Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.einmal eine kurze Weile geglänzt haben soll - war einfach Mensch geworden und der alte Swinemünder Ton konnte, wie vordem, unbehindert weiterherrschen. Unter denen, die diesen alten Ton in seiner kräftigsten Urgestalt repräsentirten, stand Konsul Thompson obenan. Er bewohnte ein großes Haus am Markt, ein Haus mit drei Fronten, an deren einer sein kleiner Kaufladen lag, denn, wie bei allen Konsuln, so durfte auch bei ihm der Laden nicht fehlen. Warum alle so sehr darauf hielten, weiß ich nicht, da, wie mir scheinen will, der Ertrag dieser Läden nur unbedeutend sein konnte. Thompson, damals ein Mann von Mitte 40, glich, für gewöhnlich, dem "deutschen Herrn", dem Tiefenbach in den Piccolominis, verstand es aber, wenn es paßte, den gemüthlichen Tiefenbach in den rücksichtslosesten Illo zu verkehren. Klug, humoristisch, voll Schlagfertigkeit, war er immer noch sehr beliebt und einflußreich, trotzdem er den unter dem Ansehen einer anderen und geschulteren Familie seit etwa 15 Jahren immer maßvoller gewordenen Stadtton, nicht mehr ausschließlich bestimmte. Nur im Bowle-Brauen war er unbestrittener Herrscher geblieben. In einer Art Gegensatz zu ihm stand Kaufmann Schultze, der, was Thompson in steifem Grog einmal eine kurze Weile geglänzt haben soll – war einfach Mensch geworden und der alte Swinemünder Ton konnte, wie vordem, unbehindert weiterherrschen. Unter denen, die diesen alten Ton in seiner kräftigsten Urgestalt repräsentirten, stand Konsul Thompson obenan. Er bewohnte ein großes Haus am Markt, ein Haus mit drei Fronten, an deren einer sein kleiner Kaufladen lag, denn, wie bei allen Konsuln, so durfte auch bei ihm der Laden nicht fehlen. Warum alle so sehr darauf hielten, weiß ich nicht, da, wie mir scheinen will, der Ertrag dieser Läden nur unbedeutend sein konnte. Thompson, damals ein Mann von Mitte 40, glich, für gewöhnlich, dem „deutschen Herrn“, dem Tiefenbach in den Piccolominis, verstand es aber, wenn es paßte, den gemüthlichen Tiefenbach in den rücksichtslosesten Illo zu verkehren. Klug, humoristisch, voll Schlagfertigkeit, war er immer noch sehr beliebt und einflußreich, trotzdem er den unter dem Ansehen einer anderen und geschulteren Familie seit etwa 15 Jahren immer maßvoller gewordenen Stadtton, nicht mehr ausschließlich bestimmte. Nur im Bowle-Brauen war er unbestrittener Herrscher geblieben. In einer Art Gegensatz zu ihm stand Kaufmann Schultze, der, was Thompson in steifem Grog <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="106"/> einmal eine kurze Weile geglänzt haben soll – war einfach Mensch geworden und der alte Swinemünder Ton konnte, wie vordem, unbehindert weiterherrschen.</p> <p>Unter denen, die diesen alten Ton in seiner kräftigsten Urgestalt repräsentirten, stand Konsul <hi rendition="#g">Thompson</hi> obenan. Er bewohnte ein großes Haus am Markt, ein Haus mit drei Fronten, an deren einer sein kleiner Kaufladen lag, denn, wie bei allen Konsuln, so durfte auch bei ihm der Laden nicht fehlen. Warum alle so sehr darauf hielten, weiß ich nicht, da, wie mir scheinen will, der Ertrag dieser Läden nur unbedeutend sein konnte. Thompson, damals ein Mann von Mitte 40, glich, für gewöhnlich, dem „deutschen Herrn“, dem Tiefenbach in den Piccolominis, verstand es aber, wenn es paßte, den gemüthlichen Tiefenbach in den rücksichtslosesten Illo zu verkehren. Klug, humoristisch, voll Schlagfertigkeit, war er immer noch sehr beliebt und einflußreich, trotzdem er den unter dem <choice><sic>Anehen</sic><corr type="editorial">Ansehen</corr></choice> einer anderen und geschulteren Familie seit etwa 15 Jahren immer maßvoller gewordenen Stadtton, nicht mehr ausschließlich bestimmte. Nur im Bowle-Brauen war er unbestrittener Herrscher geblieben.</p> <p>In einer Art Gegensatz zu ihm stand Kaufmann <hi rendition="#g">Schultze</hi>, der, was Thompson in steifem Grog </p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0114]
einmal eine kurze Weile geglänzt haben soll – war einfach Mensch geworden und der alte Swinemünder Ton konnte, wie vordem, unbehindert weiterherrschen.
Unter denen, die diesen alten Ton in seiner kräftigsten Urgestalt repräsentirten, stand Konsul Thompson obenan. Er bewohnte ein großes Haus am Markt, ein Haus mit drei Fronten, an deren einer sein kleiner Kaufladen lag, denn, wie bei allen Konsuln, so durfte auch bei ihm der Laden nicht fehlen. Warum alle so sehr darauf hielten, weiß ich nicht, da, wie mir scheinen will, der Ertrag dieser Läden nur unbedeutend sein konnte. Thompson, damals ein Mann von Mitte 40, glich, für gewöhnlich, dem „deutschen Herrn“, dem Tiefenbach in den Piccolominis, verstand es aber, wenn es paßte, den gemüthlichen Tiefenbach in den rücksichtslosesten Illo zu verkehren. Klug, humoristisch, voll Schlagfertigkeit, war er immer noch sehr beliebt und einflußreich, trotzdem er den unter dem Ansehen einer anderen und geschulteren Familie seit etwa 15 Jahren immer maßvoller gewordenen Stadtton, nicht mehr ausschließlich bestimmte. Nur im Bowle-Brauen war er unbestrittener Herrscher geblieben.
In einer Art Gegensatz zu ihm stand Kaufmann Schultze, der, was Thompson in steifem Grog
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