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Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.

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thig, deren Anbau, in der gegebenen Gegend, mit der größten Vollkommenheit, und dem größten Vortheile betrieben werden kann. (B)



Zu diesem Paragraphen wird nun ein kundiger Docent, ungefähr folgende Einzelnheiten hinzuzufügen im Stande seyn. (A).

1. In den heißen Climaten würde die Möglichkeit des Weinbaues, vielleicht von einer zweckmäßigen Bewässerung, und einer angemessenen Beschützung der Trauben, gegen die Sonnenhitze in den heißesten Tageszeiten, abhängen. Erstere ist in vielen Gegenden Italiens etc. üblich; im Walliserlande, in einigen Lagen um Sion, ungleich häufiger aber im Ital. Tirol, und bereits um Botzen, wo die Lokalität Wässerung gestattet. Auch um Ispahan, der vormaligen Hauptstadt Persiens, zwischen 34 und 35° der Breite, werden nach Olivier die Weinberge gewässert. Von Spanien erzählt Columella, daß man damals, die Weinberge, in den Hundstagen, mit Decken von Palmzweigen versehen habe, um das Verbrennen der Trauben zu verhüten. Fr. Kas. Medicus ökon. Abh. I. 164. Die südlichste Begränzung des Weinbaudistriktes, auf unserer Hemisphäre, geben, so viel mir bekannt ist, die Canarischen Inseln ab, auf denen sich der treffliche Weinbau bis zum 27° der N. Breite erstreckt. Seine nördliche Begränzung ist auf derselben, ungefähr der 50ste Grad. - Weinbau auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung, zwischen 33 und 34° der südlichen Breite.

2. Staatswirthschaftliche Würdigung des Weinbaues in den Deutschen Ländern. - Der Weinbau wird, der Erfahrung gemäß, wo er getrieben werden kann, öfters zu sehr ausgedehnt. Da er indessen den Produzenten selten, sondern vorzüglich blos die Weinhändler bereichert, so sollte er nur in den besten Lagen einer Weinbaugegend, am allerwenigsten aber in Ebenen (bey Deutschlands klimatischen Verhältnissen) statt finden. Man sollte es dahin zu bringen suchen, daß die Bewohner von Wein-

thig, deren Anbau, in der gegebenen Gegend, mit der größten Vollkommenheit, und dem größten Vortheile betrieben werden kann. (B)



Zu diesem Paragraphen wird nun ein kundiger Docent, ungefähr folgende Einzelnheiten hinzuzufügen im Stande seyn. (A).

1. In den heißen Climaten würde die Möglichkeit des Weinbaues, vielleicht von einer zweckmäßigen Bewässerung, und einer angemessenen Beschützung der Trauben, gegen die Sonnenhitze in den heißesten Tageszeiten, abhängen. Erstere ist in vielen Gegenden Italiens ꝛc. üblich; im Walliserlande, in einigen Lagen um Sion, ungleich häufiger aber im Ital. Tirol, und bereits um Botzen, wo die Lokalität Wässerung gestattet. Auch um Ispahan, der vormaligen Hauptstadt Persiens, zwischen 34 und 35° der Breite, werden nach Olivier die Weinberge gewässert. Von Spanien erzählt Columella, daß man damals, die Weinberge, in den Hundstagen, mit Decken von Palmzweigen versehen habe, um das Verbrennen der Trauben zu verhüten. Fr. Kas. Medicus ökon. Abh. I. 164. Die südlichste Begränzung des Weinbaudistriktes, auf unserer Hemisphäre, geben, so viel mir bekannt ist, die Canarischen Inseln ab, auf denen sich der treffliche Weinbau bis zum 27° der N. Breite erstreckt. Seine nördliche Begränzung ist auf derselben, ungefähr der 50ste Grad. – Weinbau auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung, zwischen 33 und 34° der südlichen Breite.

2. Staatswirthschaftliche Würdigung des Weinbaues in den Deutschen Ländern. – Der Weinbau wird, der Erfahrung gemäß, wo er getrieben werden kann, öfters zu sehr ausgedehnt. Da er indessen den Produzenten selten, sondern vorzüglich blos die Weinhändler bereichert, so sollte er nur in den besten Lagen einer Weinbaugegend, am allerwenigsten aber in Ebenen (bey Deutschlands klimatischen Verhältnissen) statt finden. Man sollte es dahin zu bringen suchen, daß die Bewohner von Wein-

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[47/0051] thig, deren Anbau, in der gegebenen Gegend, mit der größten Vollkommenheit, und dem größten Vortheile betrieben werden kann. (B) Zu diesem Paragraphen wird nun ein kundiger Docent, ungefähr folgende Einzelnheiten hinzuzufügen im Stande seyn. (A). 1. In den heißen Climaten würde die Möglichkeit des Weinbaues, vielleicht von einer zweckmäßigen Bewässerung, und einer angemessenen Beschützung der Trauben, gegen die Sonnenhitze in den heißesten Tageszeiten, abhängen. Erstere ist in vielen Gegenden Italiens ꝛc. üblich; im Walliserlande, in einigen Lagen um Sion, ungleich häufiger aber im Ital. Tirol, und bereits um Botzen, wo die Lokalität Wässerung gestattet. Auch um Ispahan, der vormaligen Hauptstadt Persiens, zwischen 34 und 35° der Breite, werden nach Olivier die Weinberge gewässert. Von Spanien erzählt Columella, daß man damals, die Weinberge, in den Hundstagen, mit Decken von Palmzweigen versehen habe, um das Verbrennen der Trauben zu verhüten. Fr. Kas. Medicus ökon. Abh. I. 164. Die südlichste Begränzung des Weinbaudistriktes, auf unserer Hemisphäre, geben, so viel mir bekannt ist, die Canarischen Inseln ab, auf denen sich der treffliche Weinbau bis zum 27° der N. Breite erstreckt. Seine nördliche Begränzung ist auf derselben, ungefähr der 50ste Grad. – Weinbau auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung, zwischen 33 und 34° der südlichen Breite. 2. Staatswirthschaftliche Würdigung des Weinbaues in den Deutschen Ländern. – Der Weinbau wird, der Erfahrung gemäß, wo er getrieben werden kann, öfters zu sehr ausgedehnt. Da er indessen den Produzenten selten, sondern vorzüglich blos die Weinhändler bereichert, so sollte er nur in den besten Lagen einer Weinbaugegend, am allerwenigsten aber in Ebenen (bey Deutschlands klimatischen Verhältnissen) statt finden. Man sollte es dahin zu bringen suchen, daß die Bewohner von Wein-

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Zitationshilfe: Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/51>, abgerufen am 25.04.2024.