Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

den Einfluß liebenswürdiger Theilnahme un-
wiederbringlich nehmen.

Zu hart mag es scheinen, die ernsten
Betrachtungen, wie eine dunkle Folie zwi-
schen den Schimmer erster, ungekannter
Freuden schieben, und den harmlosen Blick
der Einfalt, dadurch trüben zu wollen, daß
man ihm die Zukunft zur Gegenwart macht.
Genieße doch die Jugend, was die Jugend
bietet! höre ich hier Viele, unzufrieden aus-
rufen. Wozu die angenehme Täuschung
vor der Zeit zerstören! Weshalb da Miß-
trauen ausstreuen, wo Glaube und Zuver-
sicht allein gefahrlos an Klippen hinführen
können!

Jch erwiedre, Dünkel ist nicht Glau-
be, Anmaßung
nicht Vertrauen. Beide
bemächtigen sich der Seele niemals unge-
straft, wie unschuldig das Ding auch aus-
sehen möge.

Sollen Bewundrung und Beifall nicht
in das Gebiet der Thorheit verlocken, so
muß der geschmeichelte Sinn schüchtern in
sich zurücksinken, und ein gesunder Verstand,

8

den Einfluß liebenswuͤrdiger Theilnahme un-
wiederbringlich nehmen.

Zu hart mag es ſcheinen, die ernſten
Betrachtungen, wie eine dunkle Folie zwi-
ſchen den Schimmer erſter, ungekannter
Freuden ſchieben, und den harmloſen Blick
der Einfalt, dadurch truͤben zu wollen, daß
man ihm die Zukunft zur Gegenwart macht.
Genieße doch die Jugend, was die Jugend
bietet! hoͤre ich hier Viele, unzufrieden aus-
rufen. Wozu die angenehme Taͤuſchung
vor der Zeit zerſtoͤren! Weshalb da Miß-
trauen ausſtreuen, wo Glaube und Zuver-
ſicht allein gefahrlos an Klippen hinfuͤhren
koͤnnen!

Jch erwiedre, Duͤnkel iſt nicht Glau-
be, Anmaßung
nicht Vertrauen. Beide
bemaͤchtigen ſich der Seele niemals unge-
ſtraft, wie unſchuldig das Ding auch aus-
ſehen moͤge.

Sollen Bewundrung und Beifall nicht
in das Gebiet der Thorheit verlocken, ſo
muß der geſchmeichelte Sinn ſchuͤchtern in
ſich zuruͤckſinken, und ein geſunder Verſtand,

8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0117" n="113"/>
den Einfluß liebenswu&#x0364;rdiger Theilnahme un-<lb/>
wiederbringlich nehmen.</p><lb/>
          <p>Zu hart mag es &#x017F;cheinen, die ern&#x017F;ten<lb/>
Betrachtungen, wie eine dunkle Folie zwi-<lb/>
&#x017F;chen den Schimmer <hi rendition="#g">er&#x017F;ter,</hi> ungekannter<lb/>
Freuden &#x017F;chieben, und den harmlo&#x017F;en Blick<lb/>
der Einfalt, dadurch tru&#x0364;ben zu wollen, daß<lb/>
man ihm die Zukunft zur Gegenwart macht.<lb/>
Genieße doch die Jugend, was die Jugend<lb/>
bietet! ho&#x0364;re ich hier Viele, unzufrieden aus-<lb/>
rufen. Wozu die angenehme Ta&#x0364;u&#x017F;chung<lb/>
vor der Zeit zer&#x017F;to&#x0364;ren! Weshalb da Miß-<lb/>
trauen aus&#x017F;treuen, wo Glaube und Zuver-<lb/>
&#x017F;icht allein gefahrlos an Klippen hinfu&#x0364;hren<lb/>
ko&#x0364;nnen!</p><lb/>
          <p>Jch erwiedre, <hi rendition="#g">Du&#x0364;nkel</hi> i&#x017F;t nicht <hi rendition="#g">Glau-<lb/>
be, Anmaßung</hi> nicht <hi rendition="#g">Vertrauen.</hi> Beide<lb/>
bema&#x0364;chtigen &#x017F;ich der Seele niemals unge-<lb/>
&#x017F;traft, wie un&#x017F;chuldig das Ding auch aus-<lb/>
&#x017F;ehen mo&#x0364;ge.</p><lb/>
          <p>Sollen Bewundrung und Beifall nicht<lb/>
in das Gebiet der Thorheit verlocken, &#x017F;o<lb/>
muß der ge&#x017F;chmeichelte Sinn &#x017F;chu&#x0364;chtern in<lb/>
&#x017F;ich zuru&#x0364;ck&#x017F;inken, und ein ge&#x017F;under Ver&#x017F;tand,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">8</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0117] den Einfluß liebenswuͤrdiger Theilnahme un- wiederbringlich nehmen. Zu hart mag es ſcheinen, die ernſten Betrachtungen, wie eine dunkle Folie zwi- ſchen den Schimmer erſter, ungekannter Freuden ſchieben, und den harmloſen Blick der Einfalt, dadurch truͤben zu wollen, daß man ihm die Zukunft zur Gegenwart macht. Genieße doch die Jugend, was die Jugend bietet! hoͤre ich hier Viele, unzufrieden aus- rufen. Wozu die angenehme Taͤuſchung vor der Zeit zerſtoͤren! Weshalb da Miß- trauen ausſtreuen, wo Glaube und Zuver- ſicht allein gefahrlos an Klippen hinfuͤhren koͤnnen! Jch erwiedre, Duͤnkel iſt nicht Glau- be, Anmaßung nicht Vertrauen. Beide bemaͤchtigen ſich der Seele niemals unge- ſtraft, wie unſchuldig das Ding auch aus- ſehen moͤge. Sollen Bewundrung und Beifall nicht in das Gebiet der Thorheit verlocken, ſo muß der geſchmeichelte Sinn ſchuͤchtern in ſich zuruͤckſinken, und ein geſunder Verſtand, 8

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/117
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/117>, abgerufen am 15.05.2024.