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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

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Jn einem Gemisch von Bangigkeit und Ueberraschung begrüßte Luise ihren Gast, mehr kalt als würdig; er hingegen maß sie mit einem seltsam lächelnden Blick, der sich gleich darauf unter den schönsten Wimpern senkte, und dem beweglichen Mienenspiel einen Anflug von bescheidner Zurückhaltung gab. Julius Augen ruheten forschend auf Luisen. Er fürchtete jedes störende Gefühl in ihrer Seele und eben deshalb ihr Mißfallen über Fernandos Ankunft. Allein sie verbarg alles was in ihr vorging unter einer scheinbaren Gleichgültigkeit, und beschäftigte sich angelegentlich bei dem Theetisch, den man vor den Kamin gestellt hatte. Fernando setzte sich ihr gegenüber; die Unterhaltung blieb einsilbig. Julius fühlte wohl, daß sein gewandter Freund leise auftrat, um erst den herrschenden Geist seiner Umgebungen aufzufassen; er suchte ihn daher durch die Frage: was ihn so schnell zu einer Reise nach Deutschland bewogen habe? mehr auf sich selbst zurück, und zugleich

Jn einem Gemisch von Bangigkeit und Ueberraschung begrüßte Luise ihren Gast, mehr kalt als würdig; er hingegen maß sie mit einem seltsam lächelnden Blick, der sich gleich darauf unter den schönsten Wimpern senkte, und dem beweglichen Mienenspiel einen Anflug von bescheidner Zurückhaltung gab. Julius Augen ruheten forschend auf Luisen. Er fürchtete jedes störende Gefühl in ihrer Seele und eben deshalb ihr Mißfallen über Fernandos Ankunft. Allein sie verbarg alles was in ihr vorging unter einer scheinbaren Gleichgültigkeit, und beschäftigte sich angelegentlich bei dem Theetisch, den man vor den Kamin gestellt hatte. Fernando setzte sich ihr gegenüber; die Unterhaltung blieb einsilbig. Julius fühlte wohl, daß sein gewandter Freund leise auftrat, um erst den herrschenden Geist seiner Umgebungen aufzufassen; er suchte ihn daher durch die Frage: was ihn so schnell zu einer Reise nach Deutschland bewogen habe? mehr auf sich selbst zurück, und zugleich

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[91/0099] Jn einem Gemisch von Bangigkeit und Ueberraschung begrüßte Luise ihren Gast, mehr kalt als würdig; er hingegen maß sie mit einem seltsam lächelnden Blick, der sich gleich darauf unter den schönsten Wimpern senkte, und dem beweglichen Mienenspiel einen Anflug von bescheidner Zurückhaltung gab. Julius Augen ruheten forschend auf Luisen. Er fürchtete jedes störende Gefühl in ihrer Seele und eben deshalb ihr Mißfallen über Fernandos Ankunft. Allein sie verbarg alles was in ihr vorging unter einer scheinbaren Gleichgültigkeit, und beschäftigte sich angelegentlich bei dem Theetisch, den man vor den Kamin gestellt hatte. Fernando setzte sich ihr gegenüber; die Unterhaltung blieb einsilbig. Julius fühlte wohl, daß sein gewandter Freund leise auftrat, um erst den herrschenden Geist seiner Umgebungen aufzufassen; er suchte ihn daher durch die Frage: was ihn so schnell zu einer Reise nach Deutschland bewogen habe? mehr auf sich selbst zurück, und zugleich

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/99>, abgerufen am 24.04.2024.