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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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zwei Hände, deren Zeigefinger von rechts und links auf ein in der Mitte befindliches Herz deuten. Darunter die Jahreszahl 1329. Die Inschrift besteht aus vier Reimpaaren, die sich ungefähr dahin übersetzen lassen:

Unter allen Lords in meinem Reich
War keiner doch dem Douglas gleich.
Drum trag Du, wenn ich gestorben bin,
Mein Herz zum heiligen Grabe hin.
Dort mag es liegen tief und still,
Bis mein Erlöser es wecken will.
Ein bess'rer Ritter bis diese Stund
An keines Königs Seite stund.
*)

1745 nach Ausbruch der Stuart-Insurrektion, stand die Familie in Gefahr, diese Reliquie durch ruchlose Hand einzubüßen. Einer der Anhänger des Prätendenten, vielleicht aus einem eifersüchtigen Gefühl gegen die Douglas, noch wahrscheinlicher aus einem Mangel an Gefühl überhaupt, entführte dies werthvolle Curiosum aus der Rüstkammer von Douglas-Castle und es bedurfte langer Nachforschungen im Lager, bevor das alte Schwert seinem rechtmäßigen Eigenthümer wieder zugestellt werden konnte. Es ist jetzt selbstverständlich im Besitz von Lord Douglas.



*) Diese Schwertesworte sind es wohl, die dem zu früh verstorbenen Grafen von Strachwitz zu seinem Gedichte "das Herz von Douglas" Veranlassung gegeben haben, eine der schönsten Balladen die unsre gesammte Literatur aufzuweisen hat.

zwei Hände, deren Zeigefinger von rechts und links auf ein in der Mitte befindliches Herz deuten. Darunter die Jahreszahl 1329. Die Inschrift besteht aus vier Reimpaaren, die sich ungefähr dahin übersetzen lassen:

Unter allen Lords in meinem Reich
War keiner doch dem Douglas gleich.
Drum trag Du, wenn ich gestorben bin,
Mein Herz zum heiligen Grabe hin.
Dort mag es liegen tief und still,
Bis mein Erlöser es wecken will.
Ein bess’rer Ritter bis diese Stund
An keines Königs Seite stund.
*)

1745 nach Ausbruch der Stuart-Insurrektion, stand die Familie in Gefahr, diese Reliquie durch ruchlose Hand einzubüßen. Einer der Anhänger des Prätendenten, vielleicht aus einem eifersüchtigen Gefühl gegen die Douglas, noch wahrscheinlicher aus einem Mangel an Gefühl überhaupt, entführte dies werthvolle Curiosum aus der Rüstkammer von Douglas-Castle und es bedurfte langer Nachforschungen im Lager, bevor das alte Schwert seinem rechtmäßigen Eigenthümer wieder zugestellt werden konnte. Es ist jetzt selbstverständlich im Besitz von Lord Douglas.



*) Diese Schwertesworte sind es wohl, die dem zu früh verstorbenen Grafen von Strachwitz zu seinem Gedichte „das Herz von Douglas“ Veranlassung gegeben haben, eine der schönsten Balladen die unsre gesammte Literatur aufzuweisen hat.
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[84/0098] zwei Hände, deren Zeigefinger von rechts und links auf ein in der Mitte befindliches Herz deuten. Darunter die Jahreszahl 1329. Die Inschrift besteht aus vier Reimpaaren, die sich ungefähr dahin übersetzen lassen: Unter allen Lords in meinem Reich War keiner doch dem Douglas gleich. Drum trag Du, wenn ich gestorben bin, Mein Herz zum heiligen Grabe hin. Dort mag es liegen tief und still, Bis mein Erlöser es wecken will. Ein bess’rer Ritter bis diese Stund An keines Königs Seite stund. *) 1745 nach Ausbruch der Stuart-Insurrektion, stand die Familie in Gefahr, diese Reliquie durch ruchlose Hand einzubüßen. Einer der Anhänger des Prätendenten, vielleicht aus einem eifersüchtigen Gefühl gegen die Douglas, noch wahrscheinlicher aus einem Mangel an Gefühl überhaupt, entführte dies werthvolle Curiosum aus der Rüstkammer von Douglas-Castle und es bedurfte langer Nachforschungen im Lager, bevor das alte Schwert seinem rechtmäßigen Eigenthümer wieder zugestellt werden konnte. Es ist jetzt selbstverständlich im Besitz von Lord Douglas. *) Diese Schwertesworte sind es wohl, die dem zu früh verstorbenen Grafen von Strachwitz zu seinem Gedichte „das Herz von Douglas“ Veranlassung gegeben haben, eine der schönsten Balladen die unsre gesammte Literatur aufzuweisen hat.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
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  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/98>, abgerufen am 25.04.2024.