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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Der Sonnetten


Das Erste Sonnet.
Ann Christianen und Sigis-
munden Jlgen/ Gebrüder/ über Ab-
leben Jhres Vatern/ Schwester

und Schwagern.
DU brüderliches Paar/ und meiner Freundschafft
Zier/
Halt' an/ und sieh dich ümm/ ob irgends aller
Enden/
noch was zu finden sey/ das deine Quahl kan wenden.
Halt' an/ und sieh dich ümm. Jch sehe/ klagst du mier/
Jch sehe nichts für mich. Ja/ recht. Jch gläub' es dier.
Was soll denn dieses Ach? Diß ringen mit den Händen?
Jsts diß nun/ das du siehst/ das dir soll Hülffe senden?
O nein. Drüm laß es nach/ und nim ein anders für.
Was aber? gieb dich drein. Dz Leid zwar wird gleich groß/
Je liebers uns was fällt. Jch sag' auch nicht so bloß/
daß man ümm Freunde nicht gebührlich trauren solle.
Was aber? gieb dich drein. Entschlage dich der Angst/
und wisse/ daß du nur durch schweigen diß erlangst/
was kein Mensch sonst nicht kan/ Er thu auch/ wie er wolle.


JJ.
Bey einer Leichen.
EJn Dunst in reger Lufft;
Ein geschwindes Wetterleuchten;
Güsse
Der Sonnetten


Das Erſte Sonnet.
Ann Chriſtianen und Sigis-
munden Jlgen/ Gebruͤder/ uͤber Ab-
leben Jhres Vatern/ Schweſter

und Schwagern.
DU bruͤderliches Paar/ und meiner Freundſchafft
Zier/
Halt’ an/ und ſieh dich uͤmm/ ob irgends aller
Enden/
noch was zu finden ſey/ das deine Quahl kan wenden.
Halt’ an/ und ſieh dich uͤmm. Jch ſehe/ klagſt du mier/
Jch ſehe nichts fuͤr mich. Ja/ recht. Jch glaͤub’ es dier.
Was ſoll denn dieſes Ach? Diß ringen mit den Haͤnden?
Jſts diß nun/ das du ſiehſt/ das dir ſoll Huͤlffe ſenden?
O nein. Druͤm laß es nach/ und nim ein anders fuͤr.
Was aber? gieb dich drein. Dz Leid zwar wird gleich gꝛoß/
Je liebers uns was faͤllt. Jch ſag’ auch nicht ſo bloß/
daß man uͤmm Freunde nicht gebuͤhrlich trauren ſolle.
Was aber? gieb dich drein. Entſchlage dich der Angſt/
und wiſſe/ daß du nur durch ſchweigen diß erlangſt/
was kein Menſch ſonſt nicht kan/ Er thu auch/ wie er wolle.


JJ.
Bey einer Leichen.
EJn Dunſt in reger Lufft;
Ein geſchwindes Wetterleuchten;
Guͤſſe
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[664/0684] Der Sonnetten Das Erſte Sonnet. Ann Chriſtianen und Sigis- munden Jlgen/ Gebruͤder/ uͤber Ab- leben Jhres Vatern/ Schweſter und Schwagern. DU bruͤderliches Paar/ und meiner Freundſchafft Zier/ Halt’ an/ und ſieh dich uͤmm/ ob irgends aller Enden/ noch was zu finden ſey/ das deine Quahl kan wenden. Halt’ an/ und ſieh dich uͤmm. Jch ſehe/ klagſt du mier/ Jch ſehe nichts fuͤr mich. Ja/ recht. Jch glaͤub’ es dier. Was ſoll denn dieſes Ach? Diß ringen mit den Haͤnden? Jſts diß nun/ das du ſiehſt/ das dir ſoll Huͤlffe ſenden? O nein. Druͤm laß es nach/ und nim ein anders fuͤr. Was aber? gieb dich drein. Dz Leid zwar wird gleich gꝛoß/ Je liebers uns was faͤllt. Jch ſag’ auch nicht ſo bloß/ daß man uͤmm Freunde nicht gebuͤhrlich trauren ſolle. Was aber? gieb dich drein. Entſchlage dich der Angſt/ und wiſſe/ daß du nur durch ſchweigen diß erlangſt/ was kein Menſch ſonſt nicht kan/ Er thu auch/ wie er wolle. JJ. Bey einer Leichen. EJn Dunſt in reger Lufft; Ein geſchwindes Wetterleuchten; Guͤſſe

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/684>, abgerufen am 23.04.2024.