Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

der Leute von Welt, besonders aber der Ju-
gend in Bezug auf das Alter. Natur und
Sitte sollen sich hier durch ein Drittes, durch
nothwendige Achtung, so vollständig durch-
dringen, daß der unwillkührlichen Mitthei-
lung keine Eintracht geschehe, und diese
doch in den bedingten Schranken gehalten
bleibe.

Man empfindet Personen, die immer in
freien und großen Verhältnissen lebten, eine
Leichtigkeit und Zartheit an, die alles, was
Anstand und Feinheit zugleich fordern, er-
schöpft.

Warum sollte die Jugend daher nicht
in gebührender Abhängigkeit, dennoch ganz
eigenthümlich, zu dem Alter stehen können?

Was auf den Kopf gestellt wird, drückt
in seiner schiefen Lage zu aller meist. Wo
man übersehen oder unterschätzt wird, da
rächt man sich durch ohngefähre Eingriffe.
Auf irgend eine Weise will jedweder zeigen,
daß er da ist, und wird die grämliche Laune
erst gereizt, so läßt sie sich aus, wie und
wo sie weiß und kann.

*

der Leute von Welt, beſonders aber der Ju-
gend in Bezug auf das Alter. Natur und
Sitte ſollen ſich hier durch ein Drittes, durch
nothwendige Achtung, ſo vollſtaͤndig durch-
dringen, daß der unwillkuͤhrlichen Mitthei-
lung keine Eintracht geſchehe, und dieſe
doch in den bedingten Schranken gehalten
bleibe.

Man empfindet Perſonen, die immer in
freien und großen Verhaͤltniſſen lebten, eine
Leichtigkeit und Zartheit an, die alles, was
Anſtand und Feinheit zugleich fordern, er-
ſchoͤpft.

Warum ſollte die Jugend daher nicht
in gebuͤhrender Abhaͤngigkeit, dennoch ganz
eigenthuͤmlich, zu dem Alter ſtehen koͤnnen?

Was auf den Kopf geſtellt wird, druͤckt
in ſeiner ſchiefen Lage zu aller meiſt. Wo
man uͤberſehen oder unterſchaͤtzt wird, da
raͤcht man ſich durch ohngefaͤhre Eingriffe.
Auf irgend eine Weiſe will jedweder zeigen,
daß er da iſt, und wird die graͤmliche Laune
erſt gereizt, ſo laͤßt ſie ſich aus, wie und
wo ſie weiß und kann.

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0135" n="131"/>
der Leute von Welt, be&#x017F;onders aber der Ju-<lb/>
gend in Bezug auf das Alter. Natur und<lb/>
Sitte &#x017F;ollen &#x017F;ich hier durch ein Drittes, durch<lb/>
nothwendige Achtung, &#x017F;o voll&#x017F;ta&#x0364;ndig durch-<lb/>
dringen, daß der unwillku&#x0364;hrlichen Mitthei-<lb/>
lung keine Eintracht ge&#x017F;chehe, und die&#x017F;e<lb/>
doch in den bedingten Schranken gehalten<lb/>
bleibe.</p><lb/>
          <p>Man empfindet Per&#x017F;onen, die immer in<lb/>
freien und großen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en lebten, eine<lb/>
Leichtigkeit und Zartheit an, die alles, was<lb/>
An&#x017F;tand und Feinheit zugleich fordern, er-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pft.</p><lb/>
          <p>Warum &#x017F;ollte die Jugend daher nicht<lb/>
in gebu&#x0364;hrender Abha&#x0364;ngigkeit, dennoch ganz<lb/>
eigenthu&#x0364;mlich, zu dem Alter &#x017F;tehen ko&#x0364;nnen?</p><lb/>
          <p>Was auf den Kopf ge&#x017F;tellt wird, dru&#x0364;ckt<lb/>
in &#x017F;einer &#x017F;chiefen Lage zu aller mei&#x017F;t. Wo<lb/>
man u&#x0364;ber&#x017F;ehen oder unter&#x017F;cha&#x0364;tzt wird, da<lb/>
ra&#x0364;cht man &#x017F;ich durch ohngefa&#x0364;hre Eingriffe.<lb/>
Auf irgend eine Wei&#x017F;e will jedweder zeigen,<lb/>
daß er da i&#x017F;t, und wird die gra&#x0364;mliche Laune<lb/>
er&#x017F;t gereizt, &#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ie &#x017F;ich aus, wie und<lb/>
wo &#x017F;ie weiß und kann.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0135] der Leute von Welt, beſonders aber der Ju- gend in Bezug auf das Alter. Natur und Sitte ſollen ſich hier durch ein Drittes, durch nothwendige Achtung, ſo vollſtaͤndig durch- dringen, daß der unwillkuͤhrlichen Mitthei- lung keine Eintracht geſchehe, und dieſe doch in den bedingten Schranken gehalten bleibe. Man empfindet Perſonen, die immer in freien und großen Verhaͤltniſſen lebten, eine Leichtigkeit und Zartheit an, die alles, was Anſtand und Feinheit zugleich fordern, er- ſchoͤpft. Warum ſollte die Jugend daher nicht in gebuͤhrender Abhaͤngigkeit, dennoch ganz eigenthuͤmlich, zu dem Alter ſtehen koͤnnen? Was auf den Kopf geſtellt wird, druͤckt in ſeiner ſchiefen Lage zu aller meiſt. Wo man uͤberſehen oder unterſchaͤtzt wird, da raͤcht man ſich durch ohngefaͤhre Eingriffe. Auf irgend eine Weiſe will jedweder zeigen, daß er da iſt, und wird die graͤmliche Laune erſt gereizt, ſo laͤßt ſie ſich aus, wie und wo ſie weiß und kann. *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/135
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/135>, abgerufen am 29.04.2024.