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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.

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5. Kapitel.
Victoire v. Carayon an Lisette
v. Verbandt.


Berlin, den 3. Ma chere Lisette.

Wie froh war ich, endlich von Dir
zu hören, und so Gutes. Nicht als ob
ich es anders erwartet hätte; wenige Männer hab
ich kennen gelernt, die mir so ganz eine Garantie des
Glückes zu bieten scheinen, wie der Deinige. Gesund,
wohlwollend, anspruchslos, und von jenem schönen
Wissens- und Bildungsmaß, das ein gleich gefährliches
Zuviel und Zuwenig vermeidet. Wobei ein "Zuviel"
das vielleicht noch gefährlichere ist. Denn junge Frauen
sind nur zu geneigt, die Forderung zu stellen "Du
sollst keine andren Götter haben neben mir." Ich
sehe das beinah täglich bei Rombergs, und Marie
weiß es ihrem klugen und liebenswürdigen Gatten

5. Kapitel.
Victoire v. Carayon an Liſette
v. Verbandt.


Berlin, den 3. Ma chère Lisette.

Wie froh war ich, endlich von Dir
zu hören, und ſo Gutes. Nicht als ob
ich es anders erwartet hätte; wenige Männer hab
ich kennen gelernt, die mir ſo ganz eine Garantie des
Glückes zu bieten ſcheinen, wie der Deinige. Geſund,
wohlwollend, anſpruchslos, und von jenem ſchönen
Wiſſens- und Bildungsmaß, das ein gleich gefährliches
Zuviel und Zuwenig vermeidet. Wobei ein „Zuviel“
das vielleicht noch gefährlichere iſt. Denn junge Frauen
ſind nur zu geneigt, die Forderung zu ſtellen „Du
ſollſt keine andren Götter haben neben mir.“ Ich
ſehe das beinah täglich bei Rombergs, und Marie
weiß es ihrem klugen und liebenswürdigen Gatten

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[[61]/0073] 5. Kapitel. Victoire v. Carayon an Liſette v. Verbandt. Berlin, den 3. Ma chère Lisette. Wie froh war ich, endlich von Dir zu hören, und ſo Gutes. Nicht als ob ich es anders erwartet hätte; wenige Männer hab ich kennen gelernt, die mir ſo ganz eine Garantie des Glückes zu bieten ſcheinen, wie der Deinige. Geſund, wohlwollend, anſpruchslos, und von jenem ſchönen Wiſſens- und Bildungsmaß, das ein gleich gefährliches Zuviel und Zuwenig vermeidet. Wobei ein „Zuviel“ das vielleicht noch gefährlichere iſt. Denn junge Frauen ſind nur zu geneigt, die Forderung zu ſtellen „Du ſollſt keine andren Götter haben neben mir.“ Ich ſehe das beinah täglich bei Rombergs, und Marie weiß es ihrem klugen und liebenswürdigen Gatten

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. [61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/73>, abgerufen am 18.04.2024.