Van Dyk. Volk und Kunst Sind jetzt Geschwister, die sich nicht verstehn; Es zieht ein jedes seine eigne Straße.
König. Ein wahres Wort! und glücklich alle Kunst, Die unberührt vom Schmutz und Schlamm des Lebens, Taub für den Haß und Wirrwarr der Parthein, Den Massen fern, -- die eignen Pfade zieht. Und glücklich Ihr, die Ihr der Schönheit dient! Euch bindet nicht des Landes enge Grenze, Nur in zwei Völker theilt sich Euch die Welt: In geistig Sehende und geistig Blinde. Die Einen fliegen jubelnd Euch entgegen, Die Andern wissen kaum es, daß ihr seid, Und so, vor aller Niedrigkeit geborgen, Löst Ihr das Räthsel, ungehasst vom Pöbel, Der Guten Freund, der Besten -- Stolz zu sein.
Van Dyk. Volk und Kunſt Sind jetzt Geſchwiſter, die ſich nicht verſtehn; Es zieht ein jedes ſeine eigne Straße.
König. Ein wahres Wort! und glücklich alle Kunſt, Die unberührt vom Schmutz und Schlamm des Lebens, Taub für den Haß und Wirrwarr der Parthein, Den Maſſen fern, — die eignen Pfade zieht. Und glücklich Ihr, die Ihr der Schönheit dient! Euch bindet nicht des Landes enge Grenze, Nur in zwei Völker theilt ſich Euch die Welt: In geiſtig Sehende und geiſtig Blinde. Die Einen fliegen jubelnd Euch entgegen, Die Andern wiſſen kaum es, daß ihr ſeid, Und ſo, vor aller Niedrigkeit geborgen, Löſt Ihr das Räthſel, ungehaſſt vom Pöbel, Der Guten Freund, der Beſten — Stolz zu ſein.
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Van Dyk.
Volk und Kunſt
Sind jetzt Geſchwiſter, die ſich nicht verſtehn;
Es zieht ein jedes ſeine eigne Straße.
König.
Ein wahres Wort! und glücklich alle Kunſt,
Die unberührt vom Schmutz und Schlamm des
Lebens,
Taub für den Haß und Wirrwarr der Parthein,
Den Maſſen fern, — die eignen Pfade zieht.
Und glücklich Ihr, die Ihr der Schönheit dient!
Euch bindet nicht des Landes enge Grenze,
Nur in zwei Völker theilt ſich Euch die Welt:
In geiſtig Sehende und geiſtig Blinde.
Die Einen fliegen jubelnd Euch entgegen,
Die Andern wiſſen kaum es, daß ihr ſeid,
Und ſo, vor aller Niedrigkeit geborgen,
Löſt Ihr das Räthſel, ungehaſſt vom Pöbel,
Der Guten Freund, der Beſten — Stolz zu ſein.
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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/269>, abgerufen am 01.12.2023.
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