttes; Ach dazu war Ihm das Verdienst JEsu Christi gar zu feste ins Hertz geleget. Wie ergetzte Er sich über den Spruch: GOtt hat den / der2. Cor. V, 21. von keiner Sünde wuste / für uns zur Sünde gemacht / auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit / die für GOtt gilt. Mit was vor Vertrauen feufftzete Er: Die Angst meines Hertzens ist groß / führe mich aus meinenPs. XXX, 17. 18. Nöhten. Siehe an mein Jammer und Elend / und vergib mir alle meine Sünde; Wie beweglich wuste Er es seinem Hertzen und Dero Durchl. Geschwister vorzuhalten / daß GOtt gleichwol einen Eyd darauf geschworen /Ezech. XXXIII, 11. Er wolle nich den Tod des Sünders. Diesen Spruch wuste er mit sonderbahren Nachdruck vorzubringen. Sondern nebst dem Verlangen der Sünden loß zu werden / war die Ursach dieses Wunsches das Verlangen bey Christo JEsu zu seyn. Je näher nun die Stunde kam / da Er seines Wunsches solte gewähret werden / je hefftiger wurde das Verlangen. Mit was vor Andacht betete Er:

Ein seelig Ende mir bescher / Am jüngsten Tag erweck mich HErr / Daß ich dich schaue ewiglich / Amen / Amen / erhöre mich! Stärck mich mit deinem Freuden-Geist / Heil mich mit deinen Wunden / Wasch mich mit deinem Todes-Schweiß In meiner letzten Stunden / Und nimm mich denn / wenn dirs gefällt / In wahrem Glauben aus der Welt / Zu deinen Auserwehlten. Erscheine mir zum Schilde / Zum Trost in meinem Tod /

Ihm auch selber zur Auffmunterung in der Gedult das Leyden Christi vor. Gegen dieses Leyden / sagte Er / ist aller Menschen Leyden wie nichts zu rechnen.

Niemand deute diesen Wunsch auf ein Mißtrauen oder Verzagung an der Gnade GOttes; Ach dazu war Ihm das Verdienst JEsu Christi gar zu feste ins Hertz geleget. Wie ergetzte Er sich über den Spruch: GOtt hat den / der2. Cor. V, 21. von keiner Sünde wuste / für uns zur Sünde gemacht / auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit / die für GOtt gilt. Mit was vor Vertrauen feufftzete Er: Die Angst meines Hertzens ist groß / führe mich aus meinenPs. XXX, 17. 18. Nöhten. Siehe an mein Jammer und Elend / und vergib mir alle meine Sünde; Wie beweglich wuste Er es seinem Hertzen und Dero Durchl. Geschwister vorzuhalten / daß GOtt gleichwol einen Eyd darauf geschworen /Ezech. XXXIII, 11. Er wolle nich den Tod des Sünders. Diesen Spruch wuste er mit sonderbahren Nachdruck vorzubringen. Sondern nebst dem Verlangen der Sünden loß zu werden / war die Ursach dieses Wunsches das Verlangen bey Christo JEsu zu seyn. Je näher nun die Stunde kam / da Er seines Wunsches solte gewähret werden / je hefftiger wurde das Verlangen. Mit was vor Andacht betete Er:

Ein seelig Ende mir bescher / Am jüngsten Tag erweck mich HErr / Daß ich dich schaue ewiglich / Amen / Amen / erhöre mich! Stärck mich mit deinem Freuden-Geist / Heil mich mit deinen Wunden / Wasch mich mit deinem Todes-Schweiß In meiner letzten Stunden / Und nimm mich denn / wenn dirs gefällt / In wahrem Glauben aus der Welt / Zu deinen Auserwehlten. Erscheine mir zum Schilde / Zum Trost in meinem Tod /
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[23/0027] Ihm auch selber zur Auffmunterung in der Gedult das Leyden Christi vor. Gegen dieses Leyden / sagte Er / ist aller Menschen Leyden wie nichts zu rechnen. Niemand deute diesen Wunsch auf ein Mißtrauen oder Verzagung an der Gnade GOttes; Ach dazu war Ihm das Verdienst JEsu Christi gar zu feste ins Hertz geleget. Wie ergetzte Er sich über den Spruch: GOtt hat den / der von keiner Sünde wuste / für uns zur Sünde gemacht / auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit / die für GOtt gilt. Mit was vor Vertrauen feufftzete Er: Die Angst meines Hertzens ist groß / führe mich aus meinen Nöhten. Siehe an mein Jammer und Elend / und vergib mir alle meine Sünde; Wie beweglich wuste Er es seinem Hertzen und Dero Durchl. Geschwister vorzuhalten / daß GOtt gleichwol einen Eyd darauf geschworen / Er wolle nich den Tod des Sünders. Diesen Spruch wuste er mit sonderbahren Nachdruck vorzubringen. Sondern nebst dem Verlangen der Sünden loß zu werden / war die Ursach dieses Wunsches das Verlangen bey Christo JEsu zu seyn. Je näher nun die Stunde kam / da Er seines Wunsches solte gewähret werden / je hefftiger wurde das Verlangen. Mit was vor Andacht betete Er: 2. Cor. V, 21. Ps. XXX, 17. 18. Ezech. XXXIII, 11. Ein seelig Ende mir bescher / Am jüngsten Tag erweck mich HErr / Daß ich dich schaue ewiglich / Amen / Amen / erhöre mich! Stärck mich mit deinem Freuden-Geist / Heil mich mit deinen Wunden / Wasch mich mit deinem Todes-Schweiß In meiner letzten Stunden / Und nimm mich denn / wenn dirs gefällt / In wahrem Glauben aus der Welt / Zu deinen Auserwehlten. Erscheine mir zum Schilde / Zum Trost in meinem Tod /

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707/27>, abgerufen am 19.04.2024.