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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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meinschaftlichen Lager genügen lassen. Hier
wärmen wir uns jetzt beym Schreiben mit
Deinem russischen Thee, und preisen die
gütige Vorsorge, die uns damit beschenkte.
Ohne ihn darbten wir in dieser Amazonen¬
stadt, wo noch vor wenigen Tagen drei¬
hundert Mann Exekutionstruppen den Muth
der Weiber dämpfen mussten, die sich ge¬
gen eine missverstandene Verordnung aufge¬
lehnt und einigen Soldaten blutige Köpfe
geschlagen hatten. Die militairische Gewalt
hat jetzt die Oberhand über das schöne Ge¬
schlecht, das nach einem Paar Gestalten, die
an uns diesen Abend vorüberschwebten, zu
urtheilen, für ganz andere Kriege gebildet
zu seyn scheint.

Ein- für allemal bitte ich jetzt um Deine
Nachsicht, wenn ich künftig auf Abschwei¬
fungen gerathe, oder nicht so zierlich wie
ein Gelehrter, der auf seinem Studierzimmer

I. Theil. B

meinschaftlichen Lager genügen lassen. Hier
wärmen wir uns jetzt beym Schreiben mit
Deinem russischen Thee, und preisen die
gütige Vorsorge, die uns damit beschenkte.
Ohne ihn darbten wir in dieser Amazonen¬
stadt, wo noch vor wenigen Tagen drei¬
hundert Mann Exekutionstruppen den Muth
der Weiber dämpfen muſsten, die sich ge¬
gen eine miſsverstandene Verordnung aufge¬
lehnt und einigen Soldaten blutige Köpfe
geschlagen hatten. Die militairische Gewalt
hat jetzt die Oberhand über das schöne Ge¬
schlecht, das nach einem Paar Gestalten, die
an uns diesen Abend vorüberschwebten, zu
urtheilen, für ganz andere Kriege gebildet
zu seyn scheint.

Ein- für allemal bitte ich jetzt um Deine
Nachsicht, wenn ich künftig auf Abschwei¬
fungen gerathe, oder nicht so zierlich wie
ein Gelehrter, der auf seinem Studierzimmer

I. Theil. B
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[17/0029] meinschaftlichen Lager genügen lassen. Hier wärmen wir uns jetzt beym Schreiben mit Deinem russischen Thee, und preisen die gütige Vorsorge, die uns damit beschenkte. Ohne ihn darbten wir in dieser Amazonen¬ stadt, wo noch vor wenigen Tagen drei¬ hundert Mann Exekutionstruppen den Muth der Weiber dämpfen muſsten, die sich ge¬ gen eine miſsverstandene Verordnung aufge¬ lehnt und einigen Soldaten blutige Köpfe geschlagen hatten. Die militairische Gewalt hat jetzt die Oberhand über das schöne Ge¬ schlecht, das nach einem Paar Gestalten, die an uns diesen Abend vorüberschwebten, zu urtheilen, für ganz andere Kriege gebildet zu seyn scheint. Ein- für allemal bitte ich jetzt um Deine Nachsicht, wenn ich künftig auf Abschwei¬ fungen gerathe, oder nicht so zierlich wie ein Gelehrter, der auf seinem Studierzimmer I. Theil. B

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/29>, abgerufen am 29.03.2024.