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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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Callander, seinen Thurm und seine Ulmenallee, vor allem aber sein Wirthshaus. Das Schild desselben zeigt uns natürlich einen Hochländer vom Clan der Mac Gregors, und selbst die bunt umherstehenden Post- und Gepäckkarren, haben sich so viel wie möglich in die Farben dieses nachbarlichen Clans gehüllt. Unsere Fahrt aber in Luft und Sonnenbrand hat uns vor allem hungrig und durstig gemacht, und ohne irgend welches Kümmern darum, ob hier im Zeichen Robin Hoods oder Rob Roys gegessen wird, halten wir uns an die Sache selbst und umlagern das Buffet. Glücklich, ein Glas Ale und einen Bissen Haferbrod erobert zu haben, folgen wir jetzt willig wieder der Mahnung des Conducteurs, und mit Hülfe eines zurückbleibenden wohlbeleibten Farmers in unserem Comfort wesentlich verbessert, geht es nunmehr in wirkliche Hochlandslandschaft hinein.

Unmittelbar hinter Callander beginnt, auf eine Strecke von etwa drei deutschen Meilen, jener schöne, berg- und seegeschmückte Landstrich, dem die Schotten in dankbarer Huldigung gegen den Dichter, der hier jeden Zoll breit Erde poetisch verherrlicht hat, den Beinamen "the country of the lady of the lake" gegeben haben. Um dieses Land zu verstehen und zu genießen, ist es nöthig, mit dem Inhalt der gleichnamigen Dichtung einigermaßen vertraut zu sein. Es hat einen Sinn, wenn auf den Frühstückstischen in Stirling, neben der neuesten Zeitung auch die Goldschnittexemplare der "Jungfrau

Callander, seinen Thurm und seine Ulmenallee, vor allem aber sein Wirthshaus. Das Schild desselben zeigt uns natürlich einen Hochländer vom Clan der Mac Gregors, und selbst die bunt umherstehenden Post- und Gepäckkarren, haben sich so viel wie möglich in die Farben dieses nachbarlichen Clans gehüllt. Unsere Fahrt aber in Luft und Sonnenbrand hat uns vor allem hungrig und durstig gemacht, und ohne irgend welches Kümmern darum, ob hier im Zeichen Robin Hoods oder Rob Roys gegessen wird, halten wir uns an die Sache selbst und umlagern das Buffet. Glücklich, ein Glas Ale und einen Bissen Haferbrod erobert zu haben, folgen wir jetzt willig wieder der Mahnung des Conducteurs, und mit Hülfe eines zurückbleibenden wohlbeleibten Farmers in unserem Comfort wesentlich verbessert, geht es nunmehr in wirkliche Hochlandslandschaft hinein.

Unmittelbar hinter Callander beginnt, auf eine Strecke von etwa drei deutschen Meilen, jener schöne, berg- und seegeschmückte Landstrich, dem die Schotten in dankbarer Huldigung gegen den Dichter, der hier jeden Zoll breit Erde poetisch verherrlicht hat, den Beinamen „the country of the lady of the lake“ gegeben haben. Um dieses Land zu verstehen und zu genießen, ist es nöthig, mit dem Inhalt der gleichnamigen Dichtung einigermaßen vertraut zu sein. Es hat einen Sinn, wenn auf den Frühstückstischen in Stirling, neben der neuesten Zeitung auch die Goldschnittexemplare der „Jungfrau

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[176/0190] Callander, seinen Thurm und seine Ulmenallee, vor allem aber sein Wirthshaus. Das Schild desselben zeigt uns natürlich einen Hochländer vom Clan der Mac Gregors, und selbst die bunt umherstehenden Post- und Gepäckkarren, haben sich so viel wie möglich in die Farben dieses nachbarlichen Clans gehüllt. Unsere Fahrt aber in Luft und Sonnenbrand hat uns vor allem hungrig und durstig gemacht, und ohne irgend welches Kümmern darum, ob hier im Zeichen Robin Hoods oder Rob Roys gegessen wird, halten wir uns an die Sache selbst und umlagern das Buffet. Glücklich, ein Glas Ale und einen Bissen Haferbrod erobert zu haben, folgen wir jetzt willig wieder der Mahnung des Conducteurs, und mit Hülfe eines zurückbleibenden wohlbeleibten Farmers in unserem Comfort wesentlich verbessert, geht es nunmehr in wirkliche Hochlandslandschaft hinein. Unmittelbar hinter Callander beginnt, auf eine Strecke von etwa drei deutschen Meilen, jener schöne, berg- und seegeschmückte Landstrich, dem die Schotten in dankbarer Huldigung gegen den Dichter, der hier jeden Zoll breit Erde poetisch verherrlicht hat, den Beinamen „the country of the lady of the lake“ gegeben haben. Um dieses Land zu verstehen und zu genießen, ist es nöthig, mit dem Inhalt der gleichnamigen Dichtung einigermaßen vertraut zu sein. Es hat einen Sinn, wenn auf den Frühstückstischen in Stirling, neben der neuesten Zeitung auch die Goldschnittexemplare der „Jungfrau

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/190>, abgerufen am 23.04.2024.