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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

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Die Kunst ist frei; sie duldet keine Fessel,
All' ihr Gesetz ist Schönheit und Natur;
Das Schwert des Zornes und des Witzes Nessel
Entreiß ihr nicht, es braut ihr Zauberkessel
Am Freiheitsfeuer Zaubertränke nur;
Ich suchte mir und fand die Missethäter,
Elisabeth, auf Deiner Väter Thron;
Wer aber zahlt dem tückischen Verräther,
Der Kronen trägt, auch heut noch seinen Lohn?
Wohlan denn Fürst, sei Du der Kunst Erretter,
Nimm ihr das Joch, darin sie schuldlos litt,
Frei sei der Dichter und die Welt der Bretter,
Ob immer auch ein throngeborner Vetter
Als Richard Gloster auf die Bühne tritt.
Du liebst die Kunst; was Licht und Sonnenschimmer
Der Blume sind, ist ihr die Fürstengunst,
Doch wie die Blume, Fürst, im Erdreich immer,
So wurzelt in der Freiheit alle Kunst.

Die Kunſt iſt frei; ſie duldet keine Feſſel,
All’ ihr Geſetz iſt Schönheit und Natur;
Das Schwert des Zornes und des Witzes Neſſel
Entreiß ihr nicht, es braut ihr Zauberkeſſel
Am Freiheitsfeuer Zaubertränke nur;
Ich ſuchte mir und fand die Miſſethäter,
Eliſabeth, auf Deiner Väter Thron;
Wer aber zahlt dem tückiſchen Verräther,
Der Kronen trägt, auch heut noch ſeinen Lohn?
Wohlan denn Fürſt, ſei Du der Kunſt Erretter,
Nimm ihr das Joch, darin ſie ſchuldlos litt,
Frei ſei der Dichter und die Welt der Bretter,
Ob immer auch ein throngeborner Vetter
Als Richard Gloſter auf die Bühne tritt.
Du liebſt die Kunſt; was Licht und Sonnenſchimmer
Der Blume ſind, iſt ihr die Fürſtengunſt,
Doch wie die Blume, Fürſt, im Erdreich immer,
So wurzelt in der Freiheit alle Kunſt.

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[229/0243] Die Kunſt iſt frei; ſie duldet keine Feſſel, All’ ihr Geſetz iſt Schönheit und Natur; Das Schwert des Zornes und des Witzes Neſſel Entreiß ihr nicht, es braut ihr Zauberkeſſel Am Freiheitsfeuer Zaubertränke nur; Ich ſuchte mir und fand die Miſſethäter, Eliſabeth, auf Deiner Väter Thron; Wer aber zahlt dem tückiſchen Verräther, Der Kronen trägt, auch heut noch ſeinen Lohn? Wohlan denn Fürſt, ſei Du der Kunſt Erretter, Nimm ihr das Joch, darin ſie ſchuldlos litt, Frei ſei der Dichter und die Welt der Bretter, Ob immer auch ein throngeborner Vetter Als Richard Gloſter auf die Bühne tritt. Du liebſt die Kunſt; was Licht und Sonnenſchimmer Der Blume ſind, iſt ihr die Fürſtengunſt, Doch wie die Blume, Fürſt, im Erdreich immer, So wurzelt in der Freiheit alle Kunſt.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/243>, abgerufen am 28.04.2024.